Wirtschaft & Handel
Die Umsatzeinbrüche im Arzneimittelmarkt hinterließen im Geschäftsjahr 1996/97 der Sanacorp Pharmahandel AG deutliche Spuren. Mit einem mageren Plus von 1,2 Prozent auf 3.585,6 Milliarden DM blieb das Unternehmen unter dem allgemeinen moderaten Wachstum von 4 Prozent. Dennoch kann sich das Geschäftsergebnis sehen lassen, wie der Vorstandsvorsitzende der Sanacorp Apothekergenossenschaft als Holdinggesellschaft der AG, Dr. Jürgen Brink, vor der Vertreterversammlung am 29. November 1997 in München darlegte. An dem Jahresüberschuß von 26,1 Millionen DM werden die Aktionäre beziehungsweise die Mitglieder gebührend beteiligt.
Von den dramatischen Einbrüchen in den Monaten November und Dezember1996 und Juli bis September 1997 war Sanacorp laut Brink so stark betroffen, da "die Apotheken bei schwindenden Umsätzen zunächst die Zweit- und Drittlieferanten abbauten". Auch zähle Nordrhein-Westfalen - mit einem weniger starken Rückgang - nicht zu dem Liefergebiet Sanacorps. Für die Unternehmenszukunft kündigte Brink ein offensives Vorgehen gegen die weiteren Rückschläge im Pharmagroßhandelsmarkt an. Angesagt sind eine "konsequente Ertragsorientierung sowohl im Kerngeschäft als auch in allen anderen Geschäftsfeldern". Denn, so Brink weiter, kurz- und mittelfristig werde die Finanzkrise des deutschen Sozialsystems den langfristigen Wachstumstrend überlagern und es komme durch strukturelle und politisch initiierte konjunkturelle Effekte immer wieder zu Einbrüchen.
Dies bedeute nicht, die Ansprüche der Eigentümer in den Vordergrund zu stellen, sondern es gelte, Voraussetzungen dafür zu schaffen, die künftigen Ansprüche aller Beteiligten an einer ertragsorienterten Unternehmensführung angemessen zu befriedigen und insbesondere den Apothekenkunden ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten.
Erreichen will der Sanacorp-Vorstand die Kostenführerschaft im pharmazeutischen Großhandel. Die Maxime, heiße Kosten zu senken und gleichzeitig die Qualität zu steigern. Deshalb seien Qualitätsstandards definiert worden, die sich auf das Verhalten der Mitarbeiter und die angebotenen Leistungen beziehen.
Unternehmenszahlen
Der Einzelabschluß der Apothekergenossenschaft Sanacorp eG, die Holdinggesellschaft der Sanacorp AG, weist 1996/97 eine Bilanzsumme von 233,3 Millionen DM aus. Zu 90,65 Prozent (211,5 Millionen DM) handelt es sich dabei um das Eigenkapital der Genossenschaft. An Mieteinnahmen seitens der AG erzielte die eG für die im Eigentum befindlichen beziehungsweise geleasten Gebäude 20,2 Millionen DM. Hinzu kommen 14,3 Millionen DM Erträge aus Beteiligungen (Gewinnausschüttung der AG). Demgegenüber stehen 14,4 Millionen DM betriebliche Aufwendungen.
Von den 16.005.312,82 DM Bilanzgewinn werden laut Beschluß der Vertreterversammlung 10.214.593,19 DM an die Mitglieder ausgeschüttet und 5 Millionen DM an die Ergebnisrücklagen überwiesen. 790.719,63 DM gehen auf neue Rechnung.
Die den Konzern prägende Sanacorp AG schließt mit einer Bilanzsumme von 691 Millionen DM ab. Ihr Eigenkapital konnte nach dem Börsengang auf 268,7 Millionen DM gesteigert werden. 13 Millionen DM des Jahresüberschusses von insgesamt 26,1 Millionen DM wurden vorab den sonstigen Gewinnrücklagen zugeführt und diese damit auf 25,5 Millionen DM erhöht.
Option auf neue Anzag-Aktien erworben
Mit dem Erwerb weiterer Kaufoptionen auf Anzag-Aktien bis 1999 hat die Sanacorp Apothekergenossenschaft die Voraussetzung geschaffen, ein weiteres Paket von 22,3 Prozent Anzag-Aktien zu erwerben. Über die AG hält sie bereits 24,99 Prozent der Firmenaktien. Aufgrund des "rapide fortschreitenden Konzentrationsprozesses im pharmazeutischen Großhandel" geht Brink davon aus, daß sich "die rechtlichen Möglichkeiten für eine enge partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Sanacorp und Anzag deutlich verbessert haben" und die Kartellbehörden dem Kauf zustimmen. Unternehmensziel ist laut Brink "die Formierung einer apothekernahen Großhandelsgruppe auf deutscher und europäischer Ebene".
Einstimmig fielen die meisten Beschlüsse in der Vertreterversammlung aus, so auch die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. "Mit Bravur", so der Alt-Aufsichtsratsvorsitzende Ekkehard Dochtermann anerkennend, habe Jürgen Funke erstmals die Versammlung geleitet. Er war vom Aufsichtsrat zum neuen Vorsitzenden gewählt worden, nachdem Dr. Peter Theiss dieses Amt kurzfristig niedergelegt hat. Für Theiss ist das Ersatzmitglied Dr. Harald Garber in den Aufsichtsrat nachgerückt. Die Versammlung beschließend, erinnerte Funke an den Grundgedanken der Apothekergenossenschaft, in Selbsthilfe und durch Organisation sich im Pharmamarkt zu behaupten. Mit diesem, sich zu einem konkurrenzfähigen fortentwickelden Instrument, "einem Faustpfand in der Hand", gelte es, sich im Markt zu behaupten. Der staatliche Regelungsdruck sei für die apothekereigenen Unternehmen eine Herausforderung - auch auf dem Weg in ein gemeinsames Europa.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, München

© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de