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PZ Nachrichten

08.02.1999  00:00 Uhr
PZ Pharmazeutische ZeitungGovi-VerlagPZ +++ Nachrichten +++   09.02. Erste großflächige HIV-Impfung in Thailand
dpa. In Thailand beginnt in zwei Wochen die erste großflächige Impfung gegen HIV-Infektionen in einem Entwicklungsland. 2500 junge Drogensüchtige nehmen in Bangkok an dem Programm teil, das von der UN-Behörde zum Kampf gegen Aids, Unaids, unterstützt wird, teilte der Direktor der Impfabteilung, Jose Esparza, in Genf mit. Die Ergebnisse sollen in etwa zweieinhalb Jahren Aufschluß über die Wirksamkeit des Impfstoffs geben. Die Freiwilligen, die an dem Versuch teilnehmen, haben ein Infektionsrisiko von rund fünf Prozent. Obwohl sie intensiv beraten werden, wie eine Infektion, etwa durch den Gebrauch sauberer Nadeln, zu vermeiden ist. Die Hälfte der Teilnehmer wird mit dem Impfstoff behandelt, die andere Hälfte mit einem Plazebo. Sie trägt auch die Kosten in Höhe von sechs bis neun Millionen Dollar für den Versuch. Dieselbe Firma hat auch einen Impfstoff für Amerika entwickelt, der seit vergangenem Jahr an 5000 Freiwilligen getestet wird. Problem bei der Impfstoffentwicklung ist, daß für viele der verschiedenen Virusstämme eigene Impfstoffe entwickelt werden müssen. "Die Experten streiten noch darüber, welche Art von Impfstoff am besten vor einer HIV-Infektion schützt", sagte Unaids-Direktor Peter Piot in Genf. "Mit 16.000 neuen Ansteckungen jeden Tag können wir uns aber nicht den Luxus leisten, zuerst alle Probleme zu lösen, ehe wir mit großen Impfversuchen beginnen."

08.02.Industrie übt heftige Kritik an Bundesrat
PZ. Auf den Widerspruch der Pharmaindustrie ist die Stellungnahme des Bundesrates zur Arzneimittelpolitik gestoßen. Wie berichtet, hatte die Länderkammer am Freitag an die Bundesregierung appelliert, eine Positivliste einzuführen, Parallelimporte zu fördern und die Zulassung von Generika zu beschleunigen. Der mittelständisch orientierte Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) in Frankfurt am Main und der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) in Bonn reagierten auf den Forderungskatalog der Länder gereizt. Statt sich für mehr Wettbewerb auszusprechen, setze der Bundesrat auf staatliche Lenkung, stellten die Verbände fest. Das belaste nicht nur den Pharmastandort Deutschland, sondern auch die bevorstehenden Gespräche über die Gesundheitsreform 2000. Der BPI-Vorsitzende Professor Dr. Hans Rüdiger Vogel wandte sich in einem Brief direkt an Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der im nächsten Halbjahr Ratspräsident der EU ist. Vogel mahnt "eine umfassende Deregulierung" des europäischen Pharmamarktes an. Entsprechende Aktivitäten der EU-Kommission solle der Bundeskanzler unterstützen. Durch eine marktwirtschaftliche Preisbildung könnten möglicherweise die gleichen Einspareffekte erreicht werden, wie sie derzeit mit direkten Preiskontrollen, Festbeträgen und ähnlichen schwerwiegenden Eingriffen bei der Preisbildung zu erreichen versucht würden.

08.02. Licht unterstützt Heilungsprozeß
PZ. Bei Ulcus cruris, diabetischer Gangrän, Dekubitus und Brandwunden stellt die Lichttherapie eine neue Therapieoption dar. Bei schwer heilenden Wunden ist der lokale Stoffwechsel stark beeinträchtigt. Werden die Wunden zusätzlich mit pathogenen Keimen besiedelt, ist die Heilungstendenz weiter behindert. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, daß Kalt-Licht des Spektralbereichs 400 bis 2000 nm (es enthält also keinen UV-Strahlenanteil) eine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung hat, die Immunabwehr im Wundbereich aktiviert, den Lymphabfluß steigert und die Durchblutung, die Neubildung von Blutgefäßen sowie die lokale Stoffwechsellage verbessert. Alle drei Phasen der Wundheilung (körpereigene Reinigungsphase, Granulationsphase und Epithelisierungsphase) werden durch das Kalt-Licht beeinflußt, teilt das Unternehmen Bioptron mit, das die entsprechenden Lampen vertreibt.

