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Mediziner und Pharmazeuten in Wartestellung

29.03.1999  00:00 Uhr

-PolitikGovi-Verlag

KOSOVO

Mediziner und Pharmazeuten in Wartestellung

von Thomas Bellartz, Frankfurt am Main

"Unser Aufwand ist enorm, aber uns ist eben wichtig, daß unsere Soldaten im Ausland nach den gleichen Qualitätsstandards behandelt werden, wie in Deutschland." Oberfeldarzt Dr. Rüdiger Trapp vom Presse- und Informationsstab I beim Bundesverteidigungsministerium in Bonn erläuterte gegenüber der PZ, wie die medizinische und pharmazeutische Versorgung der derzeit in Mazedonien stationierten deutschen Soldaten ausschaut.

Die vergangenen Tage waren im wesentlichen geprägt von einem großen Thema: dem Krieg im Kosovo. Die aktuelle Bundes- und auch die Gesundheitspolitik werden angesichts der Ereignisse auf dem Balkan in den Hintergrund gedrängt. Im mazedonischen Städtchen Tetovo, unweit der Grenze zur südserbischen Provinz Kosovo, ist die Stationierung von rund 4500 deutschen Soldaten vorgesehen. Bislang sind haben rund 3000 Soldaten Quartier bezogen. Die übrigen Truppenbewegungen wurden "wegen der unklaren Lageentwicklung", wie es aus dem Verteidigungsministerium in Bonn heißt, ausgesetzt.

Rund 300 Kräfte gehören einer Sanitätsbrigade an, die mit zwei vollständig eingerichteten Rettungszentren für die Versorgung der Soldaten vor Ort zuständig ist. Bei einem eventuellen Einsatz des deutschen Kontingents im Rahmen eines noch von serbischer Seite zu unterzeichnenden Friedensabkommens, wären Mediziner, Pharmazeuten und Sanitäter auch für die Versorgung der multinationalen Brigade unter deutscher Führung verantwortlich. Derzeit harren die Soldaten aber jenseits der serbisch-mazedonischen Grenze aus, verfolgen in höchster Anspannung, wie sich die Situation im Kosovo entwickelt.

Die Rettungszentren umfassen Chirurgenteams, OP-Säle, mehrere Intensivbehandlungsbetten und natürlich weitere Betten. Neben der Chirurgie sind natürlich auch Anästhesie und Innere Medizin mit kompletten Teams vertreten. Ärzte verschiedener Fachrichtungen, von HNO über Neurologie bis Urologie ergänzen das umfassende Team. Diese Fachärzte sind allesamt operativ tätig, damit verletzten Soldaten umgehend geholfen werden kann. Bei mangelnder Transportfähigkeit des Verletzten können jederzeit abrufbare Spezialisten ins Einsatzgebiet geflogen werden.

Mehrere bewegliche Arzttrupps in größtenteils gepanzerten Fahrzeugen sollen die Einsatzmobilität garantieren. Zudem stehen mehrere leichte Transport- sowie ein Großraum-Hubschrauber bereit. Schließlich können nicht alle Patienten, insbesondere bei sehr schwierigen oder komplexen Verletzungen, in einem der Rettungszentren endbehandelt werden. Die weitere Behandlung erfolgt dann in einem der deutschen Bundeswehr-Krankenhäuser oder im befreundeten Ausland.

Da die in Tetovo stationierten Truppenkontingente inklusive der Sanitätsbrigade zunächst ausschließlich für einen Friedenseinsatz im Kosovo vorgesehen waren, sind weitere Einsatzmöglichkeiten, zum Beispiel für den Fall eines Eingreifens von Nato-Bodentruppen, derzeit Spekulation.

Humanitäre Hilfseinsätze, auch mit Blick auf die massiven Flüchtlingsbewegungen, sind nicht vorgesehen. Trapp machte jedoch deutlich: Natürlich werde man - soweit möglich - jedem helfen, der Hilfe benötigt "und hierfür die Qualität unserer Ausrüstung und unserer Leute bereithalten".Top

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