PZ Nachrichten |
04.01.1999 00:00 Uhr |
04.01. Melanom-Risiko auch durch UV-A-Strahlung
04.01. Neuer Sachverständigenrat im BMG
04.01. Neues Meßverfahren für Tumorwachstum
29.12. Protein steuert Fettaufnahme
29.12. Etopsid statt Procarzabin bei M. Hodgkin
29.12. Boehringer heißt bald Roche Diagnostics
23.12. Koma statt Rausch mit Liquid Ecstasy
dpa. Polizei und Inhaber von Diskotheken warnen vor der gefährlichen Wirkung von Liquid Ecstasy. Der erwünschte Rausch bleibe meistens aus. Statt dessen seien Erbrechen, Atemnot und ein plötzliches Koma die häufigsten Folgen des Konsums. Kein Wunder: Gamma-Hydoxybutyrat (GHB), so der offizielle Name des Wirkstoffes, ist ein Narkosemittel für den Einsatz in Arztpraxen. Bei Überdosis besteht Lebensgefahr. Liquid Ecutasy, in der Szene auch als "Soap" oder "Pearl" bekannt, ist eine durchsichtige Flüssigkeit und von Wasser oder Wodka mit bloßem Auge kaum zu unterscheiden. Mit der besonders bei Jugendlichen verbreiteten Partydroge Ecstasy hat Liquid Ecstasy nur den Namen, nicht aber die chemische Zusammensetzung gemein. Gamma-Hydoxybutyrat fällt als rezeptpflichtiges Arzneimittel bisher nicht unter das Betäubungsmittelgesetz "Die Leute denken, sie machen sich nicht strafbar und unterschätzen die Wirkung der Droge", warnt Bubbi Schuster, Inhaber eines der bekanntesten House-Clubs in Deutschland, des "M1" in Stuttgart. Abgeschreckt hatte Schuster der Anblick eines leichenblassen Koma-Opfers vor seiner Diskothek, das zuvor Liquid Ecstasy genommen hatte. Der Club-Manager hängte daraufhin am Eingang des "M1" ein Schild auf, um Besucher über die gefährliche Droge aufzuklären. Händler würden konsequent angezeigt.
23.12. Fischer diskutiert freien Haschisch-Verkauf
dpa. Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) hat sich hinter den Vorschlag der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) gestellt, kleine Mengen Haschisch in einem Modellversuch in ausgewählten Apotheken frei zu verkaufen. Dies sei "eine interessante Überlegung, die man nicht sofort von der Hand weisen sollte", sagte sie in einem vorab veröffentlichten Interview der Zeitschrift "Super Illu". Durch ein solches System könnten die Märkte für weiche und harte Drogen getrennt werden. Fischer sprach sich erneut für eine Reform der Drogenpolitik aus. Die bisherige "Knüppel drauf"-Politik habe nicht zu einer, Verringerung des Drogenkonsums geführt. Es sei jahrelang so getan worden, "als würde es keine Drogen geben". Dabei komme es darauf an, den Betroffenen zu helfen. Haschisch-Raucher kämen etwa bei einer Freigabe der weichen Droge nicht so leicht in das Milieu, "wo es viel schlimmeren Stoff zu kaufen gibt". Die Drogendiskussion müsse unaufgeregter werden.
22.12. Impfaktion wird schlecht angenommen
dpa.Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg beklagt eine nur geringe Beteiligung an der diesjährigen Impfaktion gegen gefährliche Grippe-Virusinfektionen. Die Behörde warb am Montag in Stuttgart dafür, die Impfangebote und damit den verbesserten Impfschutz stärker anzunehmen. Das Landesgesundheitsamt stützte sich bei seiner Einschätzung auf eine telefonische Umfrage von Mitte November unter 550 Erwachsenen im Raum Stuttgart. Dabei gab nur jeder zehnte Befragte an, daß er sich gegen den Erreger der Influenza impfen ließ. Der Präsident des Landesgesundheitsamtes, Professor Dr. Volker Hingst, betonte, da die jährliche Grippewelle im Land noch nicht begonnen habe, sei es auch jetzt für eine Impfung noch nicht zu spät.
22.12. Boehringer: Neues Sartan zugelassen
vwd. Die Europäische Kommission hat das Bluthochdruckmittel Telmisartan der Boehringer Ingelheim Pharma KG, Ingelheim/Rhein, zugelassen. Das Präparat mit dem Handelsnamen Micardis gehört nach Erläuterung des Unternehmens vom Montag zur neuesten Klasse der Antihypertensiva, die als Angiotensin-II-Rezeptor-
Antagonisten bekannt sind. Der neue Bluthochdrucksenker soll schrittweise in allen europäischen Ländern eingeführt werden. Boehringer Ingelheim und Glaxo Wellcome haben Co-Marketing und Co-Promotion in einer Reihe von Ländern, ausgenommen Nordamerika und Japan, vereinbart.
21.12. Hilfsprojekt in den Tropen ausgeweitet
PZ. Das Anthelmintikum Ivermectin soll nun auch kostenlos an Patienten verteilt werden, die an der Lymphatischen Filariose erkrankt sind, meldet MSD Sharp & Dohme in einer Pressemitteilung. In einem Hilfsprogramm der WHO und MSD Sharp & Dohme wurde das Medikament bisher zur Bekämpfung der Flußblindheit eingesetzt. In klinischen Studien wirkte Ivermectin auch gegen die Larven der Erreger der Lymphatischen Filariose. Daher soll es nun auch zur Bekämpfung dieser Tropenkrankheit in größerem Maßstab eingesetzt werden. An dem Programm beteiligen sich auch die Weltbank, Unicef und weitere internationale Hilfsorganisationen. Weltweit sind 120 Millionen Menschen in den Tropen und Subtropen mit den Erregern der Lymphatischen Filariose infiziert; eine Milliarde Menschen leben in Gebieten, in denen sie einer Infektion ausgesetzt sind. Die Elephantiasis - groteske irreversible Schwellungen der Extremitäten - ist die auffälligste Erscheinungsform der Erkrankung. Die Krankheitserreger gehören zu den Fadenwürmern und leben im Lymphgefäßsystem des Menschen; übertragen werden die Parasiten durch verschiedene Stechmückenarten. Da die Betroffenen in der Regel jedoch zu den Ärmsten der Armen gehören, können sie sich die medikamentöse Therapie normalerweise nicht leisten.
21.12. EU vertagt Beschluß zu BSE
PZ. Die Entscheidung der Europäischen Kommission über ein Verwendungsverbot bestimmter tierischer Materialien aus Angst vor der Seuche BSE ist von den EU-Landwirtschaftsministern erneut ausgesetzt worden. Nach dieser Entscheidung hätten rund 80 Prozent aller Arzneimittel vom Markt genommen werden müssen. Dies berichtet der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Erst am 1. Januar 2000 soll die Kommissionsentscheidung 97/534/EG in Kraft treten. Dies haben die Landwirtschaftsminister der EU bei ihrem im Dezember beschlossen. Die erneute Verschiebung des Verbots, spezifiziertes Risikomaterial vom Rind in Arzneimitteln zu verwenden, sei erwartet worden, teilte der BPI mit. Schon im Vorfeld habe sich die Kommission auf keine gemeinsame Vorgehensweise einigen können.
21.12. Neue Studie zum Plötzlichen Kindstod
dpa. An 13 deutschen Hochschulen unter Leitung der Universität Münster wollen nun Mediziner die Gründe für die häufigste Todesursache im ersten Lebensjahr erforschen. "Bisher ist es nicht gelungen, die Ursachen des Krippentodes zu ergründen", bedauert Mechtild Vennemann vom Koordinationsstab des bundesweiten Projekts. "Besonders wichtig ist für uns die Mitarbeit der Bevölkerung, wenn wir demnächst nach dem Zufallsprinzip beginnen, 1800 Eltern mit einem Baby in ganz Deutschland telefonisch zu befragen." Daneben sollen 600 Eltern befragt werden, deren Baby am plötzlichen Kindstod gestorben ist. "Immerhin konnten wir bislang einige wichtige Risikofaktoren entlarven", berichtet die Ärztin von der Universität Münster. Danach sind in der Bauchlage schlafende Kinder besonders gefährdet. Die Gefahr wächst, wenn Mütter während der Schwangerschaft rauchen und nicht stillen. Treffen mehrere Faktoren zusammen, kann sich das Risiko um das zu Zehnfache erhöhen. Viele Eltern haben die Warnungen ernst genommen: Seit 1990 ist die Todesrate in den Bundesländern deshalb um bis zu 40 Prozent zurückgegangen. Nach mehreren Voruntersuchungen beginnt in diesen Tagen die auf drei Jahre befristete Hauptphase der fachübergreifenden Studie, die das Bundesforschungsministerium mit 7,2 Millionen Mark fördert.
18.12. Pharmaindustrie kritisiert Arzneireport
PZ. Die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) haben die am Donnerstag erschienene Neuauflage des Arzneiverordnungs-Reports begrüßt. Von den Verbänden der Pharmahersteller kam dagegen Kritik. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) widersprach der Auffassung, die Kostensteigerungen durch neue Arzneimittel seien zu einem erheblichen Teil auf sogenannte Molekülvariationen zurückzuführen, die für den Patienten keinen therapeutischen Vorteil brächten. Es werde immer Parallelentwicklungen geben, da weltweit bis zu 20 Unternehmen eine Indikation gleichzeitig beforschten. Dadurch kommt es zu einer rascheren Entwicklung von Innovationen und damit zur Beschleunigung des therapeutischen Fortschritts. Der Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) kritisierte, daß der Report behauptet, bei den sogenannten "umstrittenen" Präparaten bestehe ein weiteres Einsparvolumen von etwa drei Milliarden DM, wenn diese durch "wirksame" Medikamente oder andere Behandlungsmethoden ersetzt würden. Kriterium für die Wirksamkeit und Sicherheit könne nur die Arzneimittelzulassung sein. Wirksamkeitsnachweise lägen für viele "umstrittene" Präparate vor, insbesondere für Husten-, Grippe- und Rheumamedikamente. Diese Arzneien gehörten oft zu bewährten Therapiekonzepten niedergelassener Ärzte, betont der BAH.
18.12. Krätze breitet sich aus
PZ. Infektionen durch Krätzmilben breiten sich in Deutschland wieder aus. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) meldet eine Zunahme von Krätzeinfektionen in Alten- und Behindertenheimen sowie in Krankenhäusern. Die Betroffenen würden oft aus Scham die ansteckende Krankheit verschweigen und damit ihre Umgebung gefährden. Krätze ist eine ansteckende Hautkrankheit, die durch Milben hervorgerufen wird. Die Parasiten bohren winzige Gänge in die oberen Hautschichten und legen dort ihre Eier ab. Betroffen sind vor allem die Bereiche zwischen den Fingern, an Hand- und Fußgelenken und im Genitalbereich. Die Infektion führt zu starkem Juckreiz und verursacht Entzündungen beim Aufkratzen der Haut. Die ansteckende Hautkrankheit werde zunächst oft als Allergie oder Ekzem fehlgedeutet, so die BGW in einer Pressemitteilung. Der Nachweis der Infektion sei schwierig. Bleibt die Erkrankung längere Zeit unerkannt, droht gerade dort, wo viele Menschen auf relativ engem Raum leben, die Gefahr einer Epidemie. Besonders gefährdet seien Krankenhäuser, Altenheime, Schulen, Jugendherbergen, Kindergärten und Gemeinschaftsunterkünfte.
18.12. Fonds zur Erforschung der Myasthenia gravis
dpa. Der neu gegründete Brunhilde-Stotz-Forschungsfonds soll dazu beitragen, den Ursachen der schweren Muskelschwäche auf die Spur zu kommen. An der Myasthenia gravis starb einst Aristoteles Onassis. In Deutschland leiden an dieser seltenen Krankheit etwa 10.000 Menschen. Erstmals wird im Jahr 2000 ein Forschungspreis in Höhe von 20.000 Mark an Wissenschaftler verliehen, teilten die privaten Gründer am Donnerstag in Göppingen mit. Ausgelöst durch eine Autoimmunreaktion, bei der der Körper Abwehrstoffe gegen die Verbindung der Nerven zum Muskel bildet, leiden die Patienten zunächst an Seh-, Schluck- und Kaustörungen. Im weiteren Verlauf können weitere Schwächen bis zur Lähmung der Atemmuskulatur hinzukommen. Die Krankheit kann in jedem Lebensalter auftreten. Frauen erkranken allerdings früher und oft schwerer. Mit Geldern aus dem Fonds sollen auch Forschungsprojekte gefördert werden.
17.12. Grippewelle rollt an
dpa. Grippe und Husten drohen vielen Bundesbürgern die Feiertage zu vermiesen. Bei jedem siebten ihrer Patienten diagnostizierten Ärzte in der vergangenen Woche eine akute Atemwegserkrankung, teilte die Arbeitsgemeinschaft Influenza in Marburg am Donnerstag mit. "Das sind rund 30 Prozent mehr als normalerweise zu dieser Jahreszeit", sagte der Mediziner Helmut Uphoff. Auch ein Aufschaukeln der Grippe-Welle noch vor Weihnachten kann nach Einschätzung des Experten nicht ausgeschlossen werden. Es sei aber noch nicht zu spät, sich impfen zu lassen. Insbesondere Menschen aus Risikogruppen sollten sich schützen, riet Uphoff. Die Arbeitsgemeinschaft rechnet mit vermehrten Erkrankungen vor allem älterer Patienten. Bei ihnen sei derzeit auch der Anstieg der Atemwegserkrankungen am deutlichsten. Als besonders auffällig wertete Uphoff die bundesweit vermehrten Meldungen von Magen-Darm-Erkrankungen. Darüber hinaus würden etwas häufiger schwere, hochfieberhafte Atemwegserkankungen gemeldet.
17.12. Vitamine: EU kritisiert Deutschland
PZ. Die Europäische Kommission hat ein Verfahren gegen die Bundesregierung wegen Behinderung des Handels von mit Vitaminen angereicherter Spezialnahrung eingeleitet. Wegen des hohen Vitamingehalts würden bestimmte Produkte von den deutschen Behörden als Medikamente eingestuft. Der Vitamingrenzwert liege dabei bei der dreifachen Höhe der empfohlenen täglichen Einnahmemenge. Die Wettbewerbshüter wünschen nach Angaben vom Mittwoch in Brüssel eine elastischere Anwendung des Grenzwerts je nach Vitamin und Risiko einer Überdosierung. Im jetzt laufenden Verfahren werde zwischen Bundesregiergung und Kommission zum Teil mit den Herstellern jedes einzelne Produkt durchgesprochen. Die betreffenden Produkte sind nach Einschätzung des Ministeriums bei einer theoretisch möglichen Zulassung als Medikamente auf dem Markt wegen des dann zu erwartenden Preises kaum erfolgversprechend absetzbar.
17.12. Neuer Arzneimittelreport vorgestellt
PZ. Nach Angaben des neuesten Arzneimittel-Reports wurden 1997 genau 11,3 Prozent weniger Arzneimittel durch Ärzte verordnet. Der Umsatz ging dennoch nur um 1,7 Prozent auf 34,1 Milliarden DM zurück. Damit konnten die Krankenkassen gegenüber dem Vorjahr insgesamt 580 Millionen DM einsparen. Der Trend geht seit Jahren hin zu teureren Produkten. Durch diese Verschiebung ist eine Mehrausgabe von 3,7 Milliarden DM notwendig geworden. Insgesamt haben die Neueinführungen der letzten zehn Jahre einen Umsatzanteil von 20 Prozent erreicht. Der Anteil der sogenannten umstrittenen Arzneimittel, Streitpunkt in den vergangenen Jahren, sank von 9,4 auf 5,5 Milliarden DM Umsatz. Allein 1997 gab es einen Rückgang von 20,7 Prozent. Die beiden Herausgeber kritisieren, daß es zwar ein breites gesetzliches Instrumentarium zum Ausschluß von Arzneimitteln gebe, deren Wirksamkeit aber zweifelhaft sei. Hier sei noch ein Einsparpotential von drei Milliarden DM zu erreichen.
16.12. BPI befürchtet Rationierungen
PZ. Vor einer "klammheimlichen" Ausdünnung des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hat der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) gewarnt. Das Solidaritätsstärkungsgesetz, die Neufassung der Arzneimittel-Richtlinien und die von der Bundesregierung geplante Positivliste empfänden viele Firmen als existenzbedrohend, sagte BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Weng gestern abend im Hintergrundgespräch mit Journalisten in Bonn. Durch das Solidaritätsstärkungsgesetz sollen die GKV-Ausgaben für Arzneimittel gegenüber dem laufenden Jahr um eine Milliarde DM reduziert werden. Das Arzneibudget werde damit 1999 nicht einmal das Niveau des Jahres 1992 erreichen, kritisierte Weng. Der Verband erwartet daher - ebenso wie die Ärzte -, daß die Arzneiversorgung Ende nächsten Jahres gefährdet ist. Rationierungen seien wahrscheinlich.
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