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Vitamin-D-Mangel Ursache oder Folge von Krankheiten?

07.01.2014  16:47 Uhr

Annette Mende / Niedrige Vitamin-D-Spiegel sind wahrscheinlich eine Folge und nicht der Grund für diverse akute und chronische Erkrankungen. Das ist das Ergebnis eines systematischen Reviews, den Wissenschaftler um Professor Dr. Philippe Autier vom International Prevention Research Institute in Lyon kürzlich im Fachjournal »The Lancet Diabetes & Endocrinology« veröffentlichten (doi: 10.1016/S2213-8587(13)70 165-7).

 

Sie stellen damit die Annahme vieler Mediziner infrage, wonach eine Vitamin-D-Supplementation das Erkrankungsrisiko etwa an Krebs, kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes senken könnte. Die Autoren werteten die Daten von 290 prospektiven Beobachtungsstudien und 172 randomisierten Interventions-Studien zum Einfluss des Vitamin-D-Spiegels auf andere Aspekte als die Knochengesundheit aus. 

 

Aus Beobachtungsstudien ergaben sich teilweise frappierend positive Effekte einer guten Vitamin-D-Versorgung. So war in diesen Studien ein hoher Vitamin-D-Spiegel mit der Reduktion des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 58 Prozent, für Diabetes um bis zu 38 Prozent und für Darmkrebs um bis zu 34 Prozent assoziiert. Diese Assoziationen konnten aber in randomisierten Studien nicht bestätigt werden. Metaanalysen von kürzlich erfolgten randomisierten Studien zeigten überhaupt keinen Einfluss einer erhöhten Vitamin-D-Zufuhr auf Häufigkeit, Schwere und klinischen Verlauf der Erkrankungen.

 

»Diese Diskrepanz legt nahe, dass die Abnahme des Vitamin-D-Spiegels Anzeichen eines sich verschlechternden Gesundheitszustands ist. Das Altern und entzündliche Prozesse, die an der Entstehung vieler Krankheiten beteiligt sind, senken die Vitamin-D-Konzentrationen. Deshalb werden bei vielen Erkrankungen niedrige Vitamin-D-Spiegel gemessen«, kommentiert Autier in einer Pressemitteilung.

 

In einem begleitenden Editorial weist die »Lancet«-Redaktion darauf hin, dass der Einfluss von Vitamin D auf nicht skelettale Erkrankungen gerade in großen klinischen Studien untersucht wird (doi: 10.1016/S2213-8587(13)70164-5). So solle allein die VITAL-Studie letztlich 20 000 Patienten einschließen und werde 22 Millionen US-Dollar kosten. Dieser Forschungsaufwand sei vermutlich ausreichend, um die lang diskutierte Frage zum Nutzen einer Vitamin-D-Supplementation abschließend zu klären. Positive Ergebnisse seien im Sinne der Patienten wünschenswert, doch wenig wahrscheinlich. /

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