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06.10.1997  00:00 Uhr
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PZ +++ Nachrichten +++  06.10. Opiat-Verschreibungen vereinfachen
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will die Verordnung von Opiaten zur Schmerztherapie vereinfachen. Bislang schreibt die Verschreibungsverordnung für Betäubungsmittel (BTM) vor, Opiat-Rezepte etwa für Krebspatienten handschriftlich auszufertigen. Nach dem Willen des Hauses Seehofer soll das künftig auch per Computer möglich sein. Wie Professor Dr. Elisabeth Rauterberg vom BMG bei einem Symposium der Techniker Krankenkasse auf dem Petersberg bei Bonn erklärte, werde eine entsprechende Novellierung der BTM-Verschreibungsverordnung derzeit noch mit den Bundesländern beraten. Ein abgestimmter Entwurf für eine neue Verordnung sei nicht vor Ende dieses beziehungsweise Anfang nächsten Jahres zu erwarten.

06.10. Amt prüft Gehälter von Kassenvorsitzenden
Das Thema "überzogene Gehälter für Führungskräfte der Krankenkassen" beschäftigt nicht mehr nur die bayerische Sozialministerin Barbara Stamm und die AOK Bayern. Jetzt nimmt auch das Bundesversicherungsamt (BVA) in Berlin Vorstandsverträge bei zahlreichen bundesunmittelbaren Krankenkassen unter die Lupe. Anlaß für die Kontrollen ist ein außerordentlicher "Vergütungsvorsprung" eines bei den Innungskrankenkassen (IKK) tätigen Vorstandsvorsitzenden. Dem Vernehmen nach soll er analog von den Besoldungsstufen A15/A16 direkt in die Kategorien B8/B9 aufgestiegen sein - ein Gehaltszuwachs von mehreren tausen DM netto von einem Tag auf den anderen. Möglichkwerweise wird es wegen dieses Vorgangs sogar zu einem Prozeß zwischen dem BVA und der betreffenden IKK kommen.

06.10. Mit Impfungen vor Infektionen schützen
Gemeinsam appellieren Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer, Professor Walter Brandstädter, Vizepräsident der Bundesärztekammer, und Ulrich Oesingmann, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, an die Bundesbürger, sich angesichts der von offenen Grenzen ausgehenden Gefahren von Infektionskrankheiten besser zu schützen. Hierzulande forderten allein Virusgrippen und Hepatitis B inklusive ihrer Folgeerkrankungen bis zu 350 000 Todesopfer. Seehofer bekräftigte die Absicht der Bonner Koalition, noch in dieser Legislaturperiode ein neues Infektionsschutzgesetz zu verabschieden. Dabei stünden eine verstärkte Prävention übertragbarer Krankheiten sowie ein verbessertes infektionsepidemiologisches Meldesystem im Mittelpunkt. Einen staatlich verordneten Impfzwang lehnte Seehofer ab. Außerdem sollten Vertragsmediziner künftig vermehrt fachübergreifend impfen dürfen.

01.10. Schonende Tumorchirurgie
Werden Tumoren im Urogenitaltrakt wie Prostata- oder Harnblasenkarzinom, Nieren- oder Hodentumoren frühzeitig entdeckt, bevor sie die Organgrenze überschritten haben, kann ihre radikale Entfernung den Patienten heilen. Erkauft wurde der Erfolg oft mit erheblichen Nebenwirkungen und Schäden wie Impotenz oder Inkontinenz. In vielen Fällen kann die Tumorchirurgie heute schonender eingreifen, ohne die Heilungschancen zu beeinträchtigen, erklärte Professor Dr. Hartwig Huland vor der Fachpresse. Beispielsweise können kleine Nierentumoren durch Heminephrektomie entfernt werden; das halbe Organ und damit die Nierenfunktion werden erhalten. Dem Patienten bleibt die Dialyse erspart. Auch die radikale Prostatektomie wurde erheblich verfeinert. Die Inkontinenzrate ist in vielen Zentren auf fünf Prozent oder weniger gesunken. Bei kleinen Tumoren hat sich eine nerverhaltende Technik durchgesetzt, die bei etwa einen Drittel der Patienten die Potenz erhält. Liegt der Gehalt an Prostataspezifischem Antigen (PSA) nach Prostatektomie über mehrere Jahre unter 0,4 ng/ml, gilt der Mann als geheilt, bestätigte Huland. Auch beim Hodentumor ist heute eine nerverhaltende Lymphknotenausräumung möglich. Über neunzig Prozent der jungen Männer haben nach den Eingriff eine intakte Ejakulation; die Fertilität bleibt trotz Tumorresektion erhalten. Auch Frauen profitieren von neuen Operationsmethoden, wie der Urologe am Beispiel des muskelinvasiven Harnblasentumors erklärte. Muß die Harnblase entfernt werden, wird aus Darmanteilen ein Ersatz gebildet. Kann der natürliche Blasenverschluß erhalten und "angeschlossen" werden, so sorgt dieser nach einer Trainingsphase für die Kontinenz der neuen Ileumblase. Dies erspart den Frauen einen Dauerkatheter mit Bauchbeutel.

