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Sequenzierung zeigt

Jeder Infizierte trägt Mix an Coronavarianten

Bei SARS-CoV-2-Infizierten sind eine Vielzahl an verschiedenen Virusvarianten zu finden, wenn die Erreger genetisch sequenziert werden. Das berichten US-amerikanische Forschende im Journal »PLOS Genetics«.
Christina Hohmann-Jeddi
09.09.2022  13:30 Uhr

Meist wird bei SARS-CoV-2-Infektionen nur die dominante vorliegende Variante bestimmt, wenn überhaupt eine Sequenzierung stattfindet. Das genetische Bild ist aber komplexer. Wie komplex es ist, hat ein Team von Forschenden um Ernest R. Chan von der Case Western Reserve University in Cleveland, USA, jetzt untersucht. Sie führten eine Vollgenom-Sequenzierung von SARS-CoV-2-Viren bei 250 Infizierten aus Ohio durch und erhielten noch entsprechende genetische Daten von 110 Patienten aus anderen Ländern. Ihre Ergebnisse stellen die Forscher im Fachjournal »PLOS Genetics« vor. 

Demnach nahm die genetische Diversität im Laufe der Pandemie deutlich zu. Zudem stellten die Forschenden fest, dass bei jeder Infektion nicht nur eine Virusvariante vorhanden ist, sondern eine heterogene Mischung von Varianten vorliegt.

»Unsere Arbeit weist auf die Komplexität von Infektionskrankheiten hin, die zu stark vereinfacht wird, wenn nur das am häufigsten vertretene Virus in einer Infektion berücksichtigt wird«, sagt Chan in einer Mitteilung der Universität. Es sei wichtig, auch die weniger stark vertretenen Stämme mit zu berücksichtigen. Deren Detektion könne frühe Hinweise auf neu auftretende Varianten liefern. So enthielten die genetischen Daten aus den Proben, die in der Zeit aus der Alpha- und Deltawelle genommen wurden, schon Mutationen, die jetzt als charakteristisch für die Omikron-Sublinien BA.1 und BA.2 gelten. Die Konzentration auf die vorherrschenden Virusvarianten bei der Genomsequenzierung könne die Aufmerksamkeit von den Minderheits-Varianten abziehen, die stark an der Evolution des Virus beteiligt sein könnten, so die Autoren.

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