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Biontech/Pfizer

Impfstoff offenbar wirksam gegen neue Variante

Der Covid-19-Impfstoff Comirnaty® (Tozinameran, BNT162b2) schützt offenbar auch vor den neuen, ansteckenderen Varianten von SARS-CoV-2 aus England und Südafrika. Das zeigen erste Labordaten von Hersteller Pfizer.
Annette Rößler
08.01.2021  10:30 Uhr

Die neue Variante VOC 202012/01 des Coronavirus bereitet derzeit große Sorgen, weil sie deutlich ansteckender ist als die ursprüngliche Form. Das liegt vor allem an der Mutation N501Y in der Rezeptorbindestelle des Spike-Proteins von SARS-CoV-2. Sie bewirkt, dass das Virus besser an den ACE2-Rezeptor auf Zielzellen andocken kann. Entdeckt wurde die Variante zunächst in England. Mittlerweile ist sie jedoch auch in mehreren anderen Ländern, darunter Deutschland, aufgetaucht und scheint sich rasch zu verbreiten. Eine ungefähr gleichzeitig erstmals in Südafrika nachgewiesene Variante trägt ebenfalls die Mutation N501Y.

Vor diesem Hintergrund ist es eine extrem wichtige Frage, ob die bereits verfügbaren (und künftige) Impfstoffe auch vor diesen Varianten schützen. Biontech-Chef Ugur Sahin äußerte sich diesbezüglich bereits kurz nach der Entdeckung der Mutation optimistisch. Tatsächlich belegt war die Wirksamkeit jedoch bislang noch nicht. Dies haben Mitarbeiter von Pfizer und der University of Texas Medical Branch jetzt getan.

Auf dem Preprint-Server »BioRxiv« veröffentlichten sie entsprechende Labordaten. Sie zeigen, dass die neutralisierenden Antikörper in den Blutseren von 20 Personen, die mit Comirnaty geimpft waren, gegen SARS-CoV-2 mit N501Y-Mutation genauso wirksam waren wie gegen das nicht mutierte Virus. Eine Einschränkung sei allerdings, dass N501Y nicht die einzige Mutation sei, die die Varianten aus England und Südafrika auszeichneten, schreiben die Autoren. In früheren Untersuchungen habe man jedoch schon zeigen können, dass sich die BNT162b2-induzierte Immunität auch auf 15 weitere Mutationen des SARS-CoV-2-Spike-Proteins erstrecke.

Bezüglich der Wirksamkeit von Comirnaty kann man also Entwarnung geben – vorerst. Gegenüber dem Nachrichtendienst »Reuters« verdeutlichte Phil Dormitzer, Virologe bei Pfizer und einer der Autoren der Studie: »Wir haben jetzt also 16 verschiedene Mutationen getestet und keine davon hat sich wirklich signifikant ausgewirkt. Das ist eine gute Nachricht. Es muss aber nicht bedeuten, dass die 17. sich auch nicht auswirken wird.« Bedenklich sei etwa die E484K-Mutation, die ebenfalls in Südafrika aufgetaucht sei.

Angesichts der aktuellen Diskussion um eine mögliche Verlängerung des Impfintervalls ist zudem zu betonen, dass die Probanden in der aktuellen Studie beide Comirnaty-Dosen wie vorgesehen erhalten hatten. Die eingesetzten Blutproben waren zwei beziehungsweise vier Wochen nach der zweiten Impfdosis entnommen worden. Experten warnen dringend davor, ohne weitere Daten vom zugelassenen Impfschema der zwei Dosen im Abstand von 21 Tagen abzuweichen, da die Konsequenz möglicherweise ein unvollständiger Impfschutz ist, der wiederum neue Mutationen begünstigen könnte.

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