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Metformin: Veränderte Darmflora unterstützt Wirkung

Die blutzuckersenkende Wirkung von Metformin bei Patienten mit Typ-2-Diabetes könnte zumindest teilweise auf einer Veränderung der Darmflora beruhen. Hinweise darauf hat ein Forscherteam um Dr. Kristoffer Forslund vom European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg jetzt in einer Analyse des Mikrobioms von 784 Diabetikern gefunden. Im Fachmagazin «Nature» berichten die Autoren, dass Metformin das Bakterien-Spektrum im Darm zugunsten von Escherichia-Subspezies und zuungunsten von Intestinibacter-Subspezies verschiebt. Dies könnte sowohl die erwünschten als auch die unerwünschten Effekte des oralen Antidiabetikums mit erzeugen.

 

Metformin ist das Standardmedikament zur Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes. Es senkt den Blutzucker überwiegend über eine Hemmung der Gluconeogenese in der Leber. Forslund und Kollegen konnten nun zeigen, dass die Darmbakterien unter Metformin vermehrt die kurzkettigen Fettsäuren Buttersäure und Propionsäure produzieren. Dies wird mit einem Anstieg der intestinalen Gluconeogenese in Verbindung gebracht, was sich wiederum vorteilhaft auf Energiehomöostase, hepatische Gluconeogenese, Appetit und Körpergewicht auszuwirken scheint. Eine gestörte Fettverdauung, lokale Entzündungsreaktion und vermehrte Gasbildung gehören ebenfalls zu den Auswirkungen der veränderten Darmflora. Sie könnten häufige Nebenwirkungen wie Durchfall, Blähungen und Übelkeit erklären, unter denen etwa ein Drittel der mit Metformin Behandelten leidet. (am)

 

DOI: 10.1038/nature15766

 

08.12.2015 l PZ

Foto: Fotolia/Alex