Schmidt wird ABDA-Präsident |
11.12.2012 18:03 Uhr |
Von Daniel Rücker, Berlin / Die ABDA hat eine neue Führungsspitze. Nachdem Präsident Heinz-Günter Wolf für eine Amtszeit nicht mehr zu Verfügung stand, steht ab Januar 2013 mit Friedemann Schmidt nun der bisherige Vize an der Spitze der Berufsorganisation.
Das Votum für Friedemann Schmidt fiel eindeutig aus. Mit 99 Prozent der Stimmen sprach sich die ABDA-Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Berlin für ihn als neuen Präsidenten aus. Das klare Ergebnis war keine Überraschung, der Präsident der Sächsischen Apothekerkammer und Leiter einer Leipziger Apotheke hat seit mehr als zehn Jahren Erfahrungen in unterschiedlichen Gremien der sächsischen Berufsvertretungen und der ABDA. Seit 2005 war er Vizepräsident der ABDA.
Arnold ist neuer Vize
Den Posten als Vizepräsident besetzt nun Mathias Arnold. Der Vorsitzende des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen seinen Amtskollegen aus Nordrhein, Thomas Preis, durch. Die angestellte Apothekerin Karin Graf komplettiert den Geschäftsführenden Vorstand der ABDA, dem neben Schmidt und Arnold auch die bereits in den Vorwochen gewählten fünfköpfigen Vorstände der Bundesapothekerkammer und des Deutschen Apothekerverbandes angehören. Graf hatte bereits in der vergangenen Wahlperiode dieses Amt inne, mit dem sie auch als Vertreterin der angestellten Apotheker Mitglied im fünfköpfigen Personalvorstand der ABDA ist.
Friedemann Schmidt (links) bildet zusammen mit Karin Graf und Mathias Arnold die neue Spitze der ABDA.
Foto: ABDA
In einer kurzen Antrittsrede bezeichnete Schmidt die Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung als das wichtigste Ziel für die kommenden Jahre. Die große Herausforderung sei dabei, den demografischen Wandel zu bewältigen. Die Nachfrage nach Gesundheitsversorgung werde steigen, die Mittel und die personellen Ressourcen würden aber kleiner. Die Apotheker stünden hier vor der großen Aufgabe, keine unversorgten Regionen entstehen zu lassen. Die Bundesregierung wäre dann genötigt, Ersatzstrukturen aufzubauen.
Diese Strukturen, so Schmidt, könnten auf die intakten Regionen ausstrahlen, in ländlichen Gebieten eingeführte Distributionsformen könnten sich auch in gut versorgten Gebieten breitmachen. Deshalb steht für Schmidt fest: »Wir können nicht zulassen, dass es in Deutschland Löcher in der Versorgung geben wird. Arzneimittel müssen aus der Apotheke kommen und nicht aus sprechenden Kaugummi-Automaten.«
Auf der anderen Seite bieten sich den Apothekern aber auch Chancen aus der demografischen Entwicklung. Wenn die Arztdichte in bestimmten Regionen abnimmt, dann würden Apotheken in diesen Regionen erste Anlaufstellen für die Patienten und deren Zugang zum Gesundheitswesen werden. Es sei den Apothekern aber nur möglich, die Versorgungsstrukturen aufrechtzuerhalten, wenn diese Leistung auch angemessen honoriert werde.
Neben den Leistungen bis zur Abgabe der Arzneimittel würden auch die Leistungen nach der Abgabe immer wichtiger. Die Begleitung der Patienten, wie sie im ABDA-KBV-Modell und der Studie zur Betreuung von Herzinsuffizienz-Patienten (Pharm-CHF-Studie) erprobt wird, sei die Zukunftssicherung der Apotheker. Schmidt: »Unser heilberufliches Schicksal entscheidet sich bei den Patienten am Krankenbett.« Er ist sich aber auch sicher: »Wir Apotheker können das.«
Neue Ansätze im Studium
Schmidt sieht Chancen, er sagte aber auch, dass dies nicht ohne tiefgreifende Veränderungen geht. Diese müssten nun angegangen werden. Dazu zählt auch eine Anpassung des Pharmaziestudiums an die neue Rolle der Apotheker (lesen Sie dazu auch ABDA: »Der Chef gehört auf die Bühne«). Die Welt werde nicht so bleiben wie sie ist, sagte er und zitierte den wohl berühmtesten Satz von Michael Gorbatschow: »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.« Der damalige Staatsratsvorsitzende der DDR, Erich Honecker, habe diesen Spruch nicht beherzigt und sei deshalb gescheitert. Auf der anderen Seite sei der Satz aber auch der Grund dafür, dass ab Januar der Leipziger Friedemann Schmidt und der Magdeburger Mathias Arnold an der Spitze der ABDA stünden und all ihre Kraft darauf verwenden könnten, »dass die deutschen Apothekerinnen und Apotheker niemals zu spät kommen«.
Friedemann Schmidt möchte die Kassen davon überzeugen, dass es immer besser mit den Apothekern geht als ohne sie. Dabei setzt er unter anderem auf das ABDA-KBV-
Modell.
Foto: ABDA
Vor der Wahl hatte der amtierende Präsident Wolf die Mitgliederversammlung zur Einigkeit aufgefordert. »Wir brauchen den Zusammenhalt des Berufsstandes.« Die Apothekerinnen und Apotheker hätten einen Anspruch darauf, dass die Kammern und Verbände arbeitsteilig in ihrem Sinne arbeiteten. Einen Schulterschluss müsse es aber auch mit den Ärzten geben.
Undeutliche Signale
Schwer fällt es Wolf, die Bundestagswahl 2013 einzuordnen. Die Signale aus den Parteien seien nicht eindeutig. Die schwarz-gelbe Regierung zeige sich in keiner guten Verfassung, weil es zu viele interne Differenzen gebe. Dies schade auch den Apothekern. Auf der anderen Seite habe Bahr sich beim Deutschen Apothekertag im Namen der gesamten Regierung für den freien Heilberuf stark gemacht. Er habe auch bekräftigt, dass Arzneimittel ein besonderes Gut seien und die Bevölkerung einen Anspruch auf eine flächendeckende Arzneimittelversorgung durch Apotheker habe. Noch diffuser sei das Bild bei SPD und Grünen. Wolf: »Es ist offen, was Apotheker von Rot-Grün zu erwarten haben.« Aus diesem Grund müssten die Apotheker im Bund und auch bei der für den Bundesrat wichtigen Landtagswahl in Niedersachsen Wahlprüfsteine formulieren, an denen die Apotheker die Parteien messen könnten.
Sehr froh zeigte sich Wolf mit der Wahl von Schmidt zum ABDA-Präsidenten: »Es ist ein gutes Gefühl, wenn man aus dem Amt ausscheidet und das Haus ist bestellt.« /