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Neues Produkt zur lokalen Wärmetherapie

23.10.2000  00:00 Uhr

Neues Produkt zur lokalen Wärmetherapie

von Halmut Renz, Hamburg

Bei der Behandlung von Sportverletzungen und degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates hat die Wärmetherapie ihren festen Platz. Nun ist ein neues Produkt auf den Markt gekommen, das gegenüber herkömmlichen Anwendungsformen entscheidende Vorteile bietet. Lucenta Therm zeichnet sich durch innovative Materialeigenschaften aus, ist verschmutzungsfrei anwendbar und unbegrenzt wiederverwendbar.

Zur lokalen Wärmetherapie stehen bisher eine ganze Reihe unterschiedlicher Materialien zur Verfügung. Entscheidend für deren Einsatzmöglichkeit und Bewertung zur Wärmeanwendung sind die jeweiligen thermophysikalischen Konstanten, insbesondere das Wärmeleitvermögen. Dabei handelt es sich um die Wärmemenge, die durch einen Quadratzentimeter einer ein Zentimeter dicken Schicht bei einem Grad Temperaturdifferenz in einer Sekunde fließt. Ist diese zu hoch, flutet die Wärme zu rasch an und das Blut kann seine kühlende Funktion nicht schnell genug erfüllen. Dadurch kommt es zu Verbrennungen, wie beim Kontakt mit Metallen. Daher sind als Wärmepackungen nur Materialien geeignet, die kein zu hohes Wärmeleitvermögen haben.

"Die in Lucenta Therm verwendeten Pulversubstanzen aus Paraffin und Silikat weisen ein für therapeutische Zwecke ideales Wärmeleitvermögen auf", sagte Dr. Traugott Ullrich, wissenschaftlicher Leiter der Spitzner-Arzneimittel, während der Einführungspressekonferenz in Hamburg Anfang Oktober.

Eine zweite physikalische Größe des neuen Materials, die hohe Latent-Wärmespeicher-Kapazität, sei Grund für die langanhaltende, über zwei bis drei Stunden fast gleichmäßige Wärmeabgabe. Bestimmte Substanzen können beim Phasenwechsel (zum Beispiel von fest nach flüssig) bei konstanter Temperatur beträchtliche Mengen an Wärme-Energie aufnehmen oder abgeben, die so genannte Latentwärme. Zu diesen Substanzen gehöre auch das PCM-Pulver (Phase-Change-Material) in Lucenta Therm, eine patentierte Erfindung des University of Dayton Research Institute, Ohio, erklärte Ullrich. Man habe für PCM Paraffine mit einem definierten Schmelzpunkt im erwünschten therapeutischen Bereich hergestellt und damit die Latent-Wärmespeicher-Kapazität im Vergleich zu anderen Paraffinen um 30 Prozent erhöht.

Auf die Anpassung des Materials an die Körperkonturen wies Ullrich hin und begründete sie mit der physikalischen Bindung des Paraffins an SiO2. Dadurch behalte das Paraffin-Silikat-Pulver seine Konsistenz im gesamten therapeutischen Temperaturbereich.

In einer Untersuchung vom Medizinischen Institut für Balneologie und Klimatologie der Universität München zur Wärmeabgabe am Phantom-Modell erreichte Lucenta Therm mit Fango-Paraffin vergleichbare Werte hinsichtlich der Temperaturverträglichkeit und Wärmezufuhr. Auch bei den Behandlungsergebnissen zeigten sich keine Unterschiede. Diese Daten bestätigte eine klinische Vergleichsstudie von Dr. Dieter Heimann, Arzt für Physikalische Therapie, Ostseebad Damp, bei Patienten mit akuten und chronischen Rückenbeschwerden.

Zur Wirtschaftlichkeitsrechnung für Kliniken informierte er: PCM zeige gegenüber Fango-Paraffin mit etwa 100 Anwendungen pro Woche über zwei Jahre eine Einsparung von circa 6600 DM an Materialkosten. Erhebliche Einsparungen an Personalkosten kommen hinzu, da das Aufgiessen und Reinigen von Fango-Blechen entfällt und der Aufwand für Wäsche- und Raumreinigung reduziert ist.

Lucenta Therm ist als Kissen oder Rolle erhältlich und im Umluftofen (120 °C, 8 bis 12 min) oder der Mikrowelle (600 Watt, 3 bis 4 min) leicht zu erwärmen. Vor der Anwendung sollte die Packung etwa fünf Minuten abkühlen. Kissen und Rolle sind zum Preis von je 89 DM in der Apotheke erhältlich. Die Kosten entsprechen vier bis fünf herkömmlichen Fango-Anwendungen. Lucenta-Therm-Packungen sind beliebig oft verwendbar und der Hersteller übernimmt für zwei Jahre Garantie. Allerdings sind sie nicht erstattungsfähig. Durch die saubere Handhabung und die problemlose Transportierbarkeit erschließen sie die Möglichkeit der Wärmetherapie in der Selbstanwendung durch den Patienten und damit auch den Vertriebsweg Apotheke.   Top

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