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19.01.1998  00:00 Uhr
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19.01. Kassen: Keine Reparatur der Lebensführung
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hat am Montag in Hannover Zuzahlungen der Patienten für Kuren, Krankengymnastik und Medikamente verteidigt. "Neun Mark für ein Medikament dazuzubezahlen ist keine Zwei-Klassen-Medizin. Aber 150.000 Mark für eine Transplantation können sich nur wenige leisten", erläuterte der Minister vor Professoren der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Und die teure Spitzenmedizin, "die nicht für die Ausgaben von gestern zu haben ist", könne nur für jedermann erhalten bleiben, wenn die Eigenverantwortung für Zumutbares steige. Noch mehr staatliche Regelmentierungen lehnte Seehofer ab. „Gesetzliche Budgetierungen führen zu Rationierungen und damit zu Qualitätsverfall. Das geht immer zu Lasten der Patienten." Er appellierte an Ärzte und Krankenkassen, selbst die Strukturen den gestiegenen Kosten, der hohen Lebenserwartung und der teuren Intensivmedizin anzupassen.

19.01. Zwölf Prozent mehr Transplantationen
Die Zahl der Transplantationen in Deutschland ist im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gestiegen. 3.839 Schwerkranken konnte mit einem neuen Organ geholfen werden gegenüber 3.435 Patienten im Vorjahr, teilte die Deutsche Stiftung Organtranspslantation am Montag in Neu-Isenburg bei Frankfurt mit. Die Zahl der in Deutschland gespendeten Organe nahm 1997 um neun Prozent auf 3.526 zu. Die zusätzlichen 313 Transplantationen wurden mit Unterstützung der Eurotransplan-Partnerländer Österreich und den Benelux-Staaten vorgenommen. 1997 wurden in Deutschland 2.249 Nieren transplantiert gegenüber 2.016 im Jahr zuvor. Davon stammten 279 von lebenden Spendern im Vergleich zu 129 Fällen im Jahr 1996. Die Lebendspende ist nach dem seit 1. Dezember 1997 geltenden Transplantationsgesetz nicht nur bei Blutsverwandten, sondern auch bei Paaren und nahestehenden Personen möglich. Die Anzahl der Herztransplantationen ist 1997 auf 562 (510), die der Leberübertragungen auf 762 (699) gestiegen.

19.01. Bad Neuenahr lockt Selbstzahler
Mit neuen Konzepten wendet sich der Kurort Bad Neuenahr angesichts rückläufiger Besucherzahlen verstärkt an Selbstzahler. Unter dem Motto "Sinfonie der Sinne" bietet das Thermal-Badehaus Anwendungen nach Pfarrer Kneipp, Kräuterfango, Heilessig-Behandlungen und traditionelle chinesische Medizin. Das sei das "umfassendste Wohlfühl- und Gesundheitsangebot Deutschlands unter einen Dach". Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) nannte am Montag bei der Eröffnungsfeier das neue Angebot "einen neuen Schritt in die Kurzukunft mit Phantasie und Mut". Um attraktiv zu bleiben, hat die Kurverwaltung spezielle Kräuterfangopackungen patentieren lassen. Neu in Bad Neuenahr sind auch Essigbäder und eine Kabine zur Inhalation von Essig, der aus Ahrwein hergestellt wurde. Ergänzt wird das Angebot mit Behandlungsmethoden tradtioneller chinesischer Medizin wie Akupunktur, Ernährungs- und Kräutertherapie und meditativer Gymnastik mit der Bezeichnung Chi Gong. Dazu wurden drei chinesische Medzinerinnen eingestellt.

18.01. Schmall: Diskrete Beratung
Für mehr Vertraulichkeit bei der apothekerlichen Beratung plädierte Dr. Hartmut Schmall, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK) am 18. Januar bei der Eröffnung der 28. internationalen BAK-Fortbildungswoche im Schweizer Davos. Vertraulichkeit des Beratungsgesprächs in der Apotheke sei nicht zuletzt deshalb unverzichtbar, weil viele Patienten Probleme hätten, über ihre Beschwerden mit Dritten zu sprechen. Die Einrichtung einer Beratungsecke hält der BAK-Präsident dabei nicht für eine optimale Lösung. Ein solcher Bereich sei in der Regel zu weit ab vom Ort der Arzneimittelabgabe. Schmall plädiert daher im Einvernehmen mit Apothekenbetriebsordnung und einem Papier der Arbeitgemeinschaft der Pharmazieräte für eine Umgestaltung der Handverkaufstische, um die Vertraulichkeit der Beratung zu gewährleisten. Ähnlich wie in Banken müsse Vertraulichkeit künftig auch für Gespräche am Handverkaufstisch garantiert sein.

16.01. Roche erzielte 1997 starkes Umsatzwachstum
Der Schweizer Chemiekonzern Roche hat 1997 seinen Umsatz auch währungsbedingt um 18 Prozent auf 18,77 Milliarden Franken (22,52 Milliarden DM) gesteigert. Das teilte die Roche Holding AG am Freitag in Basel mit. Der Gewinn dürfte - vor außerordentlichen Rückstellungen in Zusammenhang mit der Übernahme von Boehringer-Mannheim - über dem Vorjahresergebnis von 3,9 Milliarden Franken liegen. Dank bedeutender Mengenzunahmen konnte Roche die Marktstellung in wichtigen Bereichen und Ländern ausbauen. Der wichtigste Unternehmensteil, die Division Pharma, steigerte den Umsatz um 15 Prozent auf 12,07 Milliarden Franken. Hier stieg der Absatz insbesondere in Italien, Deutschland, Spanien und Kanada sowie den USA. Die Planungsarbeiten für die Übernahme von Boehringer-Mannheim und der US-Gruppe De-Puy für rund 18 Milliarden DM gingen zügig voran. In einigen Ländern wie der Schweiz sei die Transaktion bereits genehmigt worden, während das Bewilligungsverfahren in den USA und der EU noch nicht abgeschlossen sei, hieß es.

16.01. Forscher finden drittes Anti-Aids-Gen
Ein neuer Gen-Fund erklärt, warum manche Menschen von Natur aus gegen den Aidserreger HIV gewappnet sind. Ein überwiegend amerikanisches Forscherteam entdeckte die Eigenart bei der genetischen Analyse von 3.000 HIV-Infizierten. Sie verschont Menschen, die sich mit dem Aidserreger infiziert haben, mindestens sechs bis zwölf Jahre - oder möglicherweise ganz - vor den Symptomen der Immunschwäche-Krankheit. Das Team um Stephen O'Brien vom Krebsinstitut der USA in Frederick stellte den natürlichen Aidsschutz am Freitag in der jüngsten Ausgabe des US-Wissenschaftsjournals "Science" vor. Es ist eine Mutation an dem SDF1-Gen, deren Effekt doppelt so stark sei wie der von Mutationen an CCR5 und CCR2, den bisher bekannten Genen mit Anti-Aids-Wirkung. O'Brien und Kollegen schätzen, daß rund fünf Prozent der Langzeitüberlebenden mit HIV-Infektion durch die SDF1-Mutation über Jahre vor Aids geschätzt sind.

15.01. Erreger der Vogelgrippe identifiziert
Ein internationales Forscherteam hat den Erreger der Hongkonger Vogelgrippe isoliert und kann jetzt erklären, warum dieses Virus so weit um sich greifen konnte. Das Team um Kanta Subbarao von den amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und -vorbeugung (CDC) in Atlanta fand bei dem Virus mehrere zusätzliche Aminosäuren "an einer empfindlichen Stelle", heißt es im US-Wissenschaftsjournal "Science" vom Freitag. Die Aminosäuren liegen genau neben dem Punkt, an dem sich die Virushülle bei der Infektion einer Zelle aufspaltet. "Das ist nach Meinung der Forscher der Schlüssel für den (hohen) Ansteckungsgrad des Virus", heißt es in einem Begleitartikel in "Science". Bisher habe das Virus nur das Verdauungs- und Atmungssystem von Hühnern angreifen können. Mit den zusätzlichen Aminosäuren aber fand das Virus auch in anderen Geweben und Organen Zugang. Subbarao und Kollegen sind einem Kohlehydrat-Bestandteil von H5N1 auf der Spur, das bisherigen Erregern der Vogelgrippe fehlt. Die Forscher vermuten, daß dieses Kohlehydrat den neuen Virus-Stamm dazu befähigt, Menschen zu infizieren.

15.01. Bayer geht in italienischen Phyto-Markt
Mit 70 Prozent beteiligt sich die italienische Bayer-Tochter an dem neu gegründeten Unternehmen Pharbenia, Nichelino, in der Provinz Turin, meldet die Bayer AG. Der italienische Kooperationspartner ist der mehr als 100 Jahre bestehende Phytopharmakahersteller D. Ulrich, der 60 Produkte in das Joint Venture einbringt. Dabei soll es sich um Nahrungsergänzungsmittel handeln, die künftig über die Apotheke vertrieben werden.

14.01. HMR streicht in Frankfurt 600 Stellen
Das Pharmaunternehmen Hoechst Marion Roussel (HMR) AG will in Frankfurt bis zu 600 Stellen im Bereich Forschung und Entwicklung streichen. Das Pharmaunternehmen des Hoechst-Konzerns hat sich zum Ziel gesetzt, 1999 weltweit 460 Millionen DM Kosten einzusparen. HMR-Deutschland 95 Millionen DM zu tragen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Frankfurt mit. Als Ziel gibt HMR an, die zuletzt zurückgebliebene Umsatzrendite zu erhöhen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung lägen mit 17,4 Prozent des Umsatzes um zwei bis drei Prozentpunkte über dem Durchschnitt der pharmazeutischen Industrie. HMR wolle in den nächsten Jahren führend in der Erforschung, Entwicklung, Produktion und Vermarktung innovativer Arzneimittel sein, hieß es. Die strategischen Zentren der, Forschung und Entwicklung blieben in Frankfurt, Romainville (Frankreich) und in den USA. Frankfurt werde auch in Zukunft der größte Forschungsstandort bleiben. Bei dem geplanten Abbau von 600 Arbeitsplätzen im Bereich Forschung und Entwicklung am Standort Frankfurt sollen Kündigungen vermieden werden, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von HMR Deutschland, Heinz-Werner Meier.

14.01. Mehrheit für gesetzlichen Nichtraucherschutz
68,1 Prozent der Bundesbürger sind für ein Gesetz zum Schutz der Nichtraucher, 31 Prozent sind dagegen. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage der GfK Marktforschung GmbH (Nürnberg), die im Auftrag der Nichtraucher-Initiative Deutschland (NID) aus Unterschleißheim bei München durchgeführt wurde. Wie die NID am Mittwoch weiter mitteilte, sind von den Nichtrauchern demnach sogar 73,5 Prozent für einen gesetzlichen Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz.

14.01.Seuche in Ostafrika ist Rift-Tal-Fieber
Kenianische Wissenschaftler haben die mysteriöse Seuche, der in Ostafrika bereits Hunderte Menschen zum Opfer gefallen sind, jetzt identifiziert. "Der Erreger dieser seltenen Krankheit ist für die meisten Todesfälle verantwortlich", sagte der Chef-Virologe des kenianischen Instituts für medizinische Forschungen, Peter Tukai, am Mittwoch. "In den Überschwemmungsgebieten in Nordost-Kenia und im Süden Somalias sterben derzeit aber auch unzählige Menschen an Cholera und anderen Infektionskrankheiten." Für Reisende, die sich in den traditionellen Touristengebieten Kenias, besteht nach Ansicht Tukais keine akute Gefahr, solange sie die für Tropenreisen üblichen Gesundheitsvorkehrungen treffen. Dagegen sei die Lage in den Seuchengebieten besorgniserregend. Ein Ende der Epidemie sei nicht abzusehen. Als Ursache der Epidemien in Kenia und Somalia wurde zunächst eine besonders schwere Malaria-Form vermutet, nachdem ein Ausbruch des extrem gefährlichen Ebola-Virus ausgeschlossen werden konnte. Danach hatten Laborärzte in Kenia, Südafrika und den USA von einer Milzbrand-Epidemie gesprochen. Das Rift-Tal-Fieber-Virus wird normalerweise vor allem durch Mücken auf Menschen übertragen.

14.01. Zuzahlung: ABDA gegen Koppelung mit Beitrag
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat sich erneut dagegen ausgesprochen, Beitragssatzanhebungen mit erhöhten Zuzahlungen zu verknüpfen. Dieser Koppelungsmechanismus bedeute für die Apotheker einen unverhältnismäßigen technischen und kommunikativen Mehraufwand, macht die ABDA-Geschäftsführung in ihrer Stellungnahme zum Gesetzentwurf der Bonner Regierungskoalition für Finanzhilfen zugunsten der ostdeutschen Krankenkassen deutlich. In der Gesetzesinitiative von Union und FDP sei leider nicht der Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer enthalten, die Koppelung zumindest zeitlich befristet außer Kraft zu setzen, so die ABDA. Seehofer hatte dies angeregt, um den westdeutschen Krankenkassen Finanzhilfen zugunsten ihrer Schwesterkassen in den neuen Länder zu erleichtern. Denn finanzielle Hilfen der Westkassen für die angeschlagene ostdeutsche Krankenversicherung könnten Beitragssatzanhebungen in den alten Ländern notwendig machen, die dann wiederum erhöhte Zuzahlungen nach sich ziehen würden.

13.01. Lichtwer kauft Sertürner
Die auf pflanzliche Medikamente spezialisierte Lichtwer Pharma Berlin) hat die Sertürner GmbH (Gütersloh) erworben. Die vom Entdecker des Morphins, dem Apotheker Friedrich Wilhelm Sertürner, gegründete Firma verfolge ebenfalls eine "rationale Pflanzentherapie" und passe sehr gut zum eigenen Spektrum, sagte der Vorsitzende der Lichtwer-Geschäftsführung, Volker Keidtel, am Dienstag dpa. Sertürner werde als separate Firma weitergeführt. Die 44 Beschäftigten hätten im 1997 einen Umsatz von 44 Millionen DM erzielt. Die Umsatzrendite liege bei 25 Prozent. Über den Kaufpreis machte Keidtel keine Angaben.Top


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