Loratadin-10 mg-Präparate im Vergleich |
13.03.2006 14:29 Uhr |
Loratadin-10-mg-Präparate im Vergleich
von Sylvia Grebe, Bärbel Bastian und Andrea Lorenz*, Eschborn
Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) hat 19 Loratadin-Präparate verglichen und sie auf ihre pharmazeutische Qualität geprüft. Im Rahmen dieser Reihenuntersuchung beurteilte das ZL die Gleichförmigkeit der Masse, die Identität, den Gehalt und das In-vitro-Freisetzungsverhalten.
Loratadin ist ein trizyklisches Antihistaminikum mit selektiver H1-Rezeptor-Affinität. In Deutschland 1989 eingeführt, zählt es zur 2. Generation der systemischen H1-Rezeptor-Antagonisten. Im Gegensatz zu den Vertretern der 1. Generation passieren diese die Blut-Hirn-Schranke kaum, so dass die sedierende Eigenschaft nur sehr gering ausgeprägt ist (1). Das Antihistaminikum ist in Deutschland für die symptomatische Therapie der allergischen Rhinitis, der chronischen Urticaria und des atopischen Exzems (Neurodermitis) zugelassen. 1994 wurde es aus der Verschreibungspflicht genommen (2).
Eine Anwendung von Loratadin ist ab dem 3. Lebensjahr möglich. Der empfohlene Tagesdosisbereich liegt für Erwachsene und Kinder über 12 Jahren bei 10 mg Loratadin. Die Tabletten werden einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Von einer Einnahme während der Schwangerschaft ist abzusehen, da die Sicherheit der Anwendung nicht erwiesen ist. Auch während der Stillzeit sollte der Wirkstoff auf Grund des Überganges in die Muttermilch nicht appliziert werden.
Bei den am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen unter der Therapie handelt es sich um Kopfschmerzen, Schläfrigkeit sowie Appetitsteigerung. Im Jahr 2002 wurde eine Arzneimittelschnellinformation über die Verlängerung der QT-Zeit durch H1-Blocker herausgegeben. Der Focus dieser Information lag auf Terfenadin und Astemizol, wobei ein Risiko bei der Anwendung von Loratadin nicht ausgeschlossen werden konnte (2).
Nach oraler Aufnahme wird Loratadin rasch und gut resorbiert. Es unterliegt einem ausgeprägten First-pass-Metabolismus über CYP3A4 und CYP2D6. Der Hauptmetabolit Desloratadin zeichnet verantwortlich für die klinische Wirkung. Loratadin liegt weitgehend, Desloratadin zu 73 bis 76 Prozent an Plasmaeiweiße gebunden vor (3).
In Tabelle 1 sind die in die Untersuchung einbezogenen Fertigarzneimittel dargestellt. Die Tabletten mit einem Wirkstoffgehalt von 10 mg wurden über den pharmazeutischen Großhandel bezogen und innerhalb ihrer Haltbarkeitsdauer hinsichtlich der Parameter Gleichförmigkeit der Masse, Identität, Gehalt, Reinheit und In-vitro-Freisetzung analysiert.
