Schneller fit mit neuem Grippemittel |
14.12.1998 00:00 Uhr |
Pharmazie
Schneller fit mit neuem GrippemittelGrippepatienten, die den Neuraminidase-Inhibitor Zanamivir einnehmen, kommen schneller wieder auf die Beine. Das berichtet der Hersteller Glaxo Wellcome und beruft sich dabei auf zwei Untersuchungen an insgesamt 811 Patienten.
Bereits im Winter 1997/98 untersuchten Douglas Fleming und seine Kollegen vom Royal College, Birmingham, 356 Patienten in einer randomisierten doppelblinden Phase-III-Studie. Innerhalb der Gruppe waren 277 Personen mit Influenza infiziert, 32 Personen gehörten zur Gruppe der Risikopatienten. Die Patienten inhalierten entweder fünf Tage lang zweimal täglich Placebo oder jeweils 10 mg Zanamivir. Primärer Endpunkt dieser Studie: die mediane Zeit bis zur klinisch signifikanten Besserung der Grippesymptome, also wenn die Patienten angaben, kein Fieber und nur noch milde oder keine Grippesymptome wie Kopfschmerzen, Husten oder Halsschmerzen zu haben. Die mit Zanamivir behandelte Patienten waren zweieinhalb Tage schneller symptomfrei als Patienten, die Placebo bekamen, so Glaxo Wellcome. Patienten, die Zanamivir inhalierten, hätten zudem seltener unter Komplikationen gelitten (minus 9 Prozent).
Die Ergebnisse der zweiten Zanamivir-Studie von Silagy et al. belegen einen Benefit, so der Hersteller. Diesmal erhielten 455 Patienten fünf Tage lang 10 mg Zanamivir oder Placebo und wurden weitere 28 Tage beobachtet. 76 der Teilnehmer gehörte der Risikogruppe an. Auch bei diesen Patienten seinen unter Zanamivir seltener Komplikationen aufgetreten (71 Prozent) und man habe seltener Antibiotika einsetzen müssen.
In dieser Studie dokumentierten die Patienten in einem Tagebuch regelmäßig ihren Gesundheitszustand, Krankheitstage sowie die Zeit bis zur Wiederaufnahme von Alltagstätigkeiten. Patienten, die sich nachweislich mit Grippe infiziert hatten und mit Zanamivir behandelt wurden, konnten zwei Tage früher ihren Alltagstätigkeiten nachkommen.
Zanamivir gilt als erstes inhalierbares Medikament einer neuen Generation von spezifischen Arzneimitteln gegen das Influenzavirus, die als Neuraminidase-Inhibitoren bekannt geworden sind. Der Wirkstoff greift in den Lebenszyklus des Influenza-Virus ein, indem er das Enzym Neuraminidase auf dessen Oberfläche hemmt. Diese kann sich dann nicht mehr von der Zelle ablösen und benachbarte Zellen im Respirationstrakt infizieren. In Studien mit Zanamivir wurden bisher noch keine Resistenzen beobachtet.
Die australische Firma Biota Holdings entwickelte den Neuraminidasehemmer bereits in den achtziger Jahren und vergab die weltweite Lizenz an Glaxo Wellcome. Der Hersteller rechnet mit der deutschen Zulassung Ende nächsten Jahres.
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