Gestalten Sie den DAC mit! |
17.05.1999 00:00 Uhr |
"Das ist der richtige Weg! Mehr Praxisorientierung und Hilfestellungen bei der täglichen Arbeit!" So kommentierte Erwin Scholz, Inhaber der Hirsch-Apotheke in Westerkappeln den Fragebogen, der im Herbst 1998 an alle Abonnenten des Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) mit der Bitte um Beantwortung verschickt wurde. Ziel dieser Aktion war es, den DAC künftig noch genauer den aktuellen Erfordernissen anzupassen, die sich bei der Herstellung und Prüfung von Arzneimitteln in der Apotheke stellen.
Die Aufforderung "Gestalten Sie den DAC mit!" ließen sich viele Kolleginnen und Kollegen nicht zweimal sagen. Von den insgesamt 21 772 versandten Fragebögen sind bis zum 31. März 2422 ausgefüllt im Zentralen Prüflaboratorium des DAC eingegangen. Die hohe Rücklaufquote von rund 11 Prozent zeigt, daß die klassischen pharmazeutischen Tätigkeitsfelder rund um das Arzneibuch auch heute noch Interesse finden. Die DAC-Kommission dankt allen, die sich mit Wünschen, Verbesserungsvorschlägen und kritischen Anmerkungen an der Aktion beteiligt haben.
Neue Monographien
Die amtlichen Arzneibücher und der DAC enthalten zur Zeit etwa 1700 Prüfvorschriften für Ausgangsstoffe. Nach den Ergebnissen der vorliegenden Befragung reicht jedoch auch diese hohe Zahl nicht aus, um alle in den Apotheken verarbeiteten Ausgangsstoffe zu beschreiben. So stellte allein die Waldecksche Apotheke in Stuhr-Brinkum eine Liste mit 70 fehlenden Prüfvorschriften zusammen. Insgesamt wurden dem DAC mehr als 300 Arzneistoffe, Hilfsstoffe, Drogen, Drogenzubereitungen und Galenika zur Aufnahme vorgeschlagen.
Die Palette reicht von Acetylcholinchlorid bis zu Zitwerwurzel und umfaßt auffallend viele Drogen aus älteren Arzneibüchern. Hier sind in erster Linie das Deutsche Arzneibuch, 6. Ausgabe, und das dazugehörige Ergänzungsbuch zu nennen. Einschränkend muß hinzugefügt werden, daß zahlreiche Vorschläge sehr spezielle Stoffe betreffen, deren Monographierung im Einzelfall gründlich geprüft werden muß. Aus diesem Grunde wird die DAC-Kommission für jeden einzelnen Ausgangsstoff die Anzahl der Nennungen ermitteln und danach eine Prioritätenliste der Bearbeitung erstellen.
An der Spitze der Liste steht das Antiseptikum Triclosan, für das sich 54 Apotheken eine DAC-Monographie wünschen; die Aufnahme ist für das Jahr 2000 vorgesehen. Im Vorgriff darauf ist kürzlich bereits ein apothekengerechter Nachweis der Identität von Triclosan in der Pharmazeutischen Zeitung veröffentlicht worden (PZ 16/99, Seite 32).
Neue Anlagen
Auf sehr hohe Akzeptanz stieß der Vorschlag, die Anlagen des DAC um mehrere Tabellen zu erweitern. "Tabellen: Super-Idee, so schnell wie möglich" und "Tabellen wären eine tolle Sache", so die Kommentare. Auf der Skala von 1 bis 5 erhielten die vorgeschlaenen Anlagen (siehe Kasten) "Durchschnittsnoten" von 1,3 bis 2,3. Aufgrund dieser Bewertung wird die DAC-Kommission voraussichtlich alle Projekte weiterverfolgen. Als erster Schritt ist für das Jahr 2000 die Veröffentlichung einer Liste der maximalen Lagerungszeiten von Ausgangsstoffen vorgesehen. Dieser Vorschlag wurde mit der Durchschnittsnote 1,3 am besten bewertet.
Tabellen mit Schmelztemperaturen und Brechungsindizes von offizinell beschriebenen Substanzen werden folgen, besonders unter dem Aspekt, mit diesen Informationen die Identifizierung von Stoffen mit Hilfe physikalisch-chemischer Methoden zu erleichtern. Die Einstufung der Ausgangsstoffe gemäß Gefahrstoff-Verordnung steht am Ende der Prioritätenliste. Die Erarbeitung von apothekengerechten Alternativmethoden wird von vielen Kolleginnen und Kollegen begrüßt (Durchschnittsnote 1,4).
Diese Nachweise gewinnen zunehmend an Bedeutung, da in neuen Monographien des Europäischen Arzneibuches einfach durchzuführende Prüfungen der sogenannten zweiten Identifikationsreihe nicht mehr regelmäßig enthalten sind. Kommentare wie "Wofür haben wir studiert? Das können wir doch wohl noch selbst erarbeiten!" zeigen, daß die Aufnahme von Alternativmethoden nicht unumstritten ist. Die Mehrzahl der Bemerkungen war dagegen ausgesprochen positiv, wobei immer wieder der Wunsch nach apothekengerechten Alternativen bei der Identifizierung von Glucocorticoiden gemäß Ph. Eur. laut wurde.
