Forschende Konzerne mit gedämpften Erwartungen |
17.12.2001 00:00 Uhr |
Der "regulatorische Aktionismus des Jahres 2001" wird die überfällige Gesundheitsstrukturreform eher behindern als fördern. Dies erklärte der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) am 17. Dezember in Berlin bei Vorlage seiner Prognose 2002, die auf einer Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen basiert.
Alle geplanten und beschlossenen Sparmaßnahmen im Arzneimittelsektor wurden bei den Planungen der Unternehmen berücksichtigt, sagte VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer. Das sich aus der Umfrage ergebende Bild: Nur knapp 70 Prozent der Mitgliedsunternehmen erwarten mindestens leicht wachsende Umsätze. Jedes fünfte Unternehmen (21,2 Prozent) rechnet mit einem Umsatzrückgang. Im Vorjahr waren es nur 6,5 Prozent. Mehr als die Hälfte der Befragten (55,6 Prozent) erwarten jedoch eine Steigerung im Exportgeschäft. 41,7 Prozent erwartet deutliche Preisrückgänge, 64,7 Prozent rechnen auf jeden Fall mit rückläufigen Preisen. Die Sparmaßnahmen werden sich laut Unternehmensangaben auch auf die Beschäftigtensituation auswirken. 31,4 Prozent sprachen von einem Rückgang der Beschäftigtenzahl. Immerhin 28,1 Prozent planen aber eine weitere Aufstockung der Arbeitsplätze.
Signifikant hat laut Yzer die Absicht der Unternehmen nachgelassen, die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F+E) in Deutschland zu erhöhen. Während 74,2 Prozent für das Jahr 2001 eine Aufwendungssteigerung angekündigt hatten, ist die Zahl für 2002 auf 41,9 Prozent gesunken. Dagegen wollen 81,5 Prozent der Unternehmen die F+E-Ausgaben im Ausland erhöhen. Eine parallele Entwicklung ist für die bio- und gentechnologische Forschung zu verzeichnen. Für Yzer ist dies um so bedenklicher, da der Biotech-Standort Deutschland endlich in die internationale Spitzengruppe aufgerückt ist. Diese Position dürfe von der Politik nicht gefährdet werden. Ohne Abstriche sei erneut eine zügige Umsetzung der EG-Biopatentrichtlinie in deutsches Recht anzumahnen.
2002 rechnen die forschenden Arzneimittelhersteller mit der Markteinführung von 60 neuen Präparaten, darunter 25 Präparate mit neuen chemisch definierten Wirkstoffen und sieben gentechnische Innovationen. Mehr als die Hälfte entfallen auf die Bereiche Zentralnervensystem, Atemwege, Infektionen und Hauterkrankungen.
Die zentrale Forderung des VFA in Berlin: Es sind klare und langfristig verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Diese seien Voraussetzungen für einen "starken Pharmastandort Deutschland", sagte Yzer.
© 2001 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de