Rachenkomponente abklären |
22.09.2010 07:17 Uhr |
Für die Wahl des richtigen Arzneimittels reicht es nicht aus zu wissen, ob der Patient produktiven oder Reizhusten hat. Der Apotheker sollte in Erfahrung bringen, ob der Patient eher unter Rachen- oder Bronchialsymptomen leidet.
Weder Hustenzentrum noch Hustenrezeptoren sind heute eindeutig definiert. Vermutlich liegt das Hustenzentrum in der Medulla oblongata, eng verknüpft mit dem Atemzentrum. Weitgehend einig sind sich Wissenschaftler allerdings darüber, dass es einen Husten gibt, der oberhalb der Stimmritze im Kehlkopf und im Rachen entsteht, und einen, der unterhalb der Stimmritze in den Bronchien seinen Ursprung hat.
Die Vermittler sind in beiden Fällen Hustenrezeptoren, also Nervenendigungen, die sich überall im Epithel des Atemtraktes befinden, so in Rachen, Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien, Nase und deren Nebenhöhlen, aber auch im Gehörgang, in Magen und Speiseröhre, im Herzbeutel und im Zwerchfell. Werden hustenreizsensible Strukturen stimuliert, erreicht ein Signal das Hustenzentrum im Zentralnervensystem (ZNS). Fällt dort die Entscheidung zur Auslösung des Hustenreflexes, läuft der Nervenimpuls über efferente, motorische Nerven und Vaguszweige zurück zur Atemmuskulatur und zum Kehlkopf.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass Rachenhusten in anderer Weise reguliert wird als die tracheobronchiale Variante, zumindest was die aufsteigenden afferenten Reize betrifft. So erklären sie sich zumindest die Beobachtung, dass Lokalanästhetika und Schleimstoffe direkt im Rachen hustenreizlindernd wirken, ohne die Luftröhre oder die Bronchien zu erreichen, während zentrale Antitussiva vor allem den Hustenreiz lindern, der in Luftröhre und Bronchien entsteht. Umgekehrt bedeutet das, dass zentrale Antitussiva gegen laryngealem Husten nur wenig auszurichten vermögen.
Anatomie erklärt Symptome
Zu den wichtigsten Typen unter den Hustenrezeptoren gehören die
C-Faser-Endigungen (Chemorezeptoren)
und die RAR (rapidly adapting receptors, Mechanorezeptoren).
Die marklosen C-Fasern stellen die Mehrzahl der afferenten Nerven in den Atemwegen, besonders im Rachen und im Kehlkopf. Sie sind innerhalb des Epithels angesiedelt. Gegenüber mechanischen Stimuli sind sie relativ unempfindlich, dafür sprechen sie auf chemische Reize wie Bradykinin oder Entzündungsmediatoren wie Prostaglandine sofort an. Der Rachenhusten in Rachen und Kehlkopf wird hauptsächlich über C-Fasern vermittelt, also vor allem durch chemische Reize.
Anders beim Hustenreflex: In den Bronchien befinden sich hauptsächlich Dehnungsrezeptoren, auch RAR oder Aδ-Fasern genannt, die auf Veränderungen der Luftwegseigenschaften wie Durchmesser, Länge oder Druck, also mechanische Reize, reagieren. Im Gegensatz zu den Chemorezeptoren liegen sie nicht im, sondern unter dem Epithel an den Muskelfasern. Gegenüber vielen chemischen Reizen sind sie dagegen unempfindlich. Außerdem sind die Mechanorezeptoren markhaltig, was sie rund zehnmal so schnell Informationen leiten lässt wie C-Fasern. Der Bronchialhusten geht hauptsächlich auf mechanische Reize zurück, vermittelt durch RAR. /