Meningitis in Rumänien |
30.08.1999 00:00 Uhr |
von Joachim Büger, Nürnberg, Burkhard Rieke, Düsseldorf
In Rumänien und Moldawien, an der Grenze zur Ukraine, erkrankten zahlreiche Menschen an einer viralen Meningitis. Trotz Entwarnung für Touristen durch die rumänischen Behörden rät die Ukraine ihren Bürgern von einer Einreise in die Nachbarländer ab. Bei einer Reise nach Bangkok erkrankte jetzt ein Koreaner an Cholera. Thailand gilt jedoch eigentlich als Cholera-frei. In Alaska infizierten sich zahlreiche Menschen mit Influenza. Vor allem ältere Touristen sollten vor einer Reise in die Region ihren Arzt konsultieren. Anbei unser aktuelles Reisetelegramm mit den weltweit wichtigsten Meldungen über Krankheitsausbrüche.
Seit Anfang Juli erkrankten in Sydney und anderen Landesteilen viele Menschen an Grippe. Erreger sind vor allem Influenza-A-Viren. Teilweise sind die Krankenhäuser überlastet, da die Grippesaison in diesem Jahr früher als sonst begann.
In dem Balkanstaat ist das Q-Fieber-Risiko seit Anfang der 90er Jahre stark gestiegen. Experten machen dafür die steigenden Ziegenpopulationen und den Konsum von Ziegenmilch-Produkten verantwortlich. Die Krankheit, meist eine klinisch atypisch verlaufende Pneumonie, wird durch das weltweit verbreitete Bakterium Coxiella burnetii ausgelöst. Überträger sind Schafe, Ziegen oder Rinder.
Die vielen Regenfälle an der Karibikküste und mangelnde Anstregungen, die Krankheit zu bekämpfen, sind Hauptgründe für den aktuellen Anstieg der Dengue-Erkrankungen in der Provinz Limon. Aus Limon werden 88 Prozent der landesweiten Fälle berichtet. Die Zahlen für 1999 liegen allerdings nur leicht höher als für das Vorjahr. Noch nennenswert betroffen sind die Regionen Central Pacific (vor allem die Stadt Puntarenas), Corotega (Liberia).
Allein in Los Amates (Department Izabal) erkrankten fünf Menschen an Leptospirose. Die Krankheit wird von den zahlreich vorkommenden Ratten übertragen. Auch in den Departments Peten, Alta Verapaz und el Quiche infizierten sich mehrere Einwohner. Inzwischen meldete die Presse eine Rattenplage in Guatemala, Honduras und Nicaragua. Belize, Costa Rica und Nicaragua hatten dieses Jahr bereits Leptospirose-Fälle gemeldet.
Seit dem 3. August starben in den Distrikten Kushinagar und Gorakhpur, Ost-Uttar Pradesh insgesamt 15 Menschen an einer Enzephalitis. Vor allem Kinder zwischen 5 und 8 Jahren sind betroffen. Wahrscheinlich handelt es sich um Japan-B-Enzephalitis. Normalerweise bricht die Krankheit vermehrt zwischen September und Dezember aus, in diesem Jahr wurden aber schon im August mehrere Fälle gemeldet.
In abgelegenen Teilen der nordöstlichen Region Nagaland, östlich von Assam an der Grenze zu Burma, erkrankten rund 600 Menschen an Malaria, Fleckfieber und anderen schweren Seuchen. Die medizinische Versorgung ist hier extrem schlecht.
Aus dem Kosovo wird aktuell von einem Polio-Verdachtsfall, 24 Hepatitis-A-Erkrankungen und einem Patienten mit haemorrhagischem Fieber (eventuell Krim-Kongo) berichtet.
Ein angeblich seit Monaten wütender Typhusausbruch an der Küste ist eine Zeitungsente. Die Hysterie entstand aufgrund fehlerhafter Laboranalysen.
Im Süden des Landes sind 20 Menschen an Milzbrand erkrankt. 250 weitere Personen könnten infiziert sein. Für den Süden des Landes wurde Seuchenalarm gegeben.
Teilweise müssen Reisende, die am Flughafen von Antananarivo ankommen, zwangsweise prophylaktisch Doxycylin einnehmen. Dadurch soll die weitere Verbreitung von Cholera verhindert werden
Die Tollwut ist ein großes Problem im gesamten dicht besiedelten Tiefland der an Indien grenzenden Region. Human-Impfstoffe sind nur in 46 der 75 Distrikte verfügbar. Ein Grund für das steigende Tollwutrisiko ist die stark zunehmende Zahl streunender Hunde.