Präparat | Hersteller | Charge | Haltbarkeit |
---|---|---|---|
Lobeta gegen Allergien | betapharm | 597014 | 10/2006 |
Lora Basics | Basics GmbH | 1380904 | 02/2007 |
Loraderm | Dermapharm AG | 030101 | 01/2006 |
Loragalen | Galenpharma GmbH | 03211 | 04/2006 |
Loralerg® | AWD.pharma GmbH & Co. KG | 4A005A | 01/2007 |
Lora-Lich® 10 mg | Lichtenstein Pharmazeutica GmbH & Co. | 2550006J | 08/2006 |
Lorano® | Hexal AG | 52S203 | 03/2008 |
Lora-Puren® | Alpharma-Isis GmbH & Co. KG | 573581 | 10/2006 |
Loratadin - 1 A Pharma | 1 A Pharma GmbH | 51647 | 12/2007 |
Loratadin Acis® 10 mg | Acis Arzneimittelvertrieb GmbH | 110291 | 02/2006 |
Loratadin AL 10 mg | AliudÒ Pharma GmbH & Co. KG | 40830 | 11/2006 |
Loratadin KSK | KSK-Pharma Vertriebs AG | 826716 | 06/2006 |
Loratadin-ratiopharm® | Ratiopharm GmbH | E11043 | 03/2007 |
Loratadin Sandoz® 10 mg | Sandoz Pharmaceuticals GmbH | 50208 | 01/2007 |
Loratadin Stada® 10 mg | Stadapharm GmbH | 2531 | 02/2006 |
Loratadin von ct | ct-Arzneimittel GmbH | D18279 | 04/2006 |
Loratadura® 10 mg | Merck dura GmbH | 608401 | 01/2007 |
Loratagamma® 10 mg | Wörwag Pharma GmbH & Co. KG | 0402112 B | 01/2007 |
Loravis® 10 mg | Lindopharm GmbH | 110302 | 11/2005 |
Gleichförmigkeit der Masse
Gemäß der Monographie »Gleichförmigkeit der Masse einzeldosierter Arzneiformen« des Europäischen Arzneibuches (4) wurden 20 nach dem Zufallsprinzip entnommene Tabletten gewogen und die Durchschnittsmasse berechnet. Maximal zwei Einzelwerte durften mehr als 7,5 Prozent von der durchschnittlichen Tablettenmasse abweichen, kein Wert durfte außerhalb der Grenzen von ± 15 Prozent liegen. Alle untersuchten Loratadinpräparate erfüllten diese Anforderung.
Identitäts- und Gehaltsbestimmung
Der Gehalt der Prüfmuster wurde mittels eines HPLC-Verfahrens gemäß der USP-Monographie »Loratadine Tablets« bestimmt (5). Als stationäre Phase diente eine auf 30 °C temperierte 15 cm lange C8 Säule. Das Fließmittelsystem bestand aus einem Dikaliumhydrogenphosphatpuffer-Methanol-Acetonitril-Gemisch. Bei isokratischer Elution mit einer Flussrate von 1 ml/min erfolgte die Quantifizierung bei einer Wellenlänge von 254 nm.
Für die Prüfung wurden 10 Tabletten in einem 250-ml-Kolben gelöst und 40 min beziehungsweise bis zum vollständigen Zerfall geschüttelt. Der Gehaltsberechnung lag eine Referenzstandardlösung bekannter Konzentration (0,4 mg/ml) zu Grunde.
In allen Fällen entsprach der ermittelte Arzneistoffgehalt den Anforderungen der Spezifikation von 90,0 bis 110,0 Prozent (USP), siehe Tabelle 2.
Die Identität wurde im Rahmen der Gehaltsbestimmung durch Vergleich der Retentionszeiten von Standard und Probe geprüft. Die Identität galt als belegt, wenn sich die Retentionszeiten der Wirkstoffpeaks der Probelösung nicht mehr als 5 Prozent von denen der Standardlösung unterschieden. Für alle untersuchten Präparate wurde die Identität des Wirkstoffes nachgewiesen.
