Donepezil verschiebt Heimeinweisung |
15.12.2003 00:00 Uhr |
Der Acetylcholinesterasehemmer Donepezil ist in der Lage, den Zeitpunkt der Heimeinweisung von Alzheimer-Patienten um knapp zwei Jahre hinauszuzögern, zeigt eine kürzlich publizierte Studie*.
Ist ein Mensch pflegebedürftig, so ist er nicht selten auch dement. Zwei Drittel der Patienten, die in ein Pflegeheim aufgenommen werden, haben eine Demenz. Die Angehörigen entscheiden sich meist drei bis vier Jahre nach Krankheitsbeginn, ihr krankes Familienmitglied in einem Heim unterzubringen. Dennoch: Laut einer Umfrage werden zwei Drittel aller Alzheimer-Patienten zu Hause gepflegt, und fast 80 Prozent aller Angehörigen möchten die Heimeinweisung möglichst lange hinausschieben, sagte Dr. Julia Möbius, Eisai GmbH auf einer Pressekonferenz. Die Wahl des Arzneistoffs spielt dabei eine erhebliche Rolle.
Eine Studie mit 671 Alzheimer-Patienten, die Anfang Dezember im Journal of the American Geriatrics Society veröffentlicht wurde, zeigt, dass die frühe und konsequente Therapie mit Donepezil die Heimeinweisung um 21,4 Monate verzögern kann. Bei dieser Untersuchung handle es sich um eine langjährige prospektive Follow-up-Studie zur Nachbeobachtung von Patienten aus den Zulassungsstudien von Aricept® in den Jahren 1991 bis 1997, erklärte Möbius. Dabei konnten die Patienten länger im häuslichen Umfeld gepflegt werden, nämlich 66,1 Monate, wenn sie täglich und regelmäßig 5 bis 10 mg Donepezil einnahmen und die Therapie frühzeitig einsetzte. Nachteilig erwiesen sich dagegen ein frühes Absetzen (< 24 Monate) und eine zu geringe Dosierung unterhalb der empfohlenen Tagesdosis von 5 bis 10 mg. Diese Patienten wurden im Mittel bereits nach 44,7 Monaten in ein Heim eingewiesen.
Symptome kommen später
Die mit Acetylcholinesterasehemmern Therapierten kommen später in ein schwereres Stadium der Alzheimer-Erkrankung, sagte Privatdozent Dr. Martin Haupt vom Neuro-Centrum, Düsseldorf. „Donepezil, Galantamin oder Rivastigmin können den Symptomverlauf um rund ein Jahr bremsen. Der Degenerationsprozess im Hirn schreitet dagegen ungehindert fort.“ Um die optimale Wirksamkeit der Acetylcholinesterasehemmer ausschöpfen zu können, rät Haupt, mit niedriger Dosierung zu beginnen und erst nach vier Wochen die Dosis zu erhöhen. In leichten gastrointestinalen Beschwerden wie Völlegefühl sieht der Experte keinen Abbruchgrund. Nach drei, sechs und zwölf Monaten sei es Zeit für eine Verlaufsprüfung; Erfolge seien Zuwachs und Stabilisierung der Hirnleistung. Nicht selten käme es jedoch vor, dass die Präparate zwei Jahre gegeben werden, ohne dass deren Ansprechen überprüft werde, monierte Haupt. Bei fehlender Wirkung von Donepezil empfiehlt er den Wechsel auf Galantamin.
Acetylcholinesterasehemmer bremsen den Abbau des aus den präsynaptischen Neuronen freigesetzten Neurotransmitters Acetylcholin durch das Enzym Acetylcholinesterase. Dadurch erhöht sich die Konzentration des Botenstoffes an den prä- und postsynaptischen Rezeptoren. Donepezil gehört wie Rivastigmin und Galantamin nach Einschätzung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft sowie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zu den Mitteln der ersten Wahl zur Behandlung der Alzheimer-Demenz und wurde bezüglich Wirksamkeit in die höchste Evidenz-Kategorie eingestuft. Lässt die Wirkung nach, kann eine Kombination mit Memantin versucht werden.
* Geldmacher, D., et al., Donepezil is associated with delayers nursing home Placement in patients with Alzheimer Disease. Journal of the american geriatrics society 51 (2003) 937 - 944
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