Kinder und Jugendliche besonders betroffen |
29.01.2001 00:00 Uhr |
INFLUENZA
"Genaue Aussagen über die Stärke der anstehenden Grippewelle lassen sich nicht treffen, doch nimmt die Aktivität der Influenzaviren im deutschen Raum derzeit zu", hieß es auf einer Pressekonferenz von GlaxoSmithKline am 24. Januar. Momentan grassiere die Grippe in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. In den angrenzenden Bundesländern Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hamburg wird sie bereits erwartet.
"Die Virusisolate belegen, dass die Influenza auf geringem Niveau aktiv ist", so Dr. Helmut Uphoff, Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI), Marburg. In Deutschland seien überwiegend A/H1N1-Viren nachgewiesen worden. Zwar habe dieser Subtyp der Influenza-Variante New Caledonia/20/99 die verheerende Pandemie der spanischen Grippe 1918/19 ausgelöst, doch erscheine er nach dem Wiederauftreten 1977/78 vergleichsweise zahm.
Allgemeines Aufatmen sei jedoch nicht angebracht. Zum einen können die Experten auch bei diesem Subtyp Überraschungen nicht ausschließen, zum anderen warteten auch Influenza A/H3N2 und Influenza B "auf ihre Chance". Uphoff betonte, dass von der diesjährigen Grippevariante besonders Kinder und Jugendliche betroffen sind.
"Die Gefahren durch Influenza sind nicht zu unterschätzen. Sie wird zu Unrecht verharmlost, gehört zu den häufigsten, ernst zu nehmenden Infektionskrankheiten und fordert jedes Jahr zahlreiche Opfer", so Dr. Holger Wunderlich, Warendorf. Allein in Deutschland starben 1995/1996, einer aus epidemiologischer Sicht "durchschnittlichen" Grippesaison, 28 000 bis 30 000 Menschen an der Influenza und ihren Komplikationen, so der Referent. Der Allgemeinmediziner verwies auf den für die Grippe typischen, plötzlichen Beginn mit schwerem Krankheitsgefühl, körperlicher Schwäche, Fieber, trockenem Husten, Schüttelfrost, starken Kopf- und Gliederschmerzen und Hyperämie der Rachenschleimhaut - "klinische Symptome, die die Diagnose der Influenza mit einer Treffsicherheit von über 80 Prozent ermöglichen".
Schutzimpfung und Neuraminidase-Inhibitoren
Besonders gefährdet seien Menschen über 65 Jahre, Diabetiker oder Patienten mit Asthma, Leber- beziehungsweise Niereninsuffizienz oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen Komplikationen wie bakterielle Superinfektionen, Lungenentzündungen, Herzschädigungen und respiratorisches Versagen sehr viel häufiger auftreten. Doch auch bei jungen Patienten und Kindern könnten schwere Verläufe der Grippe innerhalb weniger Tage zum Tod führen. Wunderlich und Uphoff verwiesen auf die große Bedeutung der jährlichen Schutzimpfung gegen Influenza A und B als entscheidende Maßnahme im Kampf gegen das Virus sowie auf den "Durchbruch in der Grippetherapie" mit Entwicklung der Neuraminidase-Inhibitoren wie Zanamivir. Die Schwere des Krankheitsverlaufes werde entscheidend durch diese Präparate gebremst.
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