Pharmazie


Mehrere große klinische Studien haben die Wirksamkeit von Hemmstoffen des Cholesterol-Synthese-Enzyms (CSE), also der HMG-CoA-Reduktase (Hydroxymethylglutaryl-Coenzym-A-Reduktase), wie Pravastatin (Pravasin®) und Simvastatin (Zocor®, Denan®) zur Primär- und Sekundärprävention der koronaren Herzkrankheit (KHK) bei Patienten mit Hypercholesterolämie belegt. Mit Atorvastatin steht jetzt ein neuer CSE-Hemmer zur Verfügung, der Cholesterolwerte stärker senkt als die obengenannten Substanzen. Therapiestudien mit Lovastatin (Mevinacor®), Simvastatin und Pravastatin haben das verlangsamte Fortschreiten der Atherosklerose und ein vermindertes Risiko von koronaren Ereignissen bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Hypercholesterolämie gezeigt. Auch konnte belegt werden, daß Patienten nach koronarer Bypassoperation unter Lovastatin eine geringere Progression der Atherosklerose in den transplantierten Gefäßen haben.
Diese Befunde haben dazu geführt, daß sich CSE-Inhibitoren in der Therapie von Hypercholesterolämie etabliert haben. Der neue CSE-Hemmer Atorvastatin soll neben Cholesterol auch erhöhte Triglyceridwerte im Vergleich zu bisherigen CSE-Hemmern effektiver senken.
Atorvastatin ist ein synthetischer, reversibel und kompetitiv wirkender Hemmstoff der 3-Hydroxy-methylglutaryl-Coenzym-A-(HMG-CoA)-Reduktase. Es ist das Calciumsalz von (R-(R,R))-2-(4-Fluorophenyl)beta,gamma-dihydroxy-5-
(1-methylethyl-3-phenyl-4-((phenylamino)carbonyl)-1H-pyrrol-l-heptanoat.
Atorvastatin ist der fünfte eingeführte CSE-Hemmer. Wie Lovastatin, Simvastatin, Fluvastatin oder Pravastatin senkt Atorvastatin den Plasmacholesterolspiegel durch eine Hemmung der körpereigenen Cholesterolsynthese und Hochregulation der LDL-Rezeptoren in der Leber. Atorvastatin senkt wie andere CSE-Hemmer indirekt auch den Triglyceridspiegel. Grundsätzlich sind die Unterschiede in den pharmakokinetischen Eigenschaften imWirkprofil, in den potentiellen Wechselwirkungen und unerwünschten Wirkungen zwischen den fünf auf dem Markt befindlichen HMG-CoA-Reduktasehemmern nicht so erheblich, daß sich hieraus ein klinisch relevanter Vorteil für einen der CSE-Hemmer ableiten würde.
Somit scheint Atorvastatin zur Behandlung von Patienten mit Hypercholesterolämie, obwohl die klinische Erfahrung zur Zeit noch beschränkt ist, einen vergleichbaren Platz wie andere CSE-Hemmer einzunehmen. Die Wahl für einen konkreten CSE-Hemmer wird sich demnach neben den Tagestherapiekosten an dem Ausmaß der gewünschten Cholesterolsenkung orientieren.
Aufgrund der empfohlenen Dosen vermindert Atorvastatin erhöhte Cholesterolspiegel am stärksten und kann damit bei ausgeprägter Hypercholesterolämie besonders geeignet sein. Aufgrund der relativ stärkeren Hemmung der HMG-CoA-Reduktase und der damit einhergehenden stärkeren indirekten Triglyceridsenkung kann Atorvastatin auch eine therapeutische Alternative zur Behandlung von Patienten mit kombinierter Hyperlipidämie oder Hypertriglyceridämie sein.
PZ-Artikel von Sabine H. Bodem, Karlstein


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