Höhepunkt der Krise noch nicht erreicht |
Der Moment mit den höchsten Infektionszahlen steht laut Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) noch bevor. / Foto: Adobe Stock/Feydzhet Shabanov
«Die Zeit mit den höchsten Infektionszahlen liegt noch vor uns.» Vor Beginn der momentanen Einschränkungen habe es eine «Verdoppelung alle drei Tage» gegeben. Damit das Gesundheitswesen nicht überfordert werde, seien Verdopplungszeiten von deutlich mehr als zehn Tagen nötig. «Wahrscheinlich sogar eher zwölf oder vierzehn Tage.»
Mit Blick auf wegen der Corona-Pandemie geschlossene Schulen sagte Braun, die Vorstellung, dass sich Kinder «auf dem Schulhof zu 100 Prozent nach unseren Abstandsvorschriften verhalten, ist nicht sehr realistisch». Kämen sie dann nach Hause, träfen sie vielleicht auf ihre Großeltern. «Dann können schnell Infektionsketten entstehen.»
Zur Situation der Wirtschaft sagte der Kanzleramtsminister: «Die Vorstellung, dass wir in Deutschland vielleicht bald manche Kranke nicht mehr versorgen können, weil die Zahl der Infektionen hochschießt, ist so schwerwiegend, dass ich sage: Das Wichtigste ist zunächst, dass wir das vermeiden. Dahinter steht die Wirtschaft erst mal einen großen Schritt zurück.»
Die Vizechefin der FDP-Bundestagsfraktion, Katja Suding, sagte dem «Spiegel», die Bundesregierung müsse schnell eine Ausstiegsstrategie vorlegen. Angesichts der drastischen Maßnahmen kritisierte sie, die Kommunikation der Regierung sei nicht klar genug, «das geht besser».
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hielt in dem Nachrichtenmagazin dagegen: «Als Politiker sollten wir jetzt nicht lamentieren, sondern den Bürgern die harten, aber notwendigen Maßnahmen erklären», sagte er. «Wer weiß, ob sie nicht sogar noch verschärft werden müssen.»
Von der Deutschen Stiftung Patientenschutz hieß es, eine Ausstiegsstrategie sei sinnvoll. «Daher gilt es, die Altenheime in Deutschland krisenfest zu machen», erklärte Vorstand Eugen Brysch heute. Doch es fehle noch immer der Grundschutz vor dem Virus. «Ketteninfektionen unter Altenheimbewohnern und Pflegekräften können nur vermieden werden, wenn Testungen, Quarantäne, Versorgung und medizinisch-pflegerische Hilfe lückenlos stehen. Hier reichen die Anstrengungen von Bund, Ländern und Gemeinden bei weitem nicht aus.»
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.