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Fettgewebe ist von Nervenzellen durchzogen

Das weiße Fettgewebe wird vom sympathischen Nervensystem innerviert. Das konnte ein Forscherteam nun erstmals nachweisen. Die direkte Aktivierung der Nervenzellen im Fettgewebe löst den Fettabbau aus, heißt es in der Publikation im Fachjournal «Cell».

 

Das von Fettzellen produzierte Hormon Leptin signalisiert dem Gehirn, wie viel Fett im Körper gespeichert ist: Eine niedrige Leptinkonzentration löst Appetit aus, eine hohe Konzentration hemmt den Appetit und fördert gleichzeitig die Lipolyse. Wie das lipolytische Signal vom Gehirn in das Fettgewebe übermittelt wird, war bislang unklar. Nun konnten die Forscher um Wenwen Zeng von der Rockefeller University in New York mithilfe von neuen bildgebenden Verfahren erstmals an Gewebeproben von Mäusen zeigen, dass das weiße Fettgewebe von Nervenzellen durchzogen ist. Sie konnten den Verlauf der Neurone im Gewebe darstellen und diese anhand molekularer Marker dem sympathischen Nervengewebe zuordnen. Dabei können einzelne Fettzellen von den Neuronen-Enden quasi eingewickelt sein, berichten die Forscher.

 

Mithilfe eines Optogenetik genannten Verfahrens konnten die Forscher zudem einzelne Nervenfasern im Fettgewebe von lebenden Mäusen gezielt aktivieren. Hierfür setzen sie genetisch veränderte Mäuse ein, deren sympathische Nervenfasern durch blaues Licht aktiviert werden konnten. Die Seniorautorin der Studie Ana Domingos vom Instituto Gulbenkian de Ciência in Oeiras, Portugal, erklärt in einer Pressemitteilung des Instituts: «Die lokale Aktivierung der Neurone führt zur Freisetzung von Noradrenalin, das in Fettzellen über eine Signalkaskade die Fetthydrolyse auslöst. » Die Erkenntnisse könnten neue Möglichkeiten für die Therapie der Adipositas eröffnen. (ch)

 

DOI: 10.1016/j.cell.2015.08.055

 

28.09.2015 l PZ

Foto: Instituto Gulbenkian de Ciência