Aktionswoche Alkohol: Den eigenen Konsum hinterfragen |
Mehrere Organisationen haben die Bevölkerung vor dem Hintergrund der Aktionswoche Alkohol dazu aufgerufen, den eigenen Alkoholkonsum kritisch zu hinterfragen. Die Aktionswoche findet seit 2010 jedes Jahr statt, diesmal vom 13. bis 21. Juni. Noch immer seien viele Menschen der Meinung, ein Gläschen schade nichts und Rotwein sei sogar gesund. Dabei sei Alkohol grundsätzlich ein Zellgift, sagte der Vorsitzende der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), Heribert Fleischmann. «Jedes Glas Alkohol erhöht das Risiko, Krankheiten zu entwickeln», so der Suchtmediziner. Der Konsum alkoholischer Getränke berge immer ein Risiko. «Weniger und nicht jeden Tag Alkohol zu trinken, ist besser», riet Fleischmann.
Der DHS zufolge konsumieren in Deutschland 9,5 Millionen Menschen Alkohol in riskantem Ausmaß. Knapp 1,8 Millionen sind alkoholabhängig, bei weiteren 1,6 Millionen liegt ein Alkoholmissbrauch vor. Beides seien in Deutschland also keinesfalls Randphänomene, erklärte Iris Hauth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Trotzdem bekämen derzeit nur rund 10 Prozent der Betroffenen eine angemessene Therapie. DHS und DGPPN fordern deutsche Ärzte deshalb auf, ihre Patienten häufiger gezielt nach ihrem Alkoholkonsum zu fragen oder entsprechende Fragebögen zu verwenden. Auch die Politik rufen beide Organisationen zum Handeln auf: Der Verkauf von Alkohol müsse zeitlichen und örtlichen Grenzen unterliegen, außerdem müssten alkoholische Getränke höher besteuert werden, da der Konsum erwiesenermaßen stark mit der Preisentwicklung zusammenhänge, so die Verbände.
Ebenfalls zur Aktionswoche Alkohol hat auch die Barmer-GEK ihre Patientendaten ausgewertet und festgestellt, dass immer mehr von ihnen psychische Störungen aufgrund einer Alkoholsucht entwickeln. 2013 seien 52.000 Versicherte aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol behandelt worden, so die Krankenkasse. Das seien 20 Prozent mehr als noch 2009. Im stationären Bereich sei ihr Anteil sogar um 30 Prozent gestiegen. «Die Zahlen belegen, dass Begleiterkrankungen wie Depressionen bei alkoholabhängigen Menschen keine Einzelfälle sind», sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer-GEK, Christoph Straub. Dies müsse in der Suchtbehandlung berücksichtigt werden, ansonsten drohten Rückfälle. (ah)
12.06.2015 l PZ
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