Metamizol gilt als sicheres Analgetikum |
08.02.1999 00:00 Uhr |
Ganz anders als sein Ruf gehört Metamizol zu den sichersten und am besten verträglichen Schmerzmitteln. Zwar führt es häufiger als andere Analgetika zu einer Agranulozytose. Insgesamt tritt diese Komplikation jedoch nur sehr selten auf und endet nur in wenigen Fällen tödlich. Vergleicht man diese mit anderen lebensbedrohlichen Nebenwirkungen weiterer häufig eingesetzter Analgetika, dann erweisen sich insbesondere Acetylsalicylsäure und Diclofenac als gefährlicher.
Um einen aussagekräftigen Vergleich schwerer unerwünschter Nebenwirkungen von verschiedenen Schmerzmitteln zu erhalten, hat Dr. Carlos Martinez, Leiter der globalen Pharmako-Epidemiologie der Hoechst Marion-Roussel AG mit Sitz in Bridgewater, USA, sämtliche epidemiologischen Studien ermittelt, die einen Zusammenhang zwischen der kurzzeitigen Einnahme gängiger Analgetika und potentiell tödlichen Nebenwirkungen zeigten. Bei den Grünwalder Gesprächen im Oktober 1998 stellte Martinez die Ergebnisse vor; einbezogen wurden Metamizol und Paracetamol sowie Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac und Ibuprofen.
Diese Mittel waren bei leichten bis mittelschweren Schmerzen maximal sieben Tage lang in üblichen Dosen eingenommen worden:
Maximale Tagesdosen der untersuchten AnalgetikaArzneistoff
maximale Tagesdosis in mg Metamizol
Paracetamol Acetylsalicylsäure Diclofenac
Ibuprofen 1500
1500
1000
100
1500
Als potentiell lebensbedrohliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden in den 16 ausgewerteten Studien die Häufigkeiten gastrointestinaler Blutungen, Anaphylaxien, schwerer Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse), aplastischer Anämien und Agranulozytosen während der Kurzzeitbehandlung berechnet.
Insgesamt waren alle Nebenwirkungen äußerst selten, dennoch gab es gravierende Unterschiede zwischen den verschiedenen Substanzen. So kam es am häufigsten unter der Behandlung mit ASS, Diclofenac und Ibuprofen zu gastrointestinalen Blutungen. Diese Komplikation führte außerdem unter allen untersuchten schweren Nebenwirkungen am häufigsten zum Tode. Bei Paracetamol waren vor allem das Stevens-Johnson-Syndrom und die toxische epidermale Nekrolyse der Hauptgrund für die Zusatzmortalität, während dafür bei Metamizol die Agranulozytose verantwortlich war.
Berechnet man aus allen schweren Nebenwirkungen die sogenannte globale Zusatzmortalität, dann schneiden Metamizol mit 0,08 und Paracetamol mit 0,05 erwarteter Todesfälle pro einer Million kurzfristig Behandelter am günstigsten ab, berichtete Martinez. Im Gegensatz dazu müsse man bei einer Behandlung mit ASS mit 1,57, bei Diclofenac mit 1,43 und bei Ibuprofen mit 0,41 Todesfällen pro einer Million Behandelter bei einer Behandlungsdauer von einer Woche rechnen.
Auffallend bei der Analyse der potentiell tödlichen Nebenwirkungen war auch, daß die Komplikationen bei Patienten über 60 Jahren deutlich häufiger auftraten als bei jüngeren Menschen.
© 1999 GOVI-Verlag
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