Vorsicht mit Gyrasehemmern bei Diabetikern |
20.08.2013 14:48 Uhr |
Vorsicht mit Gyrasehemmern bei Diabetikern
Sven Siebenand / Im Vergleich zu anderen Antibiotika-Klassen verursachen Fluorchinolone bei Diabetikern häufiger Blutzuckerprobleme. Sowohl das Risiko von Unter- als auch jenes von Überzuckerungen ist erhöht. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der National Taiwan University in Taipei. In »Clinical Infectious Diseases« veröffentlichten sie die Ergebnisse ihrer retrospektiven Kohortenstudie (doi: 10.1093/cid/cit439).
Die Forscher werteten Daten von mehr als 87 000 Diabetikern in Taiwan aus, denen im Untersuchungszeitraum ein Antibiotikum entweder aus der Klasse der Fluorchinolone (Levofloxacin, Ciprofloxacin oder Moxifloxacin), der Klasse der Makrolide (Clarithromycin oder Azithromycin) oder ein Cephalosporin der zweiten Generation (Cefuroxim, Cefaclor oder Cefprozil) neu verschrieben wurde. Danach analysierten sie, wie häufig die Patienten in den 30 Tagen nach Therapiestart wegen Blutzuckerproblemen in eine Notfallambulanz oder ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Foto: Fotolia/iune Wind
Es zeigte sich, dass das Risiko für Hyper- und Hypoglykämien unter Fluorchinolonen am höchsten war. Innerhalb dieser Gruppe gab es allerdings größere Schwankungen. So war das Risiko für Überzuckerungen mit 6,9 Fällen pro 1000 Patienten unter Moxifloxacin am größten. Unter Levofloxacin sowie Ciprofloxacin lag es bei 3,9 beziehungsweise 4,0 Fällen pro 1000 Patienten. Im Vergleich dazu entgleiste der Blutzucker bei Patienten unter Makrolid- oder Cephalosporin-Therapie seltener. Die Forscher identifizierten 1,6 beziehungsweise 2,1 Fälle von Hyperglykämie pro 1000 Patienten.
Ein ähnliches Bild zeigte sich in Sachen Hypoglykämie. Mit 10,0 Fällen pro 1000 Patienten ging auch hier von Moxifloxacin die höchste Gefahr aus. Es folgten Levofloxacin und Ciprofloxacin mit 9,3 beziehungsweise 7,9 Fällen pro 1000 Patienten. Eine Behandlung wegen schwerer Unterzuckerung war unter Makrolid- oder Cephalosporin- Behandlung dagegen nur bei 3,7 beziehungsweise 3,2 von 1000 Patienten notwendig. Schwere Blutzuckerschwankungen traten zwar insgesamt nur bei weniger als 1 Prozent aller Patienten auf. Dennoch betonen die Studienautoren, dass Fluorchinolone, vor allem Moxifloxacin, nur mit Vorsicht bei Diabetikern eingesetzt werden sollten.
Bekannter als die Wirkung auf den Blutzucker sind andere seltene Nebenwirkungen dieser Arzneistoffklasse wie Sehnenrupturen und Herzrhythmusstörungen. Ganz überraschend ist das Zuckerproblem aber nicht. Vor einigen Jahren wurde zum Beispiel das Fluorchinolon Gatifloxacin wegen des Risikos für Blutzucker-Anormalitäten vom Markt genommen. /