Gewinner Krankenhaus |
01.03.1999 00:00 Uhr |
Nach den bisher noch immer nur wagen Informationen über die Gesundheitsreform 2000 der rotgrünen Regierungskoalition muß man zu dem Schluß kommen, daß der Gewinner der Gesundheitsreform das Krankenhaus sein wird.
Was Horst Seehofer, Amtsvorgänger von Andrea Fischer, aufgrund des Widerstandes der Länder nicht geschafft hat, nämlich die Kosten der Gesetzlichen Krankenversicherung bei den Krankenhäusern zum Beispiel durch Bettenabbau zu senken, will die grüne Gesundheitministerin offensichtlich gar nicht erst versuchen. Die Erfahrungen Seehofers, mit Maßnahmen gegen die Krankenhäuser die Länderhoheit zu verletzen und damit die Konfrontation mit den Ländern zu suchen, scheint Frau Fischer abzuschrecken. Ihr ist offensichtlich klar geworden, daß Bettenabbau beziehungsweise Schließung von Krankenhäusern nicht nur einer Denkmalbeschmutzung gleich käme, sondern auch Personalabbau bedeuten. Und das kann der rotgrünen Regierung aus Imagegründen nicht in den Kram passen.
Diese Kehrtwende in der Gesundheitspolitik ist so gestrickt, daß ein Drittel der Kosten der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht angetastet wird. Schwer wiegt: Durch die geplante Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Behandlung werden die Ausgaben für die Krankenhäuser weiter steigen. Dabei ist überhaupt noch nicht klar, wer die Arzneimittel für die ambulanten Krankenhauspatienten liefern wird. Für die Niedergelassenen - Ärzte wie Apotheken - tickt eine Zeitbombe, deren Sprengkraft nicht abzuschätzen ist.
Eines steht bereits fest: Die Mehrkosten der Gesetzlichen Krankenversicherungen für die Krankenhäuser werden aus dem ambulanten Bereich bezahlt werden müssen. Und auch der Arzneimitteltopf muß herhalten, um die Mehrausgaben im Krankenhaus zu finanzieren. Die Folge wird sein, daß im Krankenhaus - sicher auch aus Angst vor den Gewerkschaften - kein Personal abgebaut wird. Der Abbau wird auf Arztpraxen, Arzneimittelhersteller und Apotheken verlagert.
Blauäugig ist der Glaube, die Vernetzung der ambulanten und stationären Versorgung könnte die kollegiale Zusammenarbeit zwischen den Bereichen fördern. Die Konkurrenz zwischen den ambulant und stationär tätigen Ärzten wird in gleichem Maße härter wie zwischen Apothekern in Offizin und Krankenhaus.
Dafür schaltet die Gesundheitsreform 2000 den unter der alten Regierung gerade zaghaft begonnenen, aus meiner Sicht notwendigen Wettbewerb unter den Krankenkassen aus, stärkt deren Macht und ebnet den Weg zur Einheitskrankenkasse. Eine Entwicklung, die die freien Heilberufe einengen wird, wenn nicht rechtzeitig politisch gegengesteuert wird.
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