HIV-Tests: Ab Herbst in Apotheken und Drogerien |
Ab diesem Herbst sollen Bürger in Deutschland selbst zuhause testen können, ob sie sich mit HIV infiziert haben. Die entsprechenden Schnelltests sollen dann frei im Handel erhältlich sein. Das sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Freitag. «Der HIV-Selbsttest ist ein Meilenstein beim Kampf gegen Aids. Er kann auch jene erreichen, die sich sonst nicht testen lassen würden», so der Minister.
Bislang dürfen nur Gesundheitsämter und Beratungsstellen Schnelltests auf HIV nutzen. Ab Herbst soll es sie deutschlandweit im Handel geben. Spahn betonte gegenüber dem Fernsehsender RTL, dass die HIV-Tests keine Apothekenexklusivität besitzen sollen. «Sie werden beispielsweise auch in Drogeriemärkten erwerbbar sein», so der Politiker. Wie das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Homepage mitteilte, soll dazu die Medizinprodukte-Abgabeverordnung geändert werden. Einen entsprechenden Referentenentwurf legte das Ministerium bereits vor.
Die Deutsche Aids-Hilfe begrüßte den Plan. «Die Einführung des Selbsttests ist ein wichtiger Schritt», sagte Vorstandsmitglied Sylvia Urban. Manche Menschen scheuten sich, einen HIV-Test im Gesundheitsamt durchführen zu lassen. Andere schöben den Gang zum Amt vor sich her. Diesen Menschen helfe es, wenn sie den Test unkompliziert kaufen könnten, so Urban. So könnten mehr Menschen früh von ihrer Infektion erfahren und rechtzeitig behandelt werden, was wiederum weitere Übertragungen verhindere.
HIV-Schnelltests lassen sich recht unkompliziert durchführen. Etwas Blut aus der Fingerkuppe wird auf ein Messfeld gegeben und der Test weist dann innerhalb von 15 Minuten Antikörper gegen das HI-Virus nach – oder eben nicht. Die Aidshilfe warnt auf ihrer Internetseite allerdings auch, dass es in seltenen Fällen zu falsch-positiven Ergebnissen kommen kann. Auch funktioniert der Test frühestens 12 Wochen nach einer möglichen Übertragung, da sich erst dann die nachzuweisenden Antikörper in ausreichender Menge gebildet haben.
In Deutschland leben laut Aidshilfe derzeit rund 12.700 Menschen mit einer unerkannten HIV-Infektion. Im Jahr 2016 wurden 3700 Neudiagnosen gestellt. 1100 davon erfolgten viel zu spät, sodass die Patienten bereits an Aids erkrankt waren. (ap)
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11.06.2018 l PZ
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