Wirkung auf den Rohgewinn |
30.07.2013 17:28 Uhr |
Von Guido Michels / Seit Einführung des Kombimodells bei der Honorierung hat sich die Bedeutung von hochpreisigen, verschreibungspflichtigen Arzneimitteln für die Apotheke gewandelt. Hier lohnt ein Blick auf die wirtschaftlichen Hintergründe.
Immer wieder vertreten manche Apotheker die Meinung, hochpreisige Arzneimittel seien Gift für den Rohgewinn. In der Tat: eine teure Packung wirft gemessen am Umsatz wenig Marge ab. Doch geht die pauschale Aussage an der Realität vorbei. Denn die Auswirkungen auf den Apotheken-Rohgewinn sind unterschiedlich, je nachdem ob man die relative oder die absolute Ebene betrachtet.
Verschreibungsstruktur beeinflusst Rohertrag
Zur Verdeutlichung werden als Beispiel zwei Rx-Packungen verglichen, die an einen gesetzlich Versicherten abgegeben werden: eine günstige mit einem Netto-Verkaufspreis (nach Abschlag) von 15 Euro und eine teure mit 1 000 Euro Verkaufspreis. Für beide Packungen erhält die Apotheke 8,35 Euro Festzuschlag und 3 Prozent auf den Einkaufspreis und zahlt brutto 1,80 Euro Apothekenabschlag (= netto 1,51 Euro) an die Krankenkasse. Bei der günstigen Packung bleiben der Apotheke über 7 Euro Rohgewinn, gemessen am Umsatz ist dies eine überdurchschnittlich hohe Marge von 47,2 Prozent. Die gleiche Relation beträgt bei dem teuren Artikel mit rund 36 Euro Rohgewinn nur 3,6 Prozent.
Teure Medikamente sind nicht per se unrentabel, sie verändern lediglich die Kennzahlen der Apotheke.
Foto: Fotolia/fmarsicano
Wer nun nur auf die Prozentzahlen schaut, der käme tatsächlich zu dem Schluss, dass die günstigere Packung auch die wirtschaftlich attraktivere ist. Wer allerdings die absoluten Werte betrachtet, erkennt, dass der Ertrag pro Stück beim hochpreisigen Arzneimittel etwa fünf Mal höher ist. Teure Medikamente sind also nicht per se schlecht, sie verändern nur die Kennzahlen der Apotheke. Generell ist es nützlich, sich bei dem Thema einige Punkte zu verdeutlichen.
Je mehr teure Verschreibungendurch eine Apotheke beliefert werden, desto geringer wird also der Rohgewinn im Verhältnis zum Umsatz sein. Kommen diese Verschreibungen nur sporadisch vor, ist es nicht ungewöhnlich, dass der Umsatz und Rohgewinn zwischen den Monaten stärker schwankt. Kennt der Apotheker seine Verschreibungsstruktur und den durchschnittlichen Preis der Rx-Arzneimittel, so hilft ihm das, den erzielten Rohertrag besser einzuordnen.
Den relativen Schwankungen zum Trotz: vom absoluten Ertrag betrachtet, sind die Hochpreisarzneien attraktiv. Sie liefern einen deutlich höheren Rohertrag pro Stück, also einen höheren Beitrag zur Kostendeckung. Hierbei kann unterstellt werden, dass sich der Arbeitsaufwand zwischen hoch- und normalpreisigen Arzneimitteln nicht oder nur wenig unterscheidet. Insofern ist die Belieferung dieser Arzneimittel wirtschaftlich attraktiv.
Ein geringer Rohertrag in Prozent vom Umsatz muss nicht an mangelnder Rentabilität liegen, sondern kann Ausdruck der Umsatzstruktur der Apotheke sein. Dies sollte man im Kopf haben, wenn man sich mit anderen Betrieben vergleicht. Gehen unterdurchschnittliche Roherträge mit ebenfalls unterdurchschnittlichen Kosten einher, so fährt die Apotheke unterm Strich in wirtschaftlich sicheren Gewässern.
Vorsicht bei der Lagerhaltung
Vorsicht ist geboten bei der Lagerhaltung. Zum einen binden hochpreisige Arzneimittel erhebliches Kapital. Da zwischen Einkauf, Abgabe und Bezahlung durch das Rechenzentrum eine Zeitspanne liegt, muss die Apotheke das Arzneimittel vorfinanzieren. Das bedeutet fehlende Liquidität und Zinskosten. Zum anderen ist eine Rückgabe an den Großhandel oft mit Retourenabschlägen verbunden, weil diese Artikel die zulässige Quote sprengen. Die üblichen 20 bis 40 Prozent Gebührenabzug bei Retouren bedeuten schnell viele hundert Euro Wertverlust. Sind hochpreisige Arzneimittel sogar unverkäuflich oder verfallen, ist der Rohgewinnverlust noch gravierender. Daher sollte man sie nie lange am Lager liegen lassen. Besser ist es, sie nur auf Bestellung abzugeben, wenn das Rezept schon vorliegt. In der Lagerkontrolle sollte ein besonderes Augenmerk auf teure Packungen gelegt werden.
Grundsätzlich ist es ratsam, bei auf Privatrezept verordneten Hochpreisarzneien keine Kreditkartenzahlung anzunehmen. Da die Gebühr des Kreditinstitutes vom Umsatz abhängt, frisst sie bei teuren Artikeln den Rohgewinn nahezu auf. Bei Verkauf auf Rechnung ist zu bedenken, dass bei Zahlungsausfall oder Verzug der Verlust einer hohen Summe droht. /