In der Gegend um den Cerro Negro-Vulkan im Westen der Landes besteht erhöhte Leishmaniasis-Gefahr.
In 36 Dörfern im Distrikt Boboyé (Department Dosso), circa 100 km östlich von Niamey, ist die Cholera ausgebrochen. Bis zum 30. Juli erkrankten 169 Menschen, 10 starben. Seit Ende Juli werden täglich ein bis zwei neue Fälle gemeldet. Cholera tritt in Niger endemisch auf. 1998 erkrankte niemand, 1997 dagegen 259 (13 Tote) und 1996 sogar 3957 (206 Tote).
Dengue-Alarm schlugen die Behörden in Pangasinan (vor allem im Westen) nachdem die Fallzahlen im Juni auf den höchsten Wert des Jahres (63) anstiegen. Von Januar bis Juni erkrankten insgesamt 125 Menschen. Zwei Patienten starben in Alaminos und San Carlos City. Grund für den starken Anstieg im Vergleich zum Vorjahr: Die Meldungen sind korrekter, außerdem ist die Bevölkerung inzwischen für die Symptome sensibilisiert und läßt sich behandeln. In der Provinz Nueva Ecija erkrankten Ende Juli erneut 42 Bürger innerhalb einer Woche. Von Januar bis Juli infizierten sich 742 Menschen. In Nueva Ecija traten 22 Prozent aller landesweiten Denguefälle auf.
Seit Anfang August steigen die Virus-Meningitis-Fallzahlen. Insgesamt erkrankten bislang 1800 Menschen. Die Meningitis breitete sich in Nordrumänien nahe den Grenzen zu Moldawien und der Ukraine zu einer Epidemie aus. Grund ist vor allem unsauberes Wasser. Die Behörden überlegen bereits, den Schulanfang deshalb zu verschieben. Die Ukraine warnte ihre Bürger aufgrund der Epidemie davor , Moldawien und Rumänien zu besuchen, obwohl die Gesundheitsbehörden Rumäniens eine Gefährdung für Touristen ausschließen.
Über 1000 Menschen erkrankten im Sudan an Durchfall, 74 starben. Betroffen ist der Bundesstaat al-Nil im Norden des Landes. Aufgrund verschmutzten Trinkwassers infizierten sich hier seit Ende Juni alleine 400 Einwohner. Bis dato traten landesweit 6000 Gastroenteritis-Fälle auf.
Ein Südkoreaner erkrankte nach Aufenthalt in Bangkok Anfang August an Cholera. Thailand gilt offiziell nicht als Cholera-Infektionsgebiet.
Ähnlich wie im letzten Jahr im August steigt in Alaska und dem Yukon Territory seit Ende Juni die Zahl der Grippeinfektionen. Der Ausbruch, ausgelöst durch Influenza A (H3N2), hält aktuell an. An dieser Situation wird sich wahrscheinlich wie im letzen Jahr bis zum Ende der Tourismus-Saison nichts ändern. Betroffen sind vor allem Reisende und in Menschen, die in der Touristikbranche arbeiten. Besucher über 65 Jahren - insbesondere mit chronischen Leiden - und Reisende, die medizinische Versorgung benötigen, sollten vor der Reise einen Arzt konsultieren. In der Vergangenheit gab es mehrfach auch Ausbrüche an Bord von Kreuzfahrtschiffen vor Alaska.
Während der heißen trockenen Zeit seit Mitte Juni erkrankten 132 Menschen an akuten intestinalen Infektionen, die teilweise viral bedingt sind. Die Krankheit trat zuerst in Orsha, Region Vitsebsk, auf. Wahrscheinlich infizierten sich die Menschen entweder durch ungewaschene Nahrungsmittel, die teilweise durch die Hitze verdorben waren, oder beim Baden in verschmutzten Seen und Flüssen.
Eine ausführliche Liste der aktuellen weltweiten epidemiologischen Situation mit diversen Sortier- und Such-Möglichkeiten finden Sie auch im Internet unter www.bueger.de/wn2_einzel/index.html. Diese Seite enthält ebenso Links auf die englischsprachigen Originaldokumente, eine Sammlung der genauen Fallzahlen und die regelmäßig aktualisierten Infektionsgebiete der WHO und vieles mehr.
Alle Informationen stellt Ihnen auch PRIMA zur Verfügung, ein Projekt von derzeit sieben Landesapothekerverbänden.
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