01.10. Kündigung der Hilfstaxe
Der Deutsche Apothekerverband teilt mit, daß die Spitzenverbände der Krankenkassen mit Wirkung zum 30. September 1997 die »Hilfstaxe« gekündigt haben. Hintergrund für diese Kündigung sind die laufenden Verhandlungen über die Preisberechnung für Zytostatika-Rezepturen. Die Spitzenverbände der Krankenkassen hatten angekündigt, die Hilfstaxe zu kündigen, falls die Vertragsverhandlungen bis 38. September nicht abgeschlossen sind. Diese Ankündigung wurde nun trotz intensiver Bemühungen des DAV, den Kündigungstermin im Interesse einer sachgerechten Verhandlung zu verschieben, umgesetzt. Aus der Kündigung folgt, daß ab 1. Oktober 1997 keine Vereinbarungen über Apothekeneinkaufspreise mehr bestehen, die der Berechnung der Apothekenabgabepreise für in der Apotheke hergestellte Zubereitungen (§ 5 AMPreisV) und für in der Apotheke umgefüllte, abgefüllte, abgepackte oder gekennzeichnete Stoffe (§ 4 AMPreisV) zugrunde zu legen sind.
Aus der Kündigung dieser Vereinbarungen folgt nicht, daß die Preisberechnung für Rezepturarzneimittel ab sofort der freien Kalkulation der Apotheken unterläge. Vielmehr gelten insoweit die allgemeinen Regelungen der Arzneimittelpreisverordnung (§§ 4 und 5 AMPreisV). Der Preisberechnung ist danach ab sofort nicht der vereinbarte Apothekeneinkaufspreis zugrunde zu legen, sondern der von der einzelnen Apotheke tatsächlich entrichtete Apothekeneinkaufspreis. Zusätzlich ist wie bisher auch der Rezepturzuschlag nach § 5 Abs. 3 AMPreisV zu erheben.

01.10. Zu wenig Blutspender in Deutschland
In Deutschland fehlen nach Einschätzung von Ärzten jährlich rund 400.000 Liter Blutplasma für die industrielle Herstellung von medizinischen Präparaten. Das entspreche 1,6 Millionen Blutspenden, so Professor Dr. Volker Kretschmer vor Beginn einer internationalen Expertentagung am 1. Oktober in Frankfurt am Main. Besonders kritisch sei die Situation zu Urlaubszeiten, an Feiertagen und bei großen Sportereignissen wie der Fußballweltmeisterschaft oder den Olympischen Spielen. Dann kämen Bürger kaum zum Spenden. Aufgeschreckt von dem Skandal um mit dem HI-Virus belastetes Spenderblut, neigen die Deutschen nach Kretschmers Ansicht zu Überreaktionen. Es gebe zu viele Gesetze, Richtlinien und Verordnungen. Bei dem Kongreß für Transfusionsmedizin, an dem circa 1500 Wissenschaftler aus 50 Ländern teilnehmen, ist die Sicherheit von Blut und Blutprodukten ein Schwerpunktthema.
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