Loseblattwerk oder gebundenes Buch?
Die Umfrage hat als interessanten Teilaspekt ergeben, daß die Veröffentlichung des DAC als Loseblattsammlung auch von einigen Befürwortern der Druckfassung kritisch gesehen wird. Dem Vorteil der kostengünstigen Aktualisierung stehen die Nachteile des aufwendigen Einsortierens und dadurch bedingte Fehlerquellen gegenüber. Außerdem haben Loseblattsammlungen den systembedingten Nachteil, daß bei jeder Ergänzung umfangreiche Teile des Textes gestrichen werden und damit regelmäßig altes Wissen verloren geht. Deshalb wurde mehrfach die Herausgabe des DAC in gebundener Form vorgeschlagen.
In Anbetracht der schnellen Änderungen, denen der DAC als dem Arzneibuch nachgeordnetes Werk zwangsläufig unterliegt, ist die jährliche Herausgabe als gebundenes Buch allerdings zu kostenintensiv. Für den DAC wird daher die Loseblattsammlung die geeignete Druckfassung bleiben. Wunsch nach Software-Version Die Frage, ob der DAC künftig neben der Druckfassung auch in einer Software-Version auf CD-ROM angeboten werden soll, wurde erwartungsgemäß sehr differenziert beantwortet.
Von den 2422 Kolleginnen und Kollegen, die geantwortet haben, möchte die absolute Mehrheit von 1394 (58 Prozent) in absehbarer Zeit bei der Druckfassung bleiben. Als Gründe wurden wiederholt genannt: "Im Labor fehlt der Rechner" oder "Es ist nur ein CD-ROM-Laufwerk vorhanden, das bereits belegt ist. Der Griff zum Buch ist schneller." Nur 9 Prozent der Befragten möchten die CD-ROM unter allen Umständen. Sie führen als Argumente die einfachere jährliche Aktualisierung, den schnelleren Zugriff auf einzelne Monographien und die Möglichkeit des Ausdrucks einzelner Textteile an.
Als weiterer Vorteil einer CD-ROM-Version wurde immer wieder ein zu erwartender niedrigerer Preis genannt. Unter dieser Voraussetzung würden 18 Prozent der Kolleginnen und Kollegen den DAC als CD-ROM bestellen. Die Kosten des DAC werden jedoch nur zu einem geringen Teil durch die technische Herstellung des Publikationsmediums (Druckfassung oder CD-ROM) bestimmt, sondern ergeben sich vornehmlich aus den Aufwendungen für die inhaltliche Bearbeitung.
Die ehrenamtlich besetzte DAC-Kommission hat zur experimentellen und wissenschaftlichen Bearbeitung das DAC ein Zentrales Prüflaboratorium und ein Wissenschaftliches Sekretariat eingerichtet, deren Kosten durch den Erlös des Werkes gedeckt werden müssen. Aus diesem Grunde kann die CD-ROM-Version nicht preiswerter angeboten werden als das Druckwerk. In Abwägung des eindeutigen Votums für die Druckfassung im Vergleich zu dem für die CD-ROM, hat der Verlag beschlossen, den DAC vorerst ausschließlich in gedruckter Form anzubieten.
Bereits heute werden von seiten der Bearbeiter jedoch alle Vorkehrungen getroffen, den DAC bei weiterer Verbreitung der elektronischen Medien parallel zur Druckfassung auch als CD-ROM veröffentlichen zu können. Kein Steck-Murks Bei insgesamt 2422 Antwortbögen bleiben natürlich auch kritische Stimmen nicht aus. Weitaus am häufigsten wurde das Stecksystem der alten Kunststoffordner beanstandet.
Die Anmerkungen kommen nicht unerwartet, da die Kunststoffordner schon seit den achtziger Jahren in Gebrauch sind und aus Kostengründen nicht überall ausgetauscht wurden. Seit geraumer Zeit stehen jedoch moderne Ordner aus Karton mit Ringbuchmechanik zur Verfügung, die bei Bedarf über die Sortimentsbuchhandlung des Govi-Verlags bezogen werden können.
Ein weiterer Kritikpunkt betraf die nicht geregelte Aufbewahrung aussortierter DAC-Monographien. Bislang war die DAC-Kommission davon ausgegangen, daß diese Frage in jeder Apotheke individuell gelöst wird. Aus der Umfrage geht jedoch der Wunsch nach einem zusätzlichen Archiv-Ordner hervor, in dem entfallene Monographien bis zum Ablauf von Übergangsvorschriften oder auch darüber hinaus abgelegt werden können. Der Verlag wird zu diesem Zweck in absehbarer Zeit einen dritten DAC-Ordner mit speziellem Einsteckschild und alphabetischem Register anbieten.
Befragung war Erfolg
Das Fax-Gerät im Dauerbetrieb und fünf prall gefüllte Aktenordner mit 2422 ausgefüllten Fragebögen sprechen für sich: Die Befragung der DAC-Abonnenten war ein Erfolg! Die DAC-Kommission hat viele Wünsche und Anregungen erhalten, die jetzt zügig umgesetzt werden sollen. Nur gemeinsam werden Herausgeber, Bearbeiter und Anwender den DAC als ein modernes Ergänzungsbuch zum Arzneibuch weiter entwickeln können.
© 1999 GOVI-Verlag
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