Am Ende sind es fünf |
12.08.2002 00:00 Uhr |
von Daniel Rücker, Eschborn
Die Aut-idem-Regelung wird zu einem dramatischen Sterben unter den Generika-Herstellern führen. In einem Gutachten kommt der Volkswirtschaftler Professor Dr. Hans-Jürgen Ewers, TU-Berlin, zu dem Schluss, dass der Berechnungsmodus für das untere Preisdrittel innerhalb kürzester Zeit den Generikamarkt grundlegend verändern wird.
Lediglich fünf Hersteller werden den gnadenlosen Preiskampf überleben, den die quartalsweise Anpassung des unteren Preisdrittels auslöst, so die Prognose von Ewers. Die Hersteller hätten keine Chance sich dem "Race-to-the-bottom" zu entziehen.
Nach den Rechenmodellen von Ewers wird es im Generikamarkt zu massiven Preissenkungen auf breiter Front kommen. Betroffen seien davon in den ersten Anpassungsrunden naturgemäß die hochpreisigen Präparate. Nach einem von Ewers Szenarien würden diese Generika innerhalb von fünf Anpassungsrunden ihren Preis annähernd halbieren.. Im selben Zeitraum sinkt die Drittelgrenze um 20 Prozent.
Der Autor hält aber auch einen noch drastischeren Preisverfall für realistisch. Da quartalsweise kleine Preissenkungen nur schwer an die Kundschaft zu kommunizieren seien und der exakte Wert der Preisgrenze erst nach der Preisfestsetzung der einzelnen Produkte bekannt werde, sei damit zu rechnen, dass sich Hersteller über wenige deutliche Preissenkungen ihren Platz im unteren Preisdrittel sichern wollen. Dies würde den Preisverfall beschleunigen.
Aus der Logik der Aut-idem-Regelung lässt sich auch das Ende der Preisspirale ableiten. Da immer mindestens fünf Präparate einer Gruppe als preisgünstig gelten, endet der Countdown, wenn nur noch fünf Anbieter übrig bleiben. Die Konzentration auf fünf Anbieter sei zwangsläufig, so Ewers. Wer dies bestreite, gehe davon aus, das Aut idem durch irgendwelche Schlupflöcher unterlaufen werde.
Auch am ökonomischen Sinn gibt es Zweifel. Angesichts des postulierten Konzentrationsprozesses werde die Aut-idem-Regelung ihr Einsparziel verfehlen, prognostiziert Ewers. Je stärker ein Markt konzentriert werde, desto wahrscheinlicher seien Absprachen unter den verbleibenden Marktteilnehmern, die den Wettbewerb außer Kraft setzen. Zudem seien in einem solchen Markt Preiserhöhungen nicht zu sanktionieren. Wenn einer der Beteiligten sein Produkt verteuert, habe dies keine negativen Konsequenzen.
In seinem Fazit kommt Ewers zu dem Schluss, dass „gut gemeint und gut bei weitem nicht dasselbe sind“. Es sei wenig plausibel, dass erneut bei den Arzneimitteln gespart werden soll, obwohl diese nachweislich nur einen geringen Anteil an den Gesamtausgaben haben. Und in diesem Bereich stünden dann mit den Generika auch noch die preiswertesten Produkte des Marktes im Fokus.
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