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Wieder Vogelgrippe in Hongkong

12.04.1999  00:00 Uhr

-MedizinGovi-VerlagREISEMEDIZIN APRIL 1999

Wieder Vogelgrippe in HongkongPZ Ab sofort bietet Ihnen die PZ einen neuen Service als Unterstützung für die reisemedizinische Beratung in der Apotheke an. Jeweils einmal im Monat finden Sie an dieser Stelle wichtige Informationen zu weltweit bedeutenden Krankheitsausbrüchen. Damit Sie sich auf der Seite gut zurechtfinden, haben wir die einzelnen Meldungen alphabetisch nach Ländern geordnet.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Angola

In der Landeshauptstadt und angrenzenden Gebieten kam es seit Mitte März wahrscheinlich zu Polio-Ausbrüchen. Es wird von über 100 Fälle berichtet.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Brasilien

Seit 22. März sind im südlichen Hafen Paranagua (Parana) mindestens 155 Verdachts- und sieben laborbestätigte Fälle von Cholera aufgetreten (zwei Tote). Die Tendenz zeigt nach oben. Paranagua ist ein stark frequentierter Hafen. Es wird eine Ausbreitung in den Süden und Südwesten, vor allem nach Parana, Santa Catarina und Mato Grosso du Sul, außerdem nach Paraguay befürchtet, weil dorthin viele Lastwagenfahrer von Paranagua aus unterwegs sind.

Seit November 1998 ist zudem in Brasiliender erste WHO-offizieller Dschungel-Gelbfieber-Fall im Dorf Aldeia Cuoto Magalhaes, County Campinapolis, Mato Grosso Staat aufgetreten. Schon im letzten Jahr im März kam es zu zehn Fälle in Afua am Fluß Morcego in der Nähe des aktuellen Infektions-Gebiets. Die betroffenen Gebiete werden jedoch selten besucht.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Hongkong

Ein neuer Influenza-A-Stamm (H9N2) wurde in Hongkong entdeckt. Ein vergleichbarer Stamm verursachte seinerzeit die "Vogelgrippe" in Hongkong, die damals durch Vögel verbreitet wurde. Jetzt wurde der Stamm bei zwei Patientinnen isoliert. Desweiteren wurde in Hongkongder Vogelgrippevirusstamm H5N1 bei Wassergeflügel in einem örtlichen Supermarkt gefunden. Die Geflügeleinfuhr aus China wurde gestoppt. Die Infektion von Menschen ist nicht zu erwarten.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Indien

Zu neuen Grippe-Ausbrüchen in der "Krankeits-Nebensaison" kam es jetzt in Neu-Delhi. Allein am Wochenende vom 2. März wurde über 200 Fälle berichtet. Nach den nichtidentifizierbaren Fieberausbrüchen in Afghanistan, Nepal und Indien (Bangalore) tritt damit eine weitere ungewöhnliche Krankheitsepisode auf dem indischen Subkontinent auf.

IndienIn Bombay trat zudem ein erster Fall einer Vivax-Malaria auf, die gegen alle dort verwendeten Medikamente resistent ist. Plasmodium vivax ist in Indien weit verbreitet, eine allgemeine Resistenzentwicklung dieser Parasiten hätte kaum absehbare Konsequenzen.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Madagaskar

Am 26. März wurde erstmalig Cholera (Vibrio cholerae 01 El Tor Ogawa) auf Madagaskar nachgewiesen. Wahrscheinlich wurde der Erreger von den benachbarten Komoren eingeschleppt. Fallmeldungen gibt es aus zwei Regionen: Mahajanga (acht Tote) und Anstohihy an der Nordwest-Küste (elf Tote). Eine Ausbreitung aufgrund der Umstände wird befürchtet.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Malaysia

231 Fälle, so der aktueller Stand der seit Oktober 1998 anhaltenden Hendra-ähnlichen Virus-Erkrankungen, die zunächst für eine Japan-B-Enzephalitis-Epidemie gehalten wurden. Es gab bereits 90 Tote. Der Höhepunkt scheint vorüber. Am meisten betroffen ist Perak und Negri Sembilan. 40 Prozent aller Schweine-Farmen des Landes sind betroffen. MalaysiaAuch in der Nähe des neuen internationalen Flughafens von Kuala Lumpur starb ein Schweinebauer in einem Dorf im Sepang District, angrenzend an Negri Sembilan. Reisen nach Malaysia gelten nach Angaben des US-Centers for Disease Control als sicher. Das Hendra-ähnliche Virus aus der Gruppe der Paramyxoviren wird nicht durch Mosquitos übertragen. Sein natürliches Reservoir sind fruchtfressende Fledermäuse (Pteropus).

