Pharmazeutische Zeitung online
RKI zu Coronavirus

Kein Vergleich mit der Grippe

SARS-CoV-2 ist leichter übertragbar als die Grippe und verursacht deutlich häufiger schwere Krankheitsverläufe, meldete der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) heute. Wer den Ernst der Situation noch nicht verstanden habe, solle bitte die Augen aufmachen.
Christina Hohmann-Jeddi
20.03.2020  11:54 Uhr

Die Zahlen zeigen deutlich, wie stark sich das neue Coronavirus ausbreitet. Weltweit sind inzwischen offiziell mehr als 200.000 SARS-CoV-2-Infektionen gemeldet, berichtete RKI-Präsident Professor Dr. Lothar Wieler heute in Berlin. Inzwischen wurden außerhalb von China mit 124.000 Fällen mehr Fälle als in China selbst (81.000 Infektionen) nachgewiesen.

»Die WHO-Region Europa zeigt mittlerweile das intensivste Geschehen«, sagte Wieler. In Italien, Frankreich und Spanien steigen die Infektionszahlen sprunghaft an. In Deutschland sind bis heute 14.000 Infektionen offiziell gemeldet. Das ist eine Zunahme von fast 3000 Infektionen zum Vortag. Man sehe eine exponenzielle Zunahme der Fälle, so Wieler. 31 Menschen sind in Deutschland an Covid-19 gestorben.

»Wir befinden uns am Anfang einer Epidemie«, sagte Wieler. »Wenn man sich eine Kurve vorstellt, befinden wir uns links unten.« Um das Geschehen übersichtlicher zu machen, habe das RKIein Dashboard online gestellt, das die offiziellen Infektionszahlen auf Landkreiseben abbildet. Bilder seien wichtig, um die Situation zu begreifen, so Wieler. Er appellierte noch einmal an die Vernunft aller, die Situation ernst zu nehmen. Man könne die Verbreitung des Erregers nur verlangsamen, wenn sich alle an die Spielregeln halten.

Die Krise wird noch unterschätzt

Einer Untersuchung von Bitkom zufolge seien große Teile der Bevölkerung noch nicht bereit, ihre sozialen Kontakte zu reduzieren. Nur vier von zehn Befragten träfen sich seltener mit Freunden oder Verwandten. Nur jeder Zweite vermeide es, unnötig auf die Straße zu gehen, 46 Prozent mieden öffentliche Verkehrsmittel. Der Umfrage zufolge halte jeder vierte Befragte die getroffenen Maßnahmen für Panikmache.

Die Aufgabe des unabhängigen wissenschaftlichen Instituts RKI sei es, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, betonte Wieler. »Wir werden weiterhin alles tun, um diese Krise so gut wie möglich zu überstehen.« Er appellierte dabei an alle, die vorgegebenen Empfehlungen des Instituts auch umzusetzen. Von der Grippe unterscheide sich die Covid-19 deutlich, erklärte Wieler. Zum einen übertrage sich die Erkrankung deutlich effizienter als die Grippe, zum anderen seien die Raten an schwer Erkrankten, an beatmungspflichtigen Patienten und die Sterberate höher. Das sei eine ganz andere Dimension. »Wenn es immer noch Menschen gibt, die das nicht glauben wollen, möchte ich sie bitten, die Augen zu öffnen für die Realität«, lautete Wielers Appell.

Mehr von Avoxa