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Pille danach: Kurswechsel im Ministerium

Im Streit um eine Freigabe der Pille danach vollzieht Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) offenbar einen Kurswechsel. Hintergrund ist eine Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA. Der dort zuständige Ausschuss für Humanarzneimittel hatte sich in der vergangenen Woche dafür ausgesprochen, das Ulipristalacetat-haltige Notfallkontrazeptivum ellaOne® aus der Verschreibungsplicht zu entlassen.

 

In Deutschland dreht sich die Debatte mit Levonorgestrel (LNG) zwar um einen anderen Wirkstoff, der ebenfalls ungewollte Schwangerschaften verhindern kann. Kritiker begründen ihre Ablehnung gegen eine Freigabe von LNG bislang jedoch unter anderem mit der Rezeptpflicht für Ulipristal. Ihr Argument:  Frauen, die nicht zum Arzt, sondern lieber gleich in die Apotheke gehen, seien bei alleiniger Freigabe von Levonorgestrel auf nur ein Präparat festgelegt – unabhängig davon, ob es für sie das am besten geeignete Arzneimittel ist. Auch die Union ist strikt dagegen, dass Frauen LNG ohne Rezept erhalten können. Sie hatte zuletzt ebenfalls immer wieder mit der Verschreibungspflicht für ellaOne argumentiert. Eben diese Begründung könnte nun allerdings für eine Freigabe von LNG sprechen, sollte Ulipristal aus der Rezeptpflicht fallen. 

 

Gesundheitsminister Gröhe scheint vor diesem Hintergrund nun einzulenken: «Wir werden die Empfehlungen des EU-Arzneimittelausschusses genau prüfen und die EU-Entscheidungsfindung weiter verfolgen», sagte er. Ziel sei es, auch weiterhin eine gute Beratung für beide Präparate aus einer Hand sicherzustellen. «Wenn diese Beratung aufgrund einer Brüsseler Entscheidung zukünftig nicht mehr zwingend durch einen Arzt vorgenommen werden muss, ist eine intensive Beratung auch in den Apotheken der richtige Weg», so Gröhe. Das sind völlig neue Töne aus der Union, denn bislang hatte sie den Apothekern eine umfassende Beratung zur Pille danach nicht zugetraut. Gröhe kann sich nun vorstellen, Frauenärzte, Apotheker und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einzuladen, um «gemeinsam Kriterien für eine qualitativ hochwertige Beratung zu entwickeln». (sch)

 

24.11.2014 l PZ

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