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Mosambik

Jetzt trat auch in Manica ein Cholerafall auf. Die Provinz ist offiziell von der WHO gar nicht als Infektionsgebiet ausgewiesen. Zu insgesamt über 10000 Ausbrüchen mit vielen hundert Tote kam es seit September 1998 in den Provinzen Beira, Cabo Delgado (am meisten betroffen), Nampula, Sofala, Tete und Zambezia.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Nepal

Sehr wahrscheinlich Influenza forderte in sieben Hill districts in West Nepal in den vergangenen zwei Monaten bisher etwa 900 Tote, meistens Frauen und Kinder. Am meisten betroffen war Kalikot, das 425 km westlich von Katmandu liegt, außerdem Dolpa und Jumla, sowie die Distrikte Mugu und Humla.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Niederlande

Der Legionellen-Ausbruch in der Ende Februar zu Ende gegangenen Blumenausstellung in Bovenkarspel, 40 km nördlich von Amsterdam (231 Fälle, 106 bestätigt, 21 Tote), ist seit der Entdeckung der Krankheit der größte. Ursache war ein Warm-Wasser-Whirlpool.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Peru

Seit Mitte 1998 ist erstmalig wieder Cholera im Departement Cuzco aufgetreten. Meldungen kommen auch aus den Provinzhauptstädten Canchis (Sicuani) und La Convencion (Quillabamba). Quelle könnten Fisch- und Fleisch-Händler oder unhygienisch zubereitete Nahrung von Straßenhändlern sein.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Senegal

2000 Fälle einer Meningitis mit 200 Toten sind inzwischen im gesamten Land aufgetreten. Besonders betroffen sind Kolda, St. Louis, Tambacounda, Thies (seit September gab es auch zwölf Fälle in Dakar) und Ziguinchor.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Simbabwe

Bis zum 28 März traten im Land 1645 Cholera-Fälle auf, davon 285 laborbestätigt. Auch die Hauptstadt Harare ist betroffen. Frühere Meldungen eines neuen Cholerastamm sind nicht korrekt, es handelt sich vor allem um Serotyp Ogawa, teilweise Inaba. In Mashonaland Central und Mashvingo steigt noch die Tendenz, in allen anderen betroffenen Gebieten ist der Höhepunkt überwunden. Am meisten betroffen sind Manicaland (168 Fälle in Buhera, Chipinge, Chimanimani, Mutare, und Makoni districts), Mashonaland East (373 Fälle im Mudzi district), Mashonaland Central (620 Fälle in Berg-Darwin und Shamva districts), Harare mit 203 Fällen; Mashvingo (229 Fälle in Zaka, Bikita, Gutu und Chiredzi districts), Mashonaland Westen (70 Fälle in Chinhoyi, Banket, Norton, Karoi, und Chegutu), Matabeleland Norden mit 6 Fällen (Inyathi district) und 2 Fällen in Chitungwiza.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Singapur

Mindestens neun Fälle von Hendra-ähnlichem-Virus gab es bei Schlachthaus-Arbeitern (ein Toter). Ursache ist sehr sicher der direkte Kontakt der Arbeiter mit Fleisch von erkrankten Schweinen aus Malaysia.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Südafrika

Zu Red tide, einer Algenblüte von Dinoflagellaten Alexandrium verursacht, kam es an der Westküste von Kapstadt am Atlantischen Ozean. Schalentiere wie beispielsweise Miesmuscheln nehmen Algen-Gifte auf und werden damit ungenießbar.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Sudan

Der Meningitis-Ausbruch, der im Dezember 1998 in Nord-Darfur begann, breitet sich aktuell in 15 Staaten aus, in einigen südlichen werden epidemische Ausmaße erreicht. Bis zum 9. März registrierte man 2293 Fälle und 262 Tote. Die massiven Bevölkerungswanderungen infolge des Bürgerkriegs verschlimmern die Situation. Erreger ist Neisseria meningitidis Serogruppe A. Sudan liegt im sogenannten Meningitis-Gürtel.

SudanNach dem Ausbruch einer nicht-identifizierbaren Krankheit in der See-Provinz und dem Yirol County wurde jetzt auch am Oberlauf des Nils im Südsudan der 1796 Ausbrüche mit 141 Todesfällen einer bisher unbekannten Krankheit gemeldet. Betroffen sind vier der acht Provinzen am oberen Nil (Tonga, Paliet, Mallout und Fashoda). Die Fallzahlen nehmen inzwischen ab. Anhand der Symptome, Übelkeit und vor allem Diarrhöe, wird Cholera als Ursache diskutiert. Die Stadt Malakal (Provinz A'ali an Nil), wurde am Sonntag wegen der hohen Fallzahlen unter Quarantäne gestellt, ist inzwischen aber wieder erreichbar.

 

Reise1.jpg (1386 Byte)Vietnam

Neben irregulärem Wetter (El Nino) werden für die massive Steigerung der Dengue-Fieberfälle im Jahr 1998 auch mangelnde hygienische Zuständen und das hohe Bevölkerungswachstum als Grund angenommen. Die Prognose für die normal ab April steigenden Erkrankungszahlen ist schlecht. 1998 waren insgesamt 383 Dengue-Todesfälle zu verzeichnen; eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent. 234866 Erkrankungen nach 107000 im Jahr 1997 wurden gemeldet. Besonders betroffen waren die zentralen und südlichen Provinzen.

Die Meldungen wurden zusammengestellt von Joachim Büger, Nürnberg, und Burkhard Rieke, Düsseldorf.

Noch mehr Informationen...

Eine ausführliche Liste der aktuellen weltweiten epidemiologischen Situation mit diversen Sortier- und Such-Möglichkeiten finden Sie auch im Internet unter www.bueger.de/wn2_einzel/index.html. Diese Seite enthält ebenso Links auf die englischsprachigen Originaldokumente, eine Sammlung der genauen Fallzahlen und die regelmäßig aktualisierten Infektionsgebiete der WHO.

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