08.02. Gehe kauft britische Apothekenkette
dpa. Europas größter Pharmagroßhändler, die Stuttgarter Gehe AG, ist weiterhin auf Einkaufstour. Mit der Übernahme der 43 Apotheken der britischen Peel Street Pharmacy Ltd. (Peel's) habe die Gehe-Tochter AAH/Lloyds ihre führende Position in Großbritannien ausgebaut. Das sagte der neue Vorstandschef von Gehe, Fritz Oesterle, am späten Freitag abend in Stuttgart. Der Konzern komme nun auf 1.290 Apotheken in Großbritannien, der große Konkurrent Boots hat laut Gehe 1 230. Peel's setze im Jahr etwa 36,6 Millionen Pfund (103 Mio. DM, 53 Mio. Euro) um und arbeite rentabel. Gehe kauft vor allem im Einzelhandel zu, nachdem Akquisitionen im Großhandel in wichtigen Märkten wie Deutschland oder Großbritannien aus kartellrechtlichen Gründen schwierig geworden sind. "Das ist eine gottgegebene Schwerpunktverschiebung", sagte der seit 1. Januar als Nachfolger von Dieter Kämmerer amtierende Oesterle.

05.02. Bundesrat: Generika schneller zulassen
PZ. Der Bundesrat hat heute in Bonn an die Bundesregierung appelliert, Veränderungen im GKV-Arzneimittelmarkt auf den Weg zu bringen. Anlaß war eine Stellungnahme der Länderkammer zu einer Mitteilung der Europäischen Kommission Über den EU-Binnenmarkt für Arzneimittel. In der Erklärung spricht sich die SPD-Mehrheit im Bundesrat dafür aus, den Marktzugang für Generika nach Ende des Patentschutzes für das Originalpräparat durch Beschleunigung des Zulassungsverfahrens zu verbessern. Außerdem sollte demnach sichergestellt werden, "daß sich baldmöglichst nur noch Arzneimittel mit nachgewiesener therapeutischer Wirksamkeit" auf dem deutschen Markt befänden. Eine "ergänzende Maßnahme" zur Dämpfung der GKV-Arznei-Ausgaben verspricht sich die Länderkammer ferner von der Förderung des Parallelimports. Außerdem plädiert der Bundesrat für eine Positivliste und bittet die Regierung zu prüfen, ob direkte Preisverhandlungen zwischen Industrie und Kassen "marktgerechte Arzneimittelpreise fördern können". Neben der Notwendigkeit, die Arzneimittelausgaben auf einem "sozialverträglichen Niveau zu halten" unterstreicht die Länderkammer die Innovationsfähigkeit der Pharmaindustrie. Deshalb müßten gesamtwirtschaftliche Lösungen gefunden werden, um dadurch neben einer Optimierung der Arzneinitteltherapie auch eine Sicherung qualifizierter Arbeitsplätze zu erreichen.

05.02. Th1 schützt vor Allergien
PZ. Ob ein Mensch an Allergien und Asthma leiden wird, entscheidet sein Immunsystem - und zwar direkt nach der Geburt. Die Immunzellen von atopischen Kindern entwickeln sich nämlich anders als die von gesunden Kindern. Zu diesem Ergebnis kommen Susan L. Prescott und ihre Mitarbeiter vom TVW Telethon Institute for Child Health in Perth, Australien. Sie hatten in einer im Lancet (353, 16. Januar 1999, S. 196 - 200) veröffentlichten Studie die Reifung von Immunzellen bei atopischen und gesunden Kindern untersucht. Menschen mit einer Atopie reagieren mit einer T-Helferzellantwort vom Subtyp 2 (Th2) auf Allergene. Im Gegensatz dazu reagieren gesunde Menschen mit einer Th1-Antwort, wenn sie mit Allergie-auslösenden Substanzen in Kontakt kommen. Während der Schwangerschaft ist die Immunität der Mutter immer in Richtung Th2 verschoben. Daher findet man auch bei allen Neugeborenen Immunantworten vom Subtyp 2. Bei gesunden Kindern verschiebt sich nach den Ergebnissen der neuen Studie allerdings innerhalb des ersten Lebensjahres die Immunantwort auf Allergene aus der Luft in Richtung Th1. Es entwickelt sich so eine Toleranz gegenüber Allergie-auslösenden Substanzen. Bei atopischen Kindern bildet sich eine Th1-Antwort auf Allergene jedoch nicht aus. Die Faktoren, die die Verschiebung der Immunantwort bei gesunden Kindern bewirken, sind noch unbekannt. Viele Wissenschaftler vermuten, daß Infektionen und die Zusammensetzung der Bakterienflora im Darm dafür sorgen, daß die Th1-Antwort verstärkt wird.

05.02. Neurobiologen entdecken Taubheitsgen
dpa. Hamburger Neurobiologen haben ein Gen entdeckt, das für eine vererbte Form der Taubheit verantwortlich ist. Diese Entdeckung ist in der neusten Ausgabe des Wissenschaftsjournals Cell vom Freitag veröffentlicht worden, teilte die Universität Hamburg mit. Der Hamburger Arbeitsgruppe um Professor Thomas Jentsch vom Zentrum für Molekulare Neurobiologie gelang es zusammen mit der Gruppe von Prof. Christine Petit vom Institut Pasteur in Paris, das Taubheitsgen KCNQ4 zu identifizieren und weiter zu charakterisieren. Das gefundene Gen enthalte den Bauplan für einen Ionenkanal. Der nun entdeckte Ionenkanal sei im Innenohr in den Haarzellen lokalisiert - in den Zellen, die für die Umwandlung von Geräuschen in elektrische Nervenimpulse notwendig sind. Diese Impulse werden anschließend vom Gehirn weiter verarbeitet. Der Funktionsausfall dieses speziellen Kalium-Ionenkanals scheint somit einen zentralen Mechanismus des Hörens zu stören, hieß es in der Mitteilung. Patienten mit Veränderungen an diesem Gen erkranken an einer rasch zunehmenden Schwerhörigkeit, die in der Kindheit oder Jugend beginnt und zur vollständigen Ertaubung führen kann.

04.02. Reform: Bayerns SPD warnt vor Schnellschuß
PZ. Der bayerische Landesverband der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG) hat ein Moratorium für die Strukturreform im Gesundheitswesen gefordert. Der Vorstand appellierte an die Bundesregierung, den Termin 1. Januar 2000 für das Inkrafttreten zu verschieben. Die bayerischen SPD-Gesundheitspolitiker Andrea Faber, Anne Hirschmann und Hans-Ulrich Pfaffmann plädieren dafür, daß sich die Bonner Koalition mehr Zeit läßt als bislang geplant. Die sozialdemokratischen Positionen sollen bereits am 9. Februar festgelegt, der endgültige Gesetzentwurf spätestens Anfang Juli in den Bundestag eingebracht werden. Dagegen wenden die Bayern ein, daß für grundlegende Reformschritte eine breite Diskussion erforderlich sei. Viele komplexe Probleme seien seit Jahren in der Diskussion und nicht in ein paar Wochen zu klären. In Briefen an die Koalitionsfraktionen sprechen sich die bayerischen SPD-Gesundheitspolitiker dafür aus, grundlegende Alternativen für die Steuerung des Gesundheitswesens in Ruhe vorzubereiten und öffentlich zu diskutieren. Das laufende Jahr sollte demnach zur Lösungsfindung genutzt werden. Ein Hin und Her wie bei der übereilten Neuregelung der 630-Mark-Jobs dürfe es bei der Gesundheitsreform nicht geben.

03.02. Antibiotika sollen vor Infarkt schützen
PZ. In der Diskussion, ob bestimmte bakterielle Infektionen einen Herzinfarkt begünstigen können, haben die Befürworter der Theorie neue Belege gesammelt. Nach den Ergebnissen einer US-amerikanischen Studie, reduziert die Einnahme von Chinolonen oder Tetrazyklinen das Infarktrisiko signifikant. Keinen Effekt haben dagegen Makrolide, Sulfonamide, Penicillin und Cephalosporine. Christoph Meyer und seine Kollegen von der Boston Universität in Lexington, verglichen 3315 britische Infarktpatienten mit 13.139 Kontrollpersonen, deren Krankheitsgeschichte und Medikamenteneinnahme in einer Datenbank dokumentiert war. Dabei stellten sie fest, daß Versuchspersonen, die in den letzten drei Jahren Chinolone eingenommen hatten, ein um 55 Prozent reduziertes Infarktrisiko aufweisen. Tetrazykline vermindern das Risiko um 30 Prozent, stellten die Forscher fest. In der Wissenschaftszeitschrift JAMA bezeichnen sie dieses Ergebnis als ein deutliches Indiz dafür, daß Chinolon- und Tetrazyklin-sensible Bakterien das Herzinfarktrisiko erhöhen. Gleichzeitig weisen sie aber auch darauf hin, daß weiter Untersuchungen notwendig sind, um den exakten Zusammenhang aufzuklären.

03.02. Hebammen dürfen Heilkunde nicht ausüben
dpa. Hebammen dürfen außerhalb der Geburtshilfe nicht selbständig die Heilkunde ausüben. Dies entschied das Verwaltungsgericht Koblenz in einem am Mittwoch veröffentlichten Urteil. So ist es nach Auffassung der Richter Hebammen etwa untersagt, Schwangeren homöopathische Medikamente zu verabreichen (Az.: 3 K 1947/98). Das Gericht wies mit seinem Urteil die Klage einer freiberuflich tätigen Hebamme ab. Die Klägerin hatte anläßlich ihrer Praxiseröffnung damit geworben, sie betreibe eine "Naturheilpraxis". Eine Praxisbesichtigung durch das Gesundheitsamt ergab, daß die Klägerin dort tatsächlich Untersuchungen und Behandlungen von Patientinnen mit Schwangerschaftsbeschwerden vornahm. Daraufhin untersagte ihr die beklagte Verbandsgemeinde unter Androhung eines Zwangsgeldes die Ausübung der Heilkunde.

03.02. Ärzte drohen mit Verfassungsgericht
dpa. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) will das Arznei- und Heilmittelbudget nicht akzeptieren und visiert eine Überprüfung durch das Bundesverfassungsgericht an.Das Budget sei aus Sicht der KBV verfassungsrechtlich höchst bedenklich, sagte KBV-Hauptgeschäftsführer Rainer Hess der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). Die KBV selber habe zwar keine Möglichkeit, Verfassungsklage oder -beschwerde einzulegen. Deshalb werde geprüft, wie man Ärzten Rechtshilfe geben könne, die gegen das Gesetz juristisch vorgehen wollten, sagte Hess. Das könne entweder bereits bei Festsetzung der Budgets durch die Aufsichtsbehörde oder später bei drohender Überschreitung der Budgets geschehen. Das Arznei- und Heilmittelbudget sei verfassungsrechtlich bedenklich, weil es sich nicht mehr an der wirtschaftlichen Verordnung der Kassenärzte orientiere, sagte Hess. Es sei damit eine reine Sicherung der Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung. Denn die auf den Arzt bezogenen Verordnungsdaten würden den kassenärztlichen Vereinigungen und damit den niedergelassenen Ärzten vorenthalten. Erst diese Daten aber könnten es überhaupt ermöglichen, dem Arzt einen Überblick zu verschaffen, ob und wie sich das Budget einhalten lasse.
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