Fortschritt aus Thüringen und Sachsen |
13.04.2016 08:51 Uhr |
18. PZ-Management-Kongress in Palma de Mallorca / Ein großes Stück auf dem Weg zur Digitalisierung im Gesundheitssystem hat man in Sachsen und Thüringen schon bewältigt. Über den Stand des Modellprojekts Armin – Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen berichteten Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbands, zusammen mit Dr. Annette Rommel, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen.
Ihr Fazit: Nach einigen technischen Hürden funktionieren die einzelnen Prozesse und der Datenaustausch zwischen Arzt- und Apotheker. Dabei löst Armin nicht nur für den Patienten Probleme in Hinsicht auf die Arzneimitteltherapiesicherheit und Adhärenz, sondern erleichtert auch die Arbeit des Apothekers und des Arztes.
Dr. Annette Rommel, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, und Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbands
Foto: PZ/Alois Müller
Seit 2010 arbeiten die KVen und Apothekerverbände der beiden Bundesländer mit der AOK Plus zusammen an dem Modellprojekt, berichtete Rommel. Dabei wurden die ersten beiden Stufen, die Wirkstoffverordnung und der Medikationskatalog, bereits im Juli 2014 umgesetzt. »Die Wirkstoffverordnung war in der Apotheke in dieser Form eine Neuheit«, sagte Fink. Hierbei schreibt der Arzt bei der Verordnung den Wirkstoff inklusive Stärke, Darreichungsform, Menge und Normgröße auf, der Apotheker wählt dann das passende Fertigarzneimittel aus. Dabei hat er aufgrund der vertraglichen Vereinbarungen eine »breitere Range bei der Abgabe«, sagte Fink. Er muss nämlich bei Verordnung eines Wirkstoff, zu dem kein Rabattvertrag vorliegt, nicht eines der drei preisgünstigsten auswählen. Er darf jedes Präparat bis zur Festbetragsgrenze auswählen. »Das ist ein Traum«, sagte Fink, zumal auch Probleme mit Reimporten wegfielen. An dem Projekt teilnehmende Apotheker bewerteten die Wirkstoffverordnung als deutliche Erleichterung im Alltag. Sie wirke sich auch positiv auf die Therapietreue aus, da Präparate ausgewählt werden können, die der Patient schon kennt.
Im Juli dieses Jahres soll nun mit dem Medikationsmanagement die dritte Stufe flächendeckend umgesetzt werden. Die technischen Voraussetzungen hierfür seien geschaffen, die teilnehmenden Ärzte und Apotheker geschult. Beim Medikationsmanagement erstellt der Apotheker eine erste Liste der Medikation, die er auf einen Server stellt, auf den der Arzt zugreifen kann. Dieser kann die Liste ergänzen und gegebenenfalls die Medikation verändern. Der Apotheker ergänzt die überarbeitete Liste mit den Fertigpräparatenamen und händigt sie schließlich dem Patienten aus.
Für dieses Prozedere war es nötig, dass Praxis- und die Apothekensoftware eine gemeinsame Sprache lernen. »Das ist hochkomplex«, sagte Fink. »Aber wir sind jetzt schon da, wo die Gematik irgendwann mal hin will.« Die technischen Voraussetzungen zu schaffen, sei langwieriger gewesen, als vermutet, räumte auch Rommel ein. Jetzt sei ein Server im sicheren Netz der KV, im sogenannten KV-SafeNet, eingerichtet. Die AOK Plus hat die Kosten für die technischen Investitionen der Leistungserbringer übernommen. Dabei sei zu betonen, dass die Krankenkasse kein Zugriffs- oder Leserecht auf die Patientendaten hat. Insgesamt könne Armin als Vorbild für das dienen, was noch kommen soll: den elektronischen Medikationsplan. /