Mutterkonzern Altana legt für 1998 Rekordzahlen vor |
29.03.1999 00:00 Uhr |
Wirtschaft & Handel
BYK GULDEN PHARMAZEUTIKA
Im Zuge der Umstrukturierung des Altana-Konzerns, die den Verkauf von Milupa und dem EDV-Geschäft und eine Beschränkung auf die Kerngeschäfte Pharma und Chemie zum Inhalt hatte, mußte das Unternehmen Ende 1995 einen um 840 Millionen auf 2 Milliarden DM reduzierten Umsatz hinnehmen. 1998 konnte dieser Rückgang wieder überkompensiert werden, wie der Vorstandsvorsitzende Klaus Schweikert in der Bilanzpressekonferenz am 24. März 1999 mit Stolz verkündete.
Der Umsatz konnte um 10 Prozent auf 2.887 Millionen DM gesteigert werden. Gleichzeitig erhöhte sich das Ergebnis vor Steuern um 15 Prozent auf 368 Millionen DM. Das ist fast eine Verdoppelung innerhalb von drei Jahren, wie Schweickert hervorhob. Noch deutlicher fiel der Anstieg des Konzerngewinns mit plus 19 Prozent auf 198 Millionen DM gegenüber 1997 aus. Vom Jahresüberschuß gelangen 78 Millionen DM zur Ausschüttung, das sind je Aktie 2,86 Bruttodividende (plus 21 Prozent gegenüber 1997), in die Rücklagen fließen 120 Millionen DM.
Auslandsgeschäft hat deutlich zugenommen
66 Prozent zum Umsatz trug Byk Gulden Pharmazeutik, Konstanz, mit ihren Tochter- und Schwesterunternehmen (darunter Roland Arzneimittel und Promonta Lundbeck) und 34 Prozent Byk Chemie, Wesel, bei. Regional gesehen wurden im Ausland 70 Prozent und im Inland 30 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet. Dieser Proporz soll sich künftig verstärken, da nach Schweickert eine weitere Internationalisierung und "das Wachstum aus eigener Ertragskraft" die ausdrückliche Unternehmensstrategie ist.
Pantoprazol trug in der Sparte Pharmazeutik mit 548 Millionen DM überproportional zum Wachstum auf 1907 Millionen DM (plus 8 Prozent) bei, doch sollen auch andere neue verschreibungspflichtige Präparate vor allem in den Indikationsbereichen Magen/Darm und ZNS das Geschäft beflügelt haben. Ohne Wechselkurseffekte hätte die Umsatzsteigerung bei insgesamt 11 Prozent gelegen, denn in Brasilien sorgte der Verfall des Real für starke Einbußen.
In Deutschland lag die Steigerung bei 5 Prozent, in Europa bei 10, Nordamerika bei 25, Südamerika bei 7 und in den übrigen Regionen bei 5 Prozent. Die Neuentwicklung von Medikamenten hat bei Altana hohe Priorität, wie aus Schweikerts Ausführungen hervorging. Entsprechend hoch ist der Forschungsaufwand in diesem Bereich von 253 Millionen DM. Am Beispiel Pantoprazol, dessen Zulassung in den USA (voraussichtlich im Sommer 1999) der Altana-Partner American Home derzeit betreibt, wurde die Strategie erläutert. Bereits heute trägt das Präparat 20 Prozent zur Unternehmensrendite bei. 1999 soll sich der Umsatz des Magentherapeutikums auf 815 Millionen, im Jahr 2000 auf 1280 Millionen und 2001 auf 1600 Millionen DM erhöhen. Das Unternehmen vertraut darauf, daß gerade aufgrund einer schnellen Marktdurchdringung im nordamerikanischen Markt dieses Ziel zu erreichen ist. Optimistisch stimmen Schweickert hier insbesondere die höheren Preise, die in den USA mit Arzneimitteln zu erzielen sind.
"Blockbuster" in der Pipeline
Ähnliche "Blockbuster" erhofft sich das Unternehmen in näherer Zukunft auch im Indikationsbereich Atemwege, der 1998 ein Umsatzminus von 10 Prozent eingefahren hat. Im Jahr 2001 soll das gentechnisch hergestellte Präparat By 2001 LSF zur Behandlung der Schocklunge zugelassen werden, das auf dem Spezialgebiet der Not- und Unfallmedizin zum Einsatz kommen wird. In Phase III klinischer Erprobung befindet sich ein entzündungshemmendes treibgasbetriebenes (FCKW-freies) inhalatives Steroid zur Behandlung von Asthma (By 9010 Ciclesonide MDI), dessen Zulassung 2002 erwartet wird. Für dieses Medikament und ein orales steroidfreies Therapeutikum für Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (By 217 Roflumilast/Phase II/III, Zulassung voraussichtlich 2003) rechnet Altana mit Blockbuster-Umsatzgrößen. Das ist, so schränkt Schweickert ein, abhängig von möglichen, ihm jedoch nicht bekannten Konkurrenzprodukten.
Trotz Blessur Investition in Brasilien
Insgesamt rechnet Schweickert für das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatz von über 3 Milliarden DM und einem Ertragsniveau von 173 Millionen DM. Der Verlust in Brasilien wird auf 30 Millionen DM veranschlagt. Denn die Patienten müssen dort die Arzneimittel aus der eigenen Tasche bezahlen und dies dürfte in Zeiten der Rezession schwer fallen. Dies kann aber, so Schweickert, im Pharmabereich durch andere Geschäfte überkompensiert werden. Trotz der präkeren Lage wird in Brasilien eine neue »großvolumige« Pharmafabrik aufgebaut. Nach ihrer Inbetriebnahme sollen die Altbetriebe in Argentinien und Brasilien, die den notwendigen Standards nicht mehr entsprechen, geschlossen werden.
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