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SPD-Abgeordnete im Rechenzentrum Haan

22.06.1998  00:00 Uhr

-Politik

Govi-Verlag

SPD-Abgeordnete im Rechenzentrum Haan

Am 16. Juni 1998 konnten Rainer Lorenzen, Geschäftsführer des Rechenzentrums nordrhein-westfälischer Apotheker in Haan, zusammen mit dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates Günter Bartels, erstmals die SPD-Bundestagsabgeordneten und Mitglieder der SPD-Arbeitsgruppe Gesundheit, Regina Schmidt-Zadel und Professor Dr. Martin Pfaff, im Rechenzentrum begrüßen. Ziel des Besuches war es, die SPD-Abgeordneten über die Möglichkeiten der Verarbeitung von Abrechnungsdaten im Apothekerrechenzentrum zu unterrichten.

Nicht ohne Eindruck bei den SPD-Abgeordneten blieb der Hinweis des Rechenzentrums, bei dem 55 Prozent der nordrhein-westfälischen Apotheken abrechnen, daß bereits am 18. des Folgemonats eine Verordnungsanalyse des Vormonates für den einzelnen Arzt erstellt werden kann, wenn er daran interessiert ist. Wenig Verständnis hatten die Abgeordneten dafür, daß die Ärzte nur vereinzelt von diesem Angebot Gebrauch machen. Auch die Möglichkeit für die Patienten, eine Aufstellung ihrer Zuzahlungen vom Rechenzentrum über die Einzelapotheke zu bekommen, um Überforderungsklausel oder Härteregelung in Anspruch nehmen zu können, wurde als offensiver Verbraucherschutz von den Politikern gewürdigt.

Der Präsident des Apothekerkammer Nordrhein, Rudolf Mattenklotz, und der Verbandsvorsitzende, Horst E. Nettesheim, forderten aufgrund der schlechten Einbindung der Apotheker die Politik auf, die Apotheker besser in das Gesundheitssystem einzubeziehen. Notfalls per Gesetz, wenn es über die Selbstverwaltung an den Widerständen der Ärzte scheitern sollte. Mattenklotz betonte, daß die intensivere, verantwortliche Einbindung der Apotheker in das Versorgungssystem nicht nur für das System ökonomische Entlastung bringen wird sondern auch für den Patienten mehr Lebensqualität bedeuten könnte.

Pfaff sieht die Notwendigkeit, daß die Apotheke ihre Funktion genauer und offensiver definieren muß, zumal der Druck auf die Apotheken zunehmen wird. Seiner Meinung nach steht allerdings außer Frage, daß die Apotheke in einem integrativen Versorgungskonzept effektiven Patientenschutz leisten, der durch eine stärke Einbindung der Apotheken noch optimiert werden könnte. Auch die Auffassung, daß in einem arbeitsteiligem System nicht alles von den Krankenkassen erledigt werden sollte, wurde von den SPD-Gesundheitspolitikern geteilt.

Die Nische, die die Apotheken ausfüllen könnten und sollten, ist nach Meinung aller Gesprächspartner die Auswertung der Daten. Daran müßten auch die Krankenkassen und die Ärzte interessiert sein, so die Auffassung der SPD-Politiker. Sie ließen keinen Zweifel daran, daß sie bei einer Übernahme der Regierung, die Übermacht der Ärzteorganisationen brechen wollen und das System für die Apotheker öffnen werden: "Die Apotheker gehören an den Tisch und nicht an den Katzentisch!" Ziel der SPD-Gesundheitspolitik: eine gerechtere, optimiertere und bessere Zusammenarbeit aller Beteiligten im Gesundheitswesen zum Nutzen des Patienten.

PZ-Artikel von Hartmut Morck, HaanTop

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