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Anatomie des Menschen: das Herz

14.07.1997  00:00 Uhr

-Titel

  Govi-Verlag

Anatomie des Menschen: das Herz

    Die treibende Kraft für die Zirkulation des Blutes im Gefäßsystem wird vom Herzen aufgebaut. Es wirkt als Druck- und Saugpumpe mit zwei hintereinandergeschalten Kammern. Das Perikard grenzt als Hüllstruktur das Herz gegenüber dem umliegenden Gewebe im Mediastinum (Mittelfell) zwischen den Lungenflügeln ab.

Drei Schichten, nämlich Endokard, Myokard und Epikard, gliedern die Herzwand. Das Myokard als eigentliche Herzmuskelschicht ist am stärksten ausgebildet und im linken Ventrikel aufgrund der höheren Druckbelastung stärker ausgebildet als im rechten Ventrikel. Die Eigenversorgung des Herzens über die Herzkranzgefäße (Coronarien) folgt keinem starren Muster, sondern ist in Abhängigkeit des topographischen Musters der Coronarien individuell variabel. Man unterscheidet neben dem ausgeglichenen Versorgungstyp sogenannte Rechts- und Linksversorgungstypen. Bei Verschluß von Coronargefäßen können somit auch unterschiedlich große Infarktareale in verschiedenen Regionen des Herzmuskels entstehen.

Erst durch das Vorhandensein von Ventilen, die den Blutfluß innerhalb des Herzens und zwischen Herz- und Gefäßsystem steuern, kann das Herz seine volle Pumpleistung entfalten. Man unterscheidet aufgrund des Aufbaus Segelklappen von Taschenklappen. Bakterielle Infektionen können zu krankhaften Klappenveränderungen führen und so die Herzleistung reduzieren.

Anders als der quergestreifte Skelettmuskel ist der Herzmuskel zur rhythmischen Eigenkontraktion befähigt, die durch die autonome Erregungsbildung am Sinusknoten ausgelöst werden, und über ein System spezialisierter Muskelzellen, das Reizleitungssytem, fortgeleitet werden. Eine zusätzliche Versorgung mit sympathischen und parasympathischen Nervenfasern ist lediglich in der Lage, diese automatisch ablaufenden Erregungsvorgänge zeitlich zu verändern, also die Herzfrequenz zu erhöhen oder zu reduzieren.

Während der Embryonal- und Fetalentwicklung ist das Herz nicht von vornherein in der endgültigen Form angelegt, sondern durchläuft Stadien ganz anderer räumlicher Gestaltung. Wichtigster Unterschied des fetalen zum adulten Herzen ist die Tatsache, daß beide Kammern nicht in Serie, sondern parallel geschaltet sind: das Blut kann direkt vom rechten in den linken Vorhof durch das Foramen ovale fließen. Erst bei Entfaltung der Lungen nach der Geburt wird das Foramen ovale durch die Änderung der Druckverhältnisse im Lungenkreislauf geschlossen und das Herz nunmehr in Serie geschaltet.

PZ-Titelbeitrag von Thomas Beck, Rostock
E-Mail:
thomas.beck@medizin.uni-rostock.de    

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