Trinkwasserdesinfektion für unterwegs |
29.06.2009 13:58 Uhr |
Das Auswärtige Amt stellt unter http://www.auswaertiges-amt.de/ ein Merkblatt zu sauberem Trinkwasser im Ausland zum Download zur Verfügung.
Ist das Wasser trüb, sollte zu Beginn der Aufbereitung daher die Filtration stehen. Zur Entfernung von Schweb- und Trübstoffen sind alle in Outdoor-Geschäften erhältlichen Filter geeignet. Doch eine vollständige Entkeimung gelingt mit diesen nicht. Sie haben eine durchschnittliche Porengröße von 0,2 mm, womit Protozoen, Wurmeier und etwas größere Bakterien beseitigt werden können. »Dagegen lassen sich kleinere Bakterien und Viren nicht zuverlässig entfernen«, sagte Flörchinger. Angeboten werden verschiedene Filtermedien, oft auch in Kombination: Besonders häufig verwendet werden Keramikfilter. Sie haben den Vorteil, dass sie dauerhaft eingesetzt werden können. Damit sie nicht zur Brutstätte von Keimen werden, müssen sie jedoch regelmäßig gereinigt werden. Durch ein hohes Aufnahmevermögen zeichnen sich Glasfaserfilter aus. Nachteilig ist ihre begrenzte Lebensdauer. Reisende sollten daher immer Ersatzfilter mit sich führen. Aktivkohlefilter sind die richtige Wahl, wenn organische Substanzen aus dem Wasser entfernt werden sollen. Sobald ihre Adsorptionskapazität nachlässt, muss jedoch auch bei ihnen das Filtermaterial ausgetauscht werden.
Hygienisch einwandfrei
Ist das Wasser klar, kann es mit Desinfektionsmitteln behandelt werden. Weltweit bevorzugt werden die Halogene Chlor und Iod. Sie haben eine stark oxidierende Wirkung und zerstören schnell die Zellstrukturen von Mikroorganismen. Wenn Wasser dagegen über längere Zeit keimfrei gehalten werden soll, ist Silber Mittel der Wahl. Es wirkt sehr viel langsamer bakterizid als die Halogene und ist daher als alleiniges Desinfektionsmittel auf Reisen nicht empfehlenswert. Aufgrund seiner Langzeitwirkung wird es jedoch gerne in Kombination mit anderen Substanzen eingesetzt.
Das am meisten verwendete Desinfektionsmittel ist Chlor. Für Reisende gibt es die Substanz etwa in Form von Fertigpräparaten in Kombination mit Silber (zum Beispiel Micropur Forte®, Certisil Combina®). Durch die Langzeitwirkung des Silbers bleibt das aufbereitete Wasser bis zu sechs Monate vor einer Wiederverkeimung geschützt. Die chlorhaltigen Pulver, Lösungen oder Tabletten werden in das zu desinfizierende Wasser gegeben, wo sie mindestens 30 Minuten einwirken sollten. Die Einwirkzeit verlängert sich deutlich, wenn das Wasser Protozoen enthält. Mindestens zwei Stunden sollten sich Reisende dann für die Desinfektion Zeit nehmen, denn die Einzeller verwandeln sich außerhalb des Menschen in sehr widerstandsfähige Zysten. Alternativ können die Einzeller durch Filterung entfernt werden. Bei der Anwendung von Chlor sollten Reisende zudem wissen, dass die Substanz im alkalischen Milieu schnell ihre Wirksamkeit verliert. Ein weiterer Nachteil ist der unangenehme Geschmack. Dieser lässt sich jedoch mit Natrium-Thiosulfat (zum Beispiel Micropur Antichlor®) leicht neutralisieren. Auch bei chloriertem Leitungswasser ist dieser Zusatz empfehlenswert.
Iod wird vor allem im amerikanischen Raum etwa in Form von Iodtabletten (zum Beispiel Potable Aqua®) angeboten. In Europa ist das Halogen nicht als Fertigprodukt zugelassen. »In der Apotheke können Reisende jedoch eine 2-prozentige Iodlösung erstehen, die sie verkeimtem Wasser hinzusetzen können«, sagte Flörchinger. Bei klarem Wasser genügen davon fünf Tropfen auf einen Liter. Dabei ist zu beachten, dass die Wirkung von Iod temperaturabhängig ist. Während bei Temperaturen über 25 °C eine Einwirkzeit von 30 Minuten in der Regel ausreicht, ist bei kühleren Temperaturen eine längere Anwendung erforderlich. So verdoppelt sich die Einwirkzeit mit jeder Abnahme um 10 °C.
Nur für kurze Zeit lässt sich Iod unbesorgt anwenden. Wenn Menschen über einem längeren Zeitraum das aufbereitete Wasser zu sich nehmen, kann es zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommen. Besonders gefährlich ist dies bei Ungeborenen. Daher ist der Genuss von mit Iod desinfiziertem Wasser in der Schwangerschaft kontraindiziert. Auch Iod hinterlässt einen unangenehmen Geschmack. Abhilfe schafft eine Messerspitze Ascorbinsäure auf 250 ml Wasser oder die Filtration über Aktivkohle.
Hitze und Strahlung
Das wohl älteste Verfahren zur Gewinnung von keimfreiem Wasser ist das Abkochen. Mindestens eine Minute lang sollten Reisende es dazu leicht sprudelnd kochen lassen. Dies gilt jedoch nicht bei einem Aufenthalt in größerer Höhe. Dort ist der Luftdruck geringer und Wasser siedet schon bei niedrigeren Temperaturen. Daher muss ab einer Höhe von 2000 Metern über dem Meeresspiegel mindestens eine Kochzeit von drei Minuten eingehalten werden. Alternativ kann zusätzlich auch eine chemische Desinfektion erwogen werden. Nach dem Abkochen sollte das Wasser möglichst in den Gefäßen abkühlen können, in denen es abgekocht wurde. Wenn es dabei abgedeckt ist und keine Eiswürfel zum Herunterkühlen verwendet werden, bleibt das Risiko einer erneuten Verkeimung minimal.
Ein großer Nachteil des Verfahrens ist der relativ hohe und manchmal auch schwer zu deckende Energiebedarf für das Erhitzen. Daher ist das Abkochen für die Aufbereitung von großen Wassermengen etwa für eine Segeljacht kaum geeignet. Zu beachten ist zudem, dass weder Trübstoffe, Schwermetalle noch Pestizide beseitigt werden. Es sollte daher zusätzlich filtriert werden. Weniger ein Problem ist dagegen der oft fade Geschmack des abgekochten Wassers. Leicht lässt er sich durch eine Prise Salz verbessern. Auch die Zuführung von Luft durch das Dekantieren von einem Gefäß zum anderen kann helfen.
Ebenfalls gegen Bakterien und Viren gut wirksam ist eine UV-Bestrahlung. Aber selbst für den kleinen Bedarf von Abenteuer- und Rucksackreisenden ist der dazu notwendige Zeitaufwand in der Regel viel zu groß. Über viele Stunden muss das Wasser etwa in einer ungefärbten PET-Flasche dem Sonnenlicht ausgesetzt werden.