Hilfe bei gereizten und trockenen Augen |
Langes Arbeiten am Computer lässt die Lidschlagfrequenz sinken, sodass die Augen nicht mehr ausreichend befeuchtet werden. / Foto: Adobe Stock/sebra
Gerötete Augen, geschwollene Lider, ein brennendes Gefühl oder Schmerzen – das sind häufige Symptome für Augenreizungen. Bakterielle oder virale Infekte, eingedrungene Fremdkörper oder Autoimmunerkrankungen sind mögliche Ursachen, die einer ärztlichen Diagnose und Behandlung bedürfen und daher kein Fall für eine Selbstmedikation sind (siehe Kasten).
Handelt es sich hingegen um Reizungen durch Umweltfaktoren, etwa verrauchter, trockener, kalter Luft oder UV-Licht oder um ein trockenes Auge, kann eine Selbstmedikation versucht werden. Ausschließlich bei Reizungen durch Umwelteinflüsse, und auch hier nur kurzzeitig, können topische α-Sympathomimetika, zum Beispiel Tetryzolin oder Naphazolin, eingesetzt werden. Kontraproduktiv ist ihre Anwendung hingegen bei einem gestörten Tränenfilm. Hier würden sie die Beschwerden – gegebenenfalls nach kurzzeitiger Besserung – rasch wieder verschlechtern. Tränenersatzflüssigkeiten stellen hier eine sinnvolle Option dar. Patienten müssen sie langfristig und regelmäßig anwenden, um dauerhaft Erfolg zu haben. Daher empfehlen sich Konservierungsmittel-freie Zubereitungen.
Zum Hintergrund: Ein nicht intakter Tränenfilm stellt die Augen vor besondere Herausforderungen. Zum einen haben sie dadurch verschiedenen Umwelteinflüssen weniger entgegenzusetzen und reagieren rascher als zuvor mit einer Reizung. Zum anderen verändert sich dadurch die Lichtbrechung, was zu unscharfem Sehen führen kann. Was Betroffene häufig nicht wissen: Trockene Augen tränen häufig. Hinter den Beschwerden steckt dann nicht ein Mangel am wässrigen Anteil der Tränenflüssigkeit, sondern vielmehr fehlt es an Lipiden, die den Tränenfilm stabilisieren. So unterscheidet die Leitlinie »Trockenes Auge« des Berufsverbandes der Augenärzte drei Unterformen des trockenen Auges: eine hyposekretorische Form (Störungen der wässrig-muzinösen Tränenfilmanteile), eine hyperevaporative Form (Störungen der Lipidanteile des Tränenfilms) und kombinierte Störungen.
Tränenersatzmittel sind laut Leitlinie Mittel der ersten Wahl. Bei leichteren Beschwerden lindern etwa Augentropfen mit Polyvinylalkohol (PVA, etwa Lacrimal®), Polyvinylpyrrolidon (PVP, etwa Lac®-Ophtal®), Hypromellose (etwa Artelac®) oder Hyaluronsäure (etwa Hylo Comod®) die Beschwerden. Auch fehlende Lipide können auf diese Weise ergänzt werden. Entsprechende Zubereitungen enthalten mittelkettige Triglyceride (zum Beispiel Artelac® Lipids) oder Omega-3-Fettsäuren und Phospholipide (zum Beispiel Visuevo®). Auch Kombinationen aus Befeuchtungsmitteln mit einer Lipidkomponente (zum Beispiel Artelac® Complete) stehen zur Verfügung. Bei fehlenden Lipiden stehen neben Augentropfen, -gelen und -salben auch -sprays (etwa Omnitears®) zur Auswahl, die eine einfache Anwendung ermöglichen. Sie werden auf das geschlossene Auge gesprüht; die enthaltenen Lipide sollen sich dann mit dem Lidschlag auf der Augenoberfläche verteilen. Reizlindernd und heilungsfördernd wirkt außerdem Dexpanthenol, das es in Zubereitungen zur Anwendung am Auge gibt (etwa Bepanthen® Augentropfen oder Augen- und Nasensalbe).
Ein Blick auf die Meibomschen Drüsen: Sie befinden sich auf den Lidkanten der Augen und produzieren die Lipidkomponente, die den Tränenfilm stabilisiert. Allerdings können sie verstopfen. Infolge des Staus in den Ausgängen kann es zu leichten Entzündungen kommen. Nicht beliebt, aber wirksam ist eine regelmäßige Lidrandpflege. Diese besteht aus (möglichst gleichbleibend) warmen Kompressen (zum Beispiel Posiforlid® Augenmaske) für rund 10 bis 15 Minuten mit anschließendem Ausstreichen mittels Wattestäbchen. Die Technik sollte bei einem Augenarzt erlernt werden. Als entzündungshemmender und schmerzstillender Wirkstoff steht für die Selbstmedikation Salicylsäure zur Verfügung (etwa Posiforlid Comod® Augentropfen). Dieser kann bei Lidrandentzündungen, unspezifischen Bindehautentzündungen oder Reizzuständen über maximal 14 Tage eingesetzt werden.