Nitrospray sublingual effektiver als Kapseln |
12.04.1999 00:00 Uhr |
Die koronardilatierende Wirkung von Nitroverbindungen hängt vom Applikationsmodus ab. So das Ergebnis einer Studie an 96 Patienten mit koronarer Herzkrankheit. Ein signifikanter Effekt konnte nur nach intrakoronarer und sublingualer Gabe eines Sprays, nicht jedoch nach sublingualer Applikation einer Kapsel-Formulierung beobachtet werden.
Nitroverbindungen erweitern arterielle Blutgefäße und die glatte Muskulatur der koronaren Blutgefäße und verbessern so den koronaren Blutfluß. Der Herzmuskel verbraucht dann weniger Sauerstoff und in der Folge kommt es zu einer symptomatischen Verbesserung pektanginöser Beschwerden. Neben den biochemischen und physiologischen Effekten, die alle Nitrate zeigen, unterscheiden sich die einzelnen Vertreter dieser Wirkstoffgruppe substantiell in ihrer Wirkstärke und Pharmakokinetik. Experimentelle Befunde zeigten zum Beispiel eine unterschiedliche Empfindlichkeit auf die Nitrate in verschiedenen Gefäßabschnitten.
Sublingual applizierbare Nitrate (zum Beispiel Nitrolingual Kapseln, -Spray oder Isosorbiddinitrat-Spray) werden routinemäßig zur Behandlung von pektanginösen Anfällen gegeben oder während der Koronarangiographie angewandt, um die epikardialen Koronararterien maximal zu dilatieren. Als Alternative kann Nitroglycerin auch intrakoronar appliziert werden. Beide Behandlungsmethoden gelten als etabliert und sicher, aber es fehlten bislang kontrollierte, vergleichende Studien zum Effekt der verschiedenen Behandlungsalternativen auf den Gefäßdurchmesser der Koronararterien als objektiven Parameter der Wirksamkeit.
Wissenschaftler untersuchten deshalb jetzt in einer Studie den koronaren vasodilatierenden Effekt der unterschiedlichen Nitratpräparate mittels quantitativer Koronarangiographie. Hierzu wurde der Effekt sublingualer Nitroglycerin-Kapseln und eines ISDN-Sprays mit der intrakoronaren Gabe von Nitroglycerin verglichen.
Insgesamt 96 Patienten (79 Männer und 17 Frauen) mit koronarer Herzkrankheit erhielten randomisiert entweder eine Nitroglycerin-Kapsel (0,8 mg), eine sublinguale Spray-Applikation (zwei Hub entsprechend 0,8 mg ISDN) oder 0,2 mg Nitroglycerin intrakoronar. Der Gefäßdurchmesser ohne Nitrat-Gabe bildete den Ausgangswert. Alle Patienten erhielten im Rahmen der Koronarangiographie in jedem Fall Nitroglycerin intrakoronar. Die hiermit erzielbare Dilatation der nicht stenosierten Gefäße bildete den Referenzwert.
Der gefäßerweiternde Effekt der intrakoronaren Gabe und der Spray-Applikation waren vergleichbar (intrakoronar plus 17 Prozent, Spray plus 13 Prozent) und signifikant, der Effekt nach Gabe der Kapseln jedoch nur schwach ausgeprägt (plus 5 Prozent, nicht signifikant).
Quelle: Pfister, M. et al. Heart 80 (1998) 365 369.
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