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PEI-Bericht

Kein Risikosignal für Myokarditis nach Corona-Impfung

Thrombosen, Myokarditis und Guillain-Barré: Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat in seinem neuesten Sicherheitsbericht die Verdachtsmeldungen zu den vier zugelassenen Covid-19-Impfstoffen genau analysiert – und kein neues Sicherheitssignal gefunden. Vom sogenannten TTS seien aktuell Frauen und Männer aller Altersgruppen betroffen. Es könnte nach der Zweitimpfung deutlich schneller auftreten.
Daniela Hüttemann
10.06.2021  18:00 Uhr

Seit dem Start der Impfkampagne am 27. Dezember bis zum 31. Mai wurden dem PEI insgesamt 79.106 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen gemeldet – auf insgesamt 50.541.084 Millionen verimpfter Dosen, heißt es im heute veröffentlichten Sicherheitsbericht der Aufsichtsbehörde. 34.735 Meldungen betreffen Comirnaty® von Biontech und Pfizer (36,7 Millionen Impfdosen). Astra-Zenecas Vaxzevria® kommt mit 34.870 auf etwa genauso viele Verdachtsfälle, allerdings bei 9,2 Millionen verimpften Dosen. 8319 Meldungen gingen zum Covid-19-Impfstoff Moderna ein (4,0 Millionen Dosen) sowie 733 Meldungen zum Covid-19-Impfstoff Janssen (472.941 verimpfte Dosen).

Das sind zunächst Verdachtsmeldungen von Ärzten, Apothekerinnen und Patienten. Ob wirklich ein Kausalzusammenhang vorliegt, ist nicht immer klar. Von besonderem Interesse sind schwere unerwünschte Ereignisse. Dabei stehen im Moment vor allem das Thrombose-Thrombozytopenie-Syndrom(TTS)  durch die Vektorimpfstoffe und die Myokarditis und Perikarditis durch die mRNA-basierten Vakzinen im Fokus. Das PEI hat sich alle diesbezüglichen Meldungen angeschaut. 

860 gemeldete Verdachtsfälle thromboembolischer Ereignisse, 106 bestätigte TTS, darunter 21 Todesfälle – das ist die derzeitige Bilanz zu der gefürchteten Nebenwirkung des Astra-Zeneca-Impfstoffs Vaxzevria®. Damit verstarb jeder fünfte Patient mit TTS. Hinzu kommen zwei Todesfälle bei Männern im Alter von 38 und 70 Jahren, die nach der ersten Impfung tot aufgefunden worden waren. Bei den Obduktionen wurden eine Sinusthrombose und eine Hirnblutung festgestellt. Die Thrombozytenzahl lässt sich dagegen post mortem meist nicht bestimmen. Da jedoch beide Male keine anderen Risikofaktoren vorlagen und der zeitliche Zusammenhang gegeben war, geht das PEI von einem kausalen Zusammenhang aus.

Zu den 106 Betroffenen gehören 70 Frauen im Alter von 22 bis 79 Jahren sowie 35 Männer zwischen 20 und 81 Jahren. Bei 56,6 Prozent kam es zu einer Hirnvenenthrombose. Hier lag die Letalität bei 28,3 Prozent und damit deutlich höher als bei Hirnvenenthrombosen Ungeimpfter (3 Prozent Mortalität). Die Blutgerinnsel können aber auch in der Lunge, Bauchvenen sowie tiefen Beinvenen auftreten. In 13 Fällen waren nicht die Venen betroffen, sondern es traten arterielle Thromben auf. Bei jedem fünften lagen Thrombosen in mehreren Organsystemen vor.

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