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Tamoxifen bremst nicht Tumorwachstum in der Leber

14.12.1998  00:00 Uhr

-PharmazieGovi-Verlag

Tamoxifen bremst nicht Tumorwachstum in der Leber

Die Prognose hepatozellulärer Karzinome (Hepatome) ist in der Regel ungünstig und eine Behandlung unzulänglich. Eine chirurgische Resektion zeigt die besten Ergebnisse, ist aber nur bei wenigen Betroffenen möglich. Ausgesuchte Patienten mit örtlich begrenzten kleinen Tumoren überleben zwar nach Resektion länger, bei den meisten Patienten wird die Diagnose allerdings zu spät gestellt, und der Tod tritt innerhalb weniger Monate ein. Der Tumor ist nicht strahlensensibel und die Ergebnisse einer Chemotherapie meist nicht überzeugend; auch dann, wenn die Therapeutika in die Leberarterie infundiert werden.

Bislang existiert keine standardisierte Therapie und wenige Behandlungsmethoden wurden bislang in kontrollierten Studien untersucht. Aufgrund von Tiermodellen der Leberkarzinogenese und epidemiologischen Studien vermuten Wissenschaftler einen engen Zusammenhang zwischen Sexualhormonen und dem primären Leberkarzinom. Estrogene könnten als Induktoren und Promotoren der Leberkarzinogenese fungieren.

Tamoxifen antagonisiert einige Wirkungen der Estrogene und hemmt die Hepatozytenproliferation. Mittlerweile existieren einige Befunde, die darauf hinweisen, daß Tamoxifen bei der Behandlung des hepatozellulären Karzinoms nützlich sein könnte.

In einer randomisierten, kontrollierten Multizenterstudie wurde jetzt untersucht, inwieweit Tamoxifen die Überlebenschancen von Patienten mit hepatozellulärem Karzinom verbessert. Hierzu erhielten insgesamt 477 Patienten mit hepatozellulärem Karzinom in unterschiedlichen Stadien der Erkrankung, deren prognostizierte Lebenserwartung über drei Monate lag, entweder täglich 40 mg Tamoxifen oder Placebo. In beiden Gruppen wurde eine optimale supportive Therapie durchgeführt.

Während eines Beobachtungszeitraums von zwei Jahren starben 119 von 240 Patienten in der Gruppe ohne Tamoxifen und 130 von 237 Patienten in der Tamoxifen-Gruppe. Die mittlere Überlebenszeit lag bei 16 beziehungsweise 15 Monaten. Das relative Todesrisiko lag in der Tamoxifen-Gruppe bei 1,07.

Durch Gabe des Antiestrogens Tamoxifen kann also die Überlebenszeit von Patienten mit hepatozellulärem Karzinom nicht verlängert werden.

Quelle: CLIP Group (Cancer of the Liver Italian Programme). Lancet 352 (1998) 17-20

PZ-Artikel von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden Top

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