Die Rezeptur-Hotline richtig nutzen |
01.04.2002 00:00 Uhr |
von Antje Lein, Eschborn
Seitdem eigens eine Stelle zur Betreuung der NRF-Rezeptur-Hotline eingerichtet wurde, nutzen Apotheken diesen Service immer intensiver. Neben dem Bewusstsein für qualitativ hochwertige Rezepturarbeit ist dies oft aber auch ein Zeichen für große Verunsicherung bei der Herstellung in der Apotheke.
Nachdem der Anfragenumfang bei der Hotline in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, zur Zeit im Schnitt 25 Anfragen pro Tag, ist auch der Aufwand für die kleine Arbeitsgruppe des NRF gestiegen. Diese muss sich allerdings vorrangig mit ihrer Kernaufgabe, der Bearbeitung von Rezeptur-Monographien, beschäftigen. Das NRF sieht seine Kompetenz in der Lösung galenischer Fragestellungen. Aus diesem Grund sollen hier ausschließlich herstellungstechnische Probleme besprochen werden, die mit den in der Apotheke zur Verfügung stehenden Mitteln tatsächlich nicht zu lösen sind. Dies schließt den Bezug von Rezeptur-Ausgangsstoffen ebenso ein wie spezielle Rezepturvorschriften oder mögliche Inkompatibilitäten.
Einer Apotheke aus Süddeutschland lag zum Beispiel eine Verordnung über Chlorhexidindigluconat in Nichtionischer Hydrophiler Creme vor. Die Kollegin beobachtet eine dunkle Verfärbung der Zubereitung. Sie teilt mit, dass die Cremegrundlage mit Sorbinsäure konserviert ist. Hierin liegt auch der Grund für die beobachtete Unverträglichkeit. Das NRF-Team empfahl daher, auf die Konservierung zu verzichten, da Chlorhexidindigluconat bereits über eine ausreichende antimikrobielle Eigenaktivität verfügt.
Konservierung ist also auch ein Thema für die Hotline ebenso wie Haltbarkeit oder die Verpackung von Rezepturarzneimitteln. Um eine zeitnahe Bearbeitung der Anfragen möglich zu machen und Rückfragen zu vermeiden, sollte die Faxvorlage, die sich im ersten Band des NRF befindet, vollständig ausgefüllt an die Hotline versandt werden. Wichtig sind hierbei insbesondere die quantitative Zusammensetzung von Rezepturen, die Indikation und die Art der Anwendung.
Viele der Fragen, die uns über die Hotline erreichen, lassen erkennen, dass "die ganze Apotheke" das Problem mitsamt der verfügbaren Literatur gewälzt und Unklarheiten herausgearbeitet hat. Leider ist das aber nicht immer so. Oft wird das Gespräch mit den Kollegen gar nicht erst gesucht oder die Nachschlagewerke in der Apotheke nur unzureichend genutzt. Die Rezeptur-Hotline kann und soll beides nicht ersetzen. Die Mitarbeiter des NRF empfehlen deshalb: Beraten Sie Rezepturprobleme ausführlich im Apothekenteam und nutzen Sie hierfür auch die angebotenen Medien wie zum Beispiel die Rezepturhinweise auf dieser Site in der Rubrik DAC/NRF.
Wenn Sie konsequent die Zuständigkeitsbereiche des NRF berücksichtigen, erleichtern Sie uns die Arbeit. Fragestellungen zur Verschreibungspflicht, Taxation, Verkehrsfähigkeit und Bedenklichkeit von Arzneimitteln, Pharmakologie und Toxikologie, zu Fertigarzneimitteln und rechtlichen Problemen sind bei der Rezeptur-Hotline an der falschen Adresse. Möchte eine Apotheke beispielsweise etwas zur Bewertung von "Fabry-Spiritus", einem "Phenol-Salicylsäure-Spiritus" zur Aknebehandlung wissen, so handelt es sich zwar um eine Rezeptur, tatsächlich geht es aber nicht um eine galenische Frage, sondern um toxikologische Aspekte oder gar die Bedenklichkeit von Stoffen. In solchen Fällen sollte Kontakt mit den regionalen Arzneimittelinformationsstellen der Kammern oder den verantwortlichen Stellen der ABDA aufgenommen werden.
Gern möchten wir die Apotheken bei ihrer Suche nach Lösungswegen in galenischen Fragen unterstützen, denn letztlich erhalten wir auf diesem Wege auch Informationen zu aktuellen Fragestellungen in der Apothekenrezeptur, die sich dann - für alle zugänglich - in Publikationen, Rezepturhinweise oder sogar in neue Monographien einbringen lassen. Wir wünschen uns einen regen Austausch zu schwierigen Rezepturfragen, immer auch verbunden mit der Eigeninitiative der Apotheken. Dadurch dürfte die Arbeit für beide Seiten wesentlich erleichtert werden. Problematische Themen können dann intensiver hinterfragt und die Standardisierung dringend benötigter Rezepturen vorangetrieben werden.
Anschrift der Verfasserin
Diplompharmazeutin Antje Lein
Neues Rezeptur-Formularium
Pharmazeutisches Laboratorium
Carl-Mannich-Straße 20
65760 Eschborn
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