DocMorris wird politisch |
30.07.2013 17:28 Uhr |
Von Ev Tebroke / Rechtzeitig zur Bundestagswahl hat die Versandapotheke DocMorris mit einem politischen Manifest ihre Vorstellungen von der »neuen Apotheke 2020« verkündet.
Ginge es nach dem Internet-Versender, bliebe in der deutschen Apothekenlandschaft kein Stein auf dem anderen: Rx-Boni und Apothekenketten wären zukünftig erlaubt, außerdem würden Apothekenbusse durchs Land rollen. Auch gäbe es Selektivverträge zwischen Apotheken und Krankenkassen sowie ein gesetzlich geregeltes Medikationsmanagement der Apotheken.
Foto: imago/Hoffmann
In dem 35 Seiten umfassenden Papier kritisiert DocMorris unter anderem die schwache Rolle des Apothekers im Bereich der Arzneimitteltherapie. »Als Vertragspartner der Krankenkassen ist er nicht stark, spielt für Selektivverträge keine Rolle und hat bei der integrierten Versorgung nach §§ 140 a ff SGB V kein Gewicht«, heißt es in der Erklärung. Daher müsse die Rolle des Pharmazeuten gestärkt werden.
Dies soll insbesondere durch die zentrale Aufgabe des Medikationsmanagements geschehen, das dann aber auch leistungsgerecht vergütet werden müsse, heißt es weiter. Bei der Begleitung, Beratung, Koordinierung und Betreuung der Arzneimitteltherapie eines Patienten leisten die Versandapotheken nach Ansicht von DocMorris bereits heute Hilfe, bekämen dies aber nicht honoriert. Auch wünscht sich der Versender die rechtliche Zulassung eines Prämiensystems, bei dem Patienten finanzielle Anreize für ihre Arzneimitteltherapietreue bekommen sollen. Letztlich profitiere von der politischen Förderung solch eines Modells auch die Präsenzapotheke: »Ist ein patientenorientiertes Medikationsmanagement erst einmal rechtlich besser etabliert und wirksam organisiert, so werden das System und seine positiven Effekte auch den Weg in die Präsenzapotheke finden«, heißt es.
Darüber hinaus sind nach Einschätzung von DocMorris insbesondere auch auf dem Land dringend neue Konzepte notwendig, um dort zukünftig die Versorgung mit Apothekendienstleistungen sicherzustellen. Neben dem Einsatz von Apothekenbussen würde der Versender gern »Apomaten« aufstellen, also Automaten, die Patienten mit den gebräuchlichsten Medikamenten versorgen sollen. /
Kein Beitrag von DocMorris
Die Versandapotheke DocMorris macht sich Gedanken über die Zukunft der Arzneimittelversorgung insgesamt und wie sie speziell zur Mehrung des Wohlstandes der Eigentümer des Versenders beitragen könnte. Der Brei, den die Niederländer angerührt haben, ist eine bemerkenswerte Mischung aus dem, wofür DocMorris seit vielen Jahren erfolglos kämpft (Rx-Preiswettbewerb, Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes, Selektivverträge) und Konzepten von ABDA, BAK und DAV (Medikationsmanagement, integrierte und flächendeckende Versorgung). Der Versender wirft den Apothekern vor, sie hätten die dafür notwendigen Veränderungen bislang nicht politisch durchsetzen können.
Tatsächlich wären die Apotheker froh, mit dem Medikationsmanagement ginge es schneller voran. Die Defizite zu benennen, ist aber noch kein Indiz für die eigene Befähigung, dieses Ziel zu erreichen. Zumal sich mit der Apothekenbetriebsordnung und dem Start des ABDA-KBV-Modells die Dinge entwickeln. DocMorris und die anderen Versandapotheken haben dazu keinen Beitrag geleistet, auch wenn dies DocMorris mit seinem Elaborat suggerieren will. Tatsächlich ist das Versand-Geschäftsmodell kontraproduktiv für die Arzneimitteltherapiesicherheit. Die Versender tragen maßgeblich dazu bei, dass Patienten in Deutschland seltener OTC-Arzneimittel auch dort kaufen, wo sie ihre verschreibungspflichtigen Medikamente bekommen. Zu diesem Punkt schweigt jedoch die DocMorris-Erklärung.
Daniel Rücker
Chefredakteur
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.