Präparat | Loratadin-Gehalt (mg/Tablette) | Gehalt(%) der Deklaration |
---|---|---|
Lobeta gegen Allergien | 10 | 99,1 |
Lora Basics | 10 | 101,1 |
Loraderm | 10 | 101,2 |
Loragalen | 10 | 103,7 |
Loralerg® | 10 | 99,4 |
Lora-Lich® 10 mg | 10 | 101,1 |
Lorano® | 10 | 104,0 |
Lora-Puren® | 10 | 100,3 |
Loratadin - 1 A Pharma | 10 | 102,9 |
Loratadin Acis® 10 mg | 10 | 96,1 |
Loratadin AL 10 mg | 10 | 103,0 |
Loratadin KSK | 10 | 101,5 |
Loratadin-ratiopharm® | 10 | 99,6 |
Loratadin Sandoz® 10 mg | 10 | 98,9 |
Loratadin Stada® 10 mg | 10 | 100,0 |
Loratadin von ct | 10 | 99,3 |
Loratadura® 10 mg | 10 | 102,7 |
Loratagamma® 10 mg | 10 | 101,4 |
Loravis® 10 mg | 10 | 98,5 |
Verwandte Substanzen
Die Bestimmung der verwandten Substanzen erfolgte gemäß der USP-Monographie »Loratadine Tablets« (3). Die chromatographischen Parameter entsprachen denen der Gehaltsbestimmung. In der Monographie werden für die bekannte Verunreinigung 4-(8-chloro-11-fluoro-6,11-dihydro-5H-benzo(5,6)cyclohepta(1,2-b)-pyridin-11-yl)-1-piperidine-carboxylate ethyl (11-Fluor-Loratadin) ein Grenzwert von 0,2 Prozent und für unbekannte Verunreinigungen ein Grenzwert von 0,1 Prozent bezogen auf den Wirkstoffgehalt gefordert.
11-Fluor-Loratadin konnte in keinem Präparat nachgewiesen werden. Die Summe der unbekannten Verunreinigungen lag bei allen geprüften Präparaten innerhalb der Anforderungen der Monographie.
Freisetzung
Entsprechend der USP-Monographie »Loratadine Tablets« (5) wurde die Freisetzung mittels einer Blattrührer-Apparatur bei 37 ± 0,5 °C in 900 ml 0,1 N HCl bei 50 Umdrehungen pro Minute durchgeführt. Die Quantifizierung erfolgte UV-photometrisch bei 280 nm gegen eine Standardlösung bekannter Konzentration. Der nach 60 min geforderten Wirkstofffreisetzung von 85 Prozent konnten alle geprüften Präparate genügen.
Fazit
Alle untersuchten Loratadin-Präparate erfüllen die Anforderungen der USP. Die analytischen Ergebnisse weisen darauf hin, dass die 19 Loratadin-10-mg-Präparate eine vergleichbare pharmazeutische Qualität aufweisen. Dies lässt auf einen hohen technologischen Standard bei der Herstellung schließen.
Anmerkung
Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e. V. hat als unabhängiges akkreditiertes Prüfinstitut den Auftrag, einen Beitrag zur Arzneimittelsicherheit in der Bundesrepublik Deutschland zu leisten und führt so auch vergleichende Reihenuntersuchungen von Fertigarzneimitteln durch.
Vor der Publikation der in diese Studie einbezogenen Präparate wurden die Firmen von den Ergebnissen unterrichtet. Es wurden keine Einwände der pharmazeutischen Unternehmer gegen die Veröffentlichung der Resultate erhoben.
Stellungnahme der Firma acis Arzneimittelvertrieb GmbH vom 17. November 2005: »Mit der Publikation der Daten sind wir einverstanden, möchten jedoch zur Angabe des Gehalts folgende Stellungnahme geben: Die Produktion der Loratadin acis® 10 mg Tabletten der Charge 110291 erfolgte im Februar 2003. Nach dem uns vorliegenden Freigabezertifikat betrug der Gehalt damals 97,7 Prozent. Dass der Gehalt nach über 2 Jahren auf 96,1 Prozent abgesunken ist, liegt im üblichen Rahmen.«
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»Analog-Wirkstoffe im Arzneimittelmarkt: Therapeutischer Nutzen und Bedeutung für die Ausgaben der Krankenversicherungen«; Häussler, Gothe, Reschke, Höer, Hagenmeyer, Ryll, Hempel; Berlin: IGES-Eigenverlag, 2002; www.iges.de
»QT-Verlängerungen nach Einnahme des Antihistaminikums Loratadin« Arzneimittelschnellinformation, DAZ; 25.07.2002
Arzneistoff-Profile, GOVI-Verlag, Frankfurt 2006
Monographie »Gleichförmigkeit der Masse einzeldosierter Arzneiformen« Ph. Eur. 5.0
Monographie «Loratadine Tablets« und «Loratadineî USP 28, 2005