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Rührfisch auf der Waage

01.03.1999  00:00 Uhr

-PharmazieGovi-Verlag

Rührfisch auf der Waage

von Sabine Lang, Holger Reimann, Eschborn

Im Rezepturbetrieb können Magnetrührer bei schwer löslichen beziehungsweise nur langsam quellenden oder sich auflösenden Stoffen eine große Hilfe sein. Mit Preisen ab etwa 100 Euro, in einfachster Ausführung auch schon ab etwa 50 Euro, sind Magnetrührer eine erschwingliche Alternative zum von Hand gerührten Glasstab. Sie werden deshalb in vielen Herstellungsvorschriften des NRF genannt und finden zunehmend in Apotheken Verbreitung. Stören die als Rührstäbchen verwendeten Permanentmagneten elektronische Waagen, wenn sie zusammen mit dem Rezepturansatz gewogen werden?

Auf Probleme mit Magneten wurde das NRF erst kürzlich durch den Hinweis eines Offizinapothekers aufmerksam gemacht (1). Orientierende Untersuchungen im Pharmazeutischen Laboratorium des NRF an mehreren elektronischen Präzisionswaagen (Rezepturwaagen) und Feinwaagen (Analysenwaagen) bestätigen einen Störeffekt, der den Anzeigewert um bis zu 100 mg differieren lassen kann. Einflußgrößen sind hierbei Waagentyp, Abstand vom Wägeteller, Lokalisation und Ausrichtung auf dem Wägeteller sowie Stärke des Magneten im Rührstäbchen. Ein Waagenhersteller bestätigte, daß das Meßergebnis durch Wechselwirkungen zwischen ferromagnetischen Teilen der Waage und dem Magnetkern eines Rührstäbchens - wie auch anderen magnetischen Einflüssen im Waagenumfeld - beeinflußt werden kann (2).

Wichtig ist aber: Solange das Magnetrührstäbchen nicht bewegt wird, läßt sich die Waage auf den Nullwert tarieren und zeigt bei Zugabe von Rezepturkomponenten die Masse richtig an. Diese Bedingung läßt sich bei komplexen Herstellungsvorgängen verständlicherweise nicht einhalten; zum Beispiel wenn abschließend Verdunstungsverluste ersetzt werden. Bei den für die Rezeptur typischen Ansatzgrößen spielt die Abweichung in der Praxis allerdings kaum noch eine Rolle. Im ungünstigsten Falle würde die Verfälschung - eine Differenz von 100 mg bei einem 10-Gramm-Ansatz angenommen - nicht mehr als 1 Prozent betragen.

Auch auf andere Weise läßt sich die Richtigkeit der Einwaage kleiner Substanzmengen verbessern. So könnte die für die Tara wichtige Masse des leeren Ansatzgefäßes unter Bedingungen festgestellt werden, bei denen das Rührstäbchen in ausreichend großem Abstand vom Wägeteller mitgewogen wird: Das Magnetrührstäbchen liegt auf einem das Becherglas bedeckenden Uhrglas auf, oder eine mehrere Zentimeter hohe Unterlage stellt den Abstand zum Wägeteller her.

Ohnehin sind kleine Substanzmengen, unabhängig vom Rezepturansatz, üblicherweise auf einem Kartenblatt oder Wägeschiffchen mit einer Feinwaage auszuwiegen.

Literatur: (1) Wolf, G., Grafschaft Ringen, Persönliche Mitteilung vom Dezember 1998. (2) Sartorius AG, Göttingen, Mitteilung vom 1.2.1999.

Für die Verfasser: Dr. Holger Reimann Neues Rezeptur-Formularium (NRF) Pharmazeutisches Laboratorium Carl-Mannich-Straße 20 65760 EschbornTop

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