Mehrwert für den Patienten |
05.10.1998 00:00 Uhr |
Politik
Die pharmazeutische Betreuung verstanden als permanente Qualitätsverbesserung der Arzneimittelversorgung. Sie ist weit mehr als die herkömmliche, unbedingt notwendige Beratung.
Die heilberufliche Allianz zwischen Apothekern und Ärzte, in der die beiden Heilberufe im Interesse der Patienten gleichrangig und vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Die Selbstmedikation, bei der der Apotheker die Aufgabe hat, die Eigendiagnose des Kunden zu hinterfragen. Hier wirkt der Apotheker als alleiniger Experte in Sachen Arzneimittel.
Die Rezepturherstellung - jährlich werden 25 Millionen Arzneimittel individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt und in Apotheken angefertigt - erlebt durch die Herstellung innovativer Arzneimittel für schwerstkranke Patienten eine Renaissance. Auch diesen Mehrwert Rezepturherstellung könnte Versandhandel nicht leisten.
Die Dienstleistungen reichen von Aufklärungsaktionen über Volkskrankheiten bis zur individuellen Gesundheitsberatung und Prävention.
Die Telematik will bessere Behandlungs-, Beratungs- und Betreuungsstandards mit Hilfe der Arzneimitteldokumentation auf einer Chipkarte erreichen. Ärzte und Apotheker können so doppel-, gleich- oder gegensinnige Verordnungen rechtzeitig erkennen und vermeiden. Ziel ist die Einführung eines elektronischen Rezepts im Jahr 2000 plus x.
Die Kommunikationsleistung in der Apotheke zeigt sich regelmäßig, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse und hochkomplexe Zusammenhänge laienverständlich an die Verbraucher transportiert werden. Die Apotheke profiliert sich als soziale und kommunikative Drehscheibe.
"Der Mehrwert Apotheke bildet die eine Seite der Medaille. Die andere Seite derselben Medaille bildet die Rentabilität", so Friese. Denn dynamischer, lebendiger und zukunftsfähiger Mehrwert benötigt Investition, wobei die daraus entstehende Rentabilität für den Apotheker ideell und Materiell ist.
"Ideelle Rentabilität bedeutet konkret, daß es wieder innere Befriedigung bringen muß, unseren Beruf auszuüben und Apotheker zu sein!", rief der ABDA-Präsident aus. Es könne nicht sein, daß viele Apotheker ihren Beruf mit Frust ausüben. Die ABDA-Umfrage zur Arbeitsplatzzufriedenheit gebe wichtige Hinweise für die Fortentwicklung des Berufsbildes. Dazu gehöre auch die Vorbereitung der zukünftigen Apothekergeneration auf die Anforderungen der Zukunft. Mit der anstehenden Novellierung der Approbationsordnung soll dieses Ziel erreicht werden, so Friese.
"Materielle Rentabilität bedeutet, daß sich für den Apotheker als Kaufmann und Logistiker seine Arbeit auch im Verkaufserlös widerspiegeln muß." Als Heilberufler und Dienstleister stehe auch einem Apotheker ein Honorar zu. Diese Doppelleistung des Apothekers als Heilberufler und Kaufmann dürfe nicht als "entweder, oder", sondern müsse als "sowohl als auch" vergütet werden. Den qualitäts- und nutzenorientiert ausgebauten Dienstleistungen, die Kosteneinsparungen für das Gesundheitswesen brächten, müsse eine Honorarschöpfung für die Apotheken folgen. "Dabei werden wir den Irrweg ärztlicher Bonusmodelle mit klarer Diskriminierung der Arzneimitteltherapie nicht einschlagen, sondern durch pharmazeutisches Fachwissen mit und nicht am Arzneimittel sparen", So der ABDA-Präsident.
Störfaktoren müssen ausgeschaltet werden
Den Mehrwertfaktor Apotheke gilt es künftig gegen Störfaktoren zu verteidigen. Störfaktoren sind Bestrebungen, das Fremd- und Mehrbesitzverbot auszuhöhlen oder den Distributionsweg Apotheke zu gefährden. Der ABDA-Präsident formulierte daher einige wenige Globale Forderungen:
Von der neuen Bundesregierung erwarten wir die Verteidigung des nationalen Hoheitsprinzips im Gesundheits- und Sozialbereich, damit der deutsche Bürger in Krankheit und im Alter auch zukünftig auf den derzeitigen guten Versorgungsstandard bauen kann.
Bei den in der Gesundheitspolitik Verantwortlichen in Bonn und demnächst in Berlin setzen wir auf die gleiche umfängliche Gesprächsbereitschaft wie bisher auf der Ebene von nüchternen Zahlen, Fakten und nachvollziehbaren Argumenten, nicht auf der Ebene von Ideologien, Mutmaßungen und Wunschdenken.
Ganz generell sollte die Politik das Gesundheitswesen nicht einseitig als lohnkostensteigernden und die Gesamtwirtschaft belastenden Faktor ansehen, sondern erkennen, daß das Gesundheitswesen für die gesamtwirtschaftliche Produktivität und Beschäftigung eine unverzichtbare Rolle spielt.
Schließlich fordern wir von der Politik und allen Marktbeteiligten im Gesundheitswesen die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung einer Arzneimittelversorgung ausschließlich über Apotheken in persönlicher Eigenverantwortung des Apothekers als Apothekenleiter. Ein Herausbrechen oder Verändern eines Elements aus diesem sensiblen Versorgungssystem, quasi einem Puzzle gleich, hieße dann, Lücken und Defizite aufzutun, die den Patienten und Kunden den Mehrwert Apotheke vorenthalten würden
PZ-Artikel von Gisela Stieve, München
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