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15.09.1997  00:00 Uhr
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PZ +++ Nachrichten +++  15.09. Schmall:Risiken durch Online-Versand
Weder elektronische Medien noch der Beipackzettel sind ein adäquater Ersatz für die Beratung und Dienstleistungen der Apotheker rund um das Arzneimittel. Der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Dr. Hartmut Schmall, hat in seiner Eröffnungsrede zum Fortbildungskongreß in Westerland dazu aufgefordert, durch spezifische apothekerliche Leistungen die Menschen von der Unverzichtbarkeit des Apothekers zu überzeugen. Der Vertrieb von Arzneimitteln über andere Kanäle als die Apotheke bergen nach Schmalls Einschätzung erhebliche Gefahren für den Patienten. So werden von einigen Anbietern im Internet Medikamente für Indikationen offeriert, für die keine Zulassung vorliege. Nach wie vor ein Dorn im Auge, sei auch die britische Versandhandelsfirma Express Medical Sevice. Der BAK-Präsident unterstrich, daß die Standesvertretung mit allen Mitteln gegen diese Praktiken vorgehen werde. National bestehe auch ein weitgehender Konsens, den Versandhandel mit Arzneimitteln zu verbieten. Auf europäischer Ebene sei eine Einigung jedoch weitaus schwieriger, da nicht einmal die europäischen Apotheker eine einheitliche Position zum Versandhandel hätten. Schmall warnte davor, Versandapotheken als lukratives Geschäft für Apotheker anzusehen. Die Leistungen einer Versandapotheke könnte auch ohne Apotheker erbracht werden. Langfristig sei deshalb dort ein Pharmazeut überflüssig.

15.09. Einstweilige Verfügung gegen den AVR
Das Landgericht Hamburg hat eine einstweilige Verfügung gegen den Arzneiverordnungs-Report (AVR) erlassen. Zwei Arzneimittelhersteller hatten beim Landgericht Hamburg beantragt, dem Verlag und den Spitzenverbänden der Krankenkassen, die als "Projektträger" fungieren, die Verbreitung der Tabelle 46.5 "Substitution umstrittener Arzneimittel" im AVR zu untersagen. Die Antragsteller hatten dargelegt, daß der Verlag seine Sorgfaltspflicht vernachlässigt habe. Er hätte wissen müssen, daß die Verbreitung der Liste der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bereits durch einstweilige Verfügung untersagt worden ist. Die Spitzenverbände der Krankenkassen seien passiv legitimiert, weil sie maßgeblich Einfluß auf Gestaltung und Inhalt des AVR nähmen. Die Entscheidung des Landgerichtes Hamburg erging ohne mündliche Verhandlung, ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

15.09. Australische Frauen zufrieden mit RU 486
Nach einer Studie mit der Abtreibungspille RU 486 hat sich in Australien die Mehrheit der beteiligten Frauen positiv über das umstrittene Medikament geäußert. Wie aus der am Sonntag im "Medical Journal of Australia" veröffentlichten Untersuchung hervorgeht, bezeichneten 90 Prozent der 38 Beteiligten die Methode und die damit verbundenen Schmerzen als unproblematisch. Sie sei außerdem sehr viel natürlicher als ein operativer Eingriff. Als vorteilhaft werteten die Frauen auch, daß anders als bei einer herkömmlichen Abtreibung keine Narkose notwendig ist.

12.09. Kapitalerhöhung bei Fresenius Medical Care
Fresenius Medical Care AG (FMC) nutzt die gegenwärtig gute Börsenverfassung zu einer Kapitalerhöhung. Der Tochtergesellschaft des Pharma- und Medizintechnikkonzerns Fresenius fließen durch diese Kapitalspritze etwa 260 Millionen DM zu. Der Erlös soll zur Finanzierung neuer Dialysezentren in den USA genutzt werden. Das teilte der Vorstand von FMC in Bad Homburg mit. 2,75 Millionen neue Vorzugsaktien im Nennwert von je fünf DM sollen plaziert werden.

12.09. Kaum Chancen für die Pille für den Mann
Die Pille für den Mann scheitert nach Ansicht von Experten an zu geringer Akzeptanz. Wissenschaftlich sei es kein großes Problem mehr, dieses Verhütungsmittel herzustellen. Die Pharmaindustrie habe jedoch wegen mangelnder Nachfrage in Mitteleuropa kein Interesse an einer Serienentwicklung. Das erklärte Wolfgang Weidner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Andrologie, zu Beginn der Jahrestagung der Gesellschaft in Lübeck. Eine vorübergehende hormonelle Unterdrückung der Samenproduktion ist Thema der zweitägigen Konferenz, an der rund 200 Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen teilnehmen.

12.09. Budget-Streit beendet
Der Budget-Streit zwischen Krankenkassen und Kassenärzten in Mecklenburg-Vorpommern ist beendet. Vertreter beider Seiten unterzeichneten eine Vereinbarung, in der für den Zeitraum von Juli 1997 bis Juni 1998 eine Orientierungssumme von 809 Millionen DM für Arzneimittelausgaben festgeschrieben ist. Es gelten arztgruppenspezifische Richtgrößen. Die Kassen nahmen gleichzeitig ihre Regreßforderungen zurück.

10.09. Rezeptfälschungen über Anabolika
In Sachsen, Berlin und Hessen wurden Rezepte aus Arztpraxen entwendet, gefälscht und gegen Anabolika in Apotheken eingelöst. Die Rezepte in Sachsen und Berlin waren als Blanko-Rezepte aus Arztpraxen entwendet worden. Anschließend wurden sie gefälscht. Sowohl der angegebene Einlöser, als auch die Arztpraxen existierten nicht. Überwiegend wurden die Fälschungen gegen Anabolika wie Genotropin, Testoviron, Proviron, Primobolan S, Thybon und Masteron eingetauscht. Die Medikamente hatten einen Wert von bis zu 13000 DM. Weitere Rezepte, die aus einer Arztpraxis in Großenhain gestohlen wurden, wurden in Limburg und Frankfurt/Main eingelöst. Auch in Hessen, so eine Mitteilung des Hessischen Apothekerverbandes, wurden Rezeptformulare aus einer Arztpraxis gestohlen, professionell gefälscht und von Mai bis Juli 1997 im Rhein-Main-Gebiet gegen Genotropin eingelöst. Der wirtschaftliche Schaden beträgt allein für die AOK Hessen bisher rund 36000 DM. Der Hessische Apothekerverband ruft daher seine Mitglieder dazu auf, sich bei der Einlösung von Anabolikarezepten zunächst von deren Echtheit zu überzeugen.

10.09. Neues Krebsgen p73 entdeckt
Wissenschaftler der Bostoner Harvard University haben ein neues Krebsgen entdeckt, das vermutlich eine ähnliche Funktion wie p53 hat. Die Wissenschaftler nennen es p73. Das berichtet die Zeitschrift "Nature". Das Gen liegt auf dem Endstück von Chromosom eins, einer Stelle, die vielen Patienten mit einem Neuroblastom fehlt. Das neue Gen ist offensichtlich an der Überwachung wichtiger Zellfunktionen beteiligt. In seinem Aufbau und seiner Funktion ähnelt es p53, kontrolliert aber nicht das Erbgut, sondern p73 scheint die Entwicklung des Gehirns und die Funktion des Immunsystems zu überwachen.

10.09. Merck verkauft sämtliche Anteile an Hermal
Die Merck KGaA, Darmstadt, wird den Großteil ihres Geschäftes mit Dermatika für 500 Millionen DM an das britische Unternehmen Boots Healthcare International (BHI) verkaufen. Das teilte der Pharmahersteller in Darmstadt mit. BHI, das zur Boots Company PLC gehört, wird sämtliche Anteile an der Hermal Kurt Herrmann oHG in Reinbek bei Hamburg übernehmen und erhalte auch Markenrechte an weiteren Dermatika, hieß es. Die Mitarbeiter von Hermal in Deutschland, Österreich und der Schweiz sollen übernommen werden. Merck selbst werde seine Pharmaaktivitäten in den Bereichen Generika und Selbstmedikation verstärken.

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