Umweltbelastungen und Erkrankungen des Respirationstraktes |
03.02.1997 00:00 Uhr |
Pharmazie
Kurzzeiteffekte
Wichmann konnte anhand von zahlreichen Studien zeigen, daß an Tagen hoher Luftschadstoffbelastungen besonders bei Smogsituationen Patienten mit Atemwegserkrankungen aber auch anderen Grundleiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermehrt an Symptomverschlechterungen und an Einschränkungen der Lungenfunktionen leiden. Sie werden häufiger in Krankenhäuser eingeliefert. Die Morbidität ist in Smogzeiten erhöht. Wichmann sprach von vorgezogener Sterblichkeit, denn nach den Smogepisoden sinkt meistens die Sterberate unter das Normalniveau. Während in früheren Zeiten die gesundheitlichen Schäden mehr oder weniger auf SO2 zurückgeführt werden konnten, werden die Einflüsse jetzt feinen und ultrafeinen Partikeln zugeschrieben.
Langzeiteinflüsse
In den 60er und 70er Jahren konnte nachgewiesen werden, daß Dauerbelastungen mit SO2 und Schwebstaub vermehrt zu chronischen Atemwegssymptomen und -erkrankungen geführt haben. Seit durch entsprechende gesetzliche Vorgaben diese Belastungen zurückgegangen sind, werden entsprechende Wirkungen nur noch selten beobachtet. Seit den 80er Jahren konzentriert sich das Interesse auf Verkehrsbelastungen. Hier zeigten sich Zusammenhänge mit bronchialer Überempfindlichkeit. Im Ost-West-Vergleich überraschte, daß Asthma und Heuschnupfen, der vor allem Kinder und junge Erwachsene betrifft, im Westen häufiger auftritt. Es geht einher mit einer generell höheren Allergiehäufigkeit im Westen, für die primär, so Wichmann, nicht Einflüsse von Schadstoffen sondern der Lebensstil im Sinne von vermehrten Allergenkontakten und ein geringeres Training des Immunsystems diskutiert wird.
Lungenkrebs
Daß Lungenkrebs in Industrieregionen deutlich häufiger als in ländlichen Vergleichsgebieten auftritt, bedeutet nicht, daß die Lungenkrebsrate durch Luftverschmutzung erhöht wird. Wichmann: "Jede Lungenkrebskarte ist zunächst eine Raucherkarte." Nur zwei Prozent der Lungenkrebserkrankungen lassen sich durch Schadstoffe erklären. Ein weiterer Faktor stellt Radon, ein radioaktives Edelgas, dar, das in der Erde gebildet wird und in die Häuser eindringen kann. Deshalb sei es sinnvoll, in Häusern die Radonkonzentrationen mit Radondosimetern zu messen, um entsprechende Risiken ausschalten zu können.
PZ-Artikel von Hartmut Morck, Davos
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