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Tabuerkrankungen: Jeder Dritte bleibt unbehandelt

Fußpilz, Darmbeschwerden, Impotenz: Einer neuen Marktstudie zufolge leidet mehr als jeder Zweite in Deutschland unter mit einem Tabu oder Stigma behafteten Symptomen wie Hämorrhoiden, Inkontinenz oder Angstzuständen. Jeder Dritten von den Betroffenen schämt sich so sehr, dass er nicht um Hilfe bittet und die Beschwerden unbehandelt bleiben, berichtet das Marktforschungs- und Beratungsinstitut YouGov. Dabei kommt es auch auf die Symptome an: Während 30 Prozent der von Fußpilz Betroffenen ein Gespräch darüber unangenehm finden und 25 Prozent keine Medikamente oder Hilfsmittel kaufen, liegen diese Quoten laut YouGov bei Impotenz mit 56 beziehungsweise 50 Prozent deutlich höher.

 

Das Unternehmen macht nun Apotheken und Pharmaunternehmen Vorschläge für eine bessere Kommunikation. So würden die Beschwerden häufig nicht klar genug beim Namen genannt. Insbesondere von entsprechender Werbung fühlten sich die Betroffenen nicht ausreichend angesprochen. 60 Prozent der Befragten würden es befürworten, wenn Werbung nicht um den heißen Brei herumredet, sondern die Beschwerden konkret anspricht. «Nehmen Sie Patienten an die Hand und bieten Sie gezielte Lösungen an», rät YouGov den Kommunikationsabteilungen der Pharmahersteller.

 

Auch Apotheken sollten Tabuthemen ansprechen und Lösungen anbieten – in diskreter Atmosphäre. Beim direkten Gespräch müsse es vor allem darum gehen, Hemmnisse beim Betroffenen zu lösen, so YouGov. Denn diejenigen, die es unangenehm finden, Produkte gegen tabuisierte Beschwerden zu kaufen, stuften ihren Gesundheitszustand in der Umfrage als mittelmäßig bis schlecht ein. Sie verzichten offensichtlich häufiger auf eine Beratung und greifen zu für sie bekannten Marken – was nicht unbedingt das beste Mittel für ihre Beschwerden sein muss.

 

Immerhin wenden sich 34 Prozent der Befragten bei Tabuthemen an die Apotheke vor Ort. 55 Prozent sprechen ihren Arzt darauf an. 32 Prozent bevorzugen die Anonymität des Internets. Auch online könnten sich Apotheken über eine persönliche Beratung profilieren, so YouGov. Freunde und Bekannte wollen dagegen nur 8 Prozent der Betroffenen um Rat fragen. (dh)

 

02.08.2017 l PZ

Foto: Fotolia/Contrastwerkstatt