Erste Stuhltransplantation mit Kapseln in Deutschland |
An der Uniklinik Köln ist es Infektiologen gelungen, zwei Patienten mit einer rezidivierenden Clostridium-difficile-Infektion (CDI) mithilfe von verkapselten Bakterien einer gesunden Darmflora erfolgreich zu behandeln. Die auch als Stuhltransplantation bezeichnete Übertragung von Darmflora von Gesunden auf Patienten mit CDI soll die gestörte Darmflora regenerieren und ist in Studien einer Antibiotikagabe deutlich überlegen. Eine solche Behandlung bietet die Uniklinik Köln seit einem Jahr an. Bislang erfolgte die Transplantation über eine Sonde in den Dünndarm, die am Vortag per Endoskop gelegt werden musste, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität. Für manche Patienten stelle das Legen der Sonde in Kurznarkose «ein gewisses Behandlungsrisiko» dar.
Aufgrund der neuen Verabreichung in Kapselform kann darauf verzichtet werden. «Die Möglichkeit der Darmfloraübertragung auf Basis gefrorener Kapseln bietet uns und unseren Patienten eine ganz neue zeitliche Flexibilität und Sicherheit in der Planung und Umsetzung von Darmfloraübertragungen», erklärt Privatdozentin Dr. Maria Vehreschild, die das entsprechende Programm leitet. Die Uniklinik Köln bietet nach eigenen Angaben somit als erste Klinik in Deutschland diese neue, unkomplizierte Form der Darmfloraübertragung an.
Dass eine Stuhltransplantation auch auf Basis von Kapseln möglich ist, haben US-amerikanische Forscher um Dr. Ilan Youngster vom Massachusetts General Hospital in Boston bereits vergangenes Jahr gezeigt. Durch die orale Einnahme von säureresistenten Kapseln konnten in einer Pilotstudie 90 Prozent der Patienten mit chronischen Clostridium-difficile-Infektionen geheilt werden, berichteten sie im US-amerikanischen Ärzteblatt «JAMA». Patienten in Deutschland hatten bisher jedoch keinen Zugang zu dieser Behandlungsoption.
Das Team der Uniklinik Köln hat die Darmflorakapseln bisher nur für die Behandlung der CDI eingesetzt. Die beiden Patienten sind aktuell beschwerdefrei. Die Wissenschaftler planen, noch andere Möglichkeiten der Anwendung zu untersuchen. (ch)
DOI: 10.1001/jama.2014.13875
19.02.2015 